Traum-Trio peilt großen Wurf an
Im Speerwerfen kämpfen drei Deutsche um den EM-Titel
Thomas Röhler, Johannes Vetter und Andreas Hofmann sind allesamt Weltklasse-Speerwerfer. Am Abend wollen sie Historisches schaffen.
BERLIN – Olympiasieger und Weltmeister sind die Speerwerfer schon – in Berlin wollen Thomas Röhler, Johannes Vetter und Andreas Hofmann nun auch das EM-Gold nach Deutschland holen. „Wir müssen uns nicht verstecken, vor allem nicht zu Hause. Da hat man sich nicht zu verstecken, da geht man volle Attacke – das werden wir alle drei tun“, sagte Vetter, der im vergangenen Jahr in London Weltmeister wurde und mit 92,70 Metern in dieser Saison die Nummer eins der Welt ist.
Doch seine Konkurrenten sind vor dem Finale an dieem D nne a
D nd nicht weniger motiviert – und nicht weniger gut drauf. Olympiasieger Röhler (91,78) ist Nummer drei der Welt, Andreas Hofmann (92,06), der dieses Jahr deutscher Meister wurde, die Nummer zwei.
Röhler zittert
„Das Ziel ist definitiv eine Medaille. Ich sage auch bewusst, dass ich in Berlin Gold gewinnen möchte, denn das ist meine sportliche Herangehensweise an jeden Wettkampf“, sagte Röhler, der in der Qualifikation am Mittwoch zunächst Probleme hatte. Seinen ersten Versuch machte er ungültig, der zweite landete bei 78,95 Meter – zwischenzeitlich rutschte der 26jährige Jenaer auf Platz zwölf ab. Doch dann zeigte Röhler seine Klasse und erreichte mit 85,47 Metern die zweitgrößte Weite der Qualifikation. „Ich bin sehr viel gerutscht. Aber Ende gut, alles gut. Ich bin zufrieden mit der Qualifikation. So gehe ich mit einem echt guten Gefühl raus“, sagte er.
Lachender Dritter könnte wie bei den deutschen Meisterschaften Hofmann werden, der derzeit in der Form seines Lebens scheint. Bei einem Sieg des Mannheimers wären die internationalen Titel unter den drei Deutschen aufgeteilt. „Jeder gibt sein Bestes. Wer auf eins, zwei, drei steht, werden wir sehen“, sagte der 26Jährige, der die geforderte Qualifikationsweite (82,00) bereits mit dem ersten Wurf übertraf (82,36).
Weltmeister Vetter überzeugte am Mittwoch mit 87,39 Metern im ersten Versuch – es war der weiteste Wurf des gesamten Wettbewerbs. „Das stimmt mich sehr zufrieden“, sagte der 25-jährige Offenburger und ergänzte mit Blick aufs Finale: „Uns Deutsche gilt es zu schlagen.“
Respektvoller Umgang
Wer bei den drei Konkurrenten böses Blut wegen der sportlichen Rivalität vermutet, der irrt. Abseits des Wettkampfes ist der Umgang respektvoll, freundschaftlich – auch ein gemeinsames Bier ist drin. „Wir können auch mal
über Gott und die Welt reden, nicht nur über Speerwurf“, sagte Hofmann.
Miteinander statt Gegeneinander ist ohnehin bei den Speerwerfern angesagt: Gemeinsam tüfteln, individuell gewinnen. „Es ist sicherlich unser Geheimnis, dass wir in so einem starken Austausch untereinander stehen, obwohl wir eine direkte Konkurrenzsituation haben“, sagte Bundestrainer Boris Obergföll.
Das letzte EM-Gold für einen deutschen Speerwerfer gab es 1986 durch Klaus Tafelmeier. Drei Athleten aus einer Nation auf den Medaillenrängen gab es im Speerwerfen der Männer bei Welt- und Europameisterschaften noch nie.
Ein rein deutsches Podium, 1938 schafften dies bei der EM die drei Speerwerferinnen Lisa Gelius, Suse Pastors und Luise Krüger, ist aber keine Selbstverständlichkeit. Vor allem der Este Magnus Kirt, der in diesem Jahr bereits 89,75 Meter warf, und der tschechische Vize-Weltmeister Jakub Vadlejch (89,0) möchten den Deutschen den Dreifachtriumph streitig machen.