Freigeist bekommt neue Aufgaben
Als Werders neuer Kapit;n muss Max Kruse auch wieder mit den Medien sprechen
Trainer Florian Kohfeldt wollte einen „frechen“Kapit;n. Kruse formulierte gleich mal ein mutiges Saisonziel.
GRASSAU – Zwischen den Zeilen gelesen war schon länger klar, was von Werder Bremen am Mittwoch im Trainingslager in Grassau am Chiemsee offiziell verkündet wurde. Max Kruse ist neuer Mannschaftskapitän des FußballBundesligisten und damit Nachfolger des zu RB Salzburg gewechselten Zlatko Junuzovic.
Bereits vor drei Wochen hatte es einen ersten dezenten Hinweis darauf gegeben. Am Rande des Trainingslagers im Zillertal hatte Trainer Florian Kohfeldt verlauten lassen, dass Kruse noch während der Saison-Vorbereitung zu einer Presserunde erscheinen würde.
Eigentlich nichts ungewöhnliches. Nahezu jeder Spieler wird in den Wochen vor dem Saisonstart präsentiert und kann zu den Aussichten des Vereins sowie eigenen Zielen befragt werden. Kruse aber hatte sich die gesamte vergangene Saison einen mehr oder weniger strikten Medien-Boykott auferlegt, weil er sich von einer Zeitung respektlos behandelt fühlte. Außer für ein Interview im Magazin „11 Freunde“stand er nicht zur Verfügung.
Vorbei – mit der Ernennung zum Kapitän ist Kruse nicht nur erster Ansprechpartner für seine Mitspieler, sondern auch das Sprachrohr des Vereins nach außen hin. „Er muss sich stellen, aber er soll sich dabei nicht verstellen“, erklärte Kohfeldt. Hellauf begeistert sei Kruse zwar in diesem Punkt nicht gewesen, eine Diskussion darum hätte es jedoch auch nicht gegeben. „Ich bin mir meiner neuen Aufgabe bewusst. Sie ist eine Auszeichnung und ich freue mich über das in mich gesetzte Vertrauen“, meinte Kruse.
Schließlich hatte sich der 30-Jährige um das Amt beworben. „Für meine persönliche Entwicklung wollte ich unbedingt einen weiteren Schritt machen“, sagte der Angreifer: „Ich möchte bei der Führung der Mannschaft noch mehr Verantwortung übernehmen und als Typ und mit meiner Mentalität vorangehen.“
Kruse erhielt den Vorzug gegenüber Niklas Moisander. „Für mich war die Frage, ob ich einen eher staatsmännischen oder einen eher frechen Kapitän haben will. Ich habe mich für den frechen entschieden, weil wir ja auch frechen Fußball spielen wollen“, erklärte Kohfeldt.
Für den Trainer ist Kruse gesetzt, er besitzt auf dem Platz nahezu alle Freiheiten. „Ich möchte daher, dass auf ihn jetzt noch andere Aufgaben zukommen. Max entlastet mich am Spielfeldrand, indem er seine Mitspieler antreibt und bei ihnen die Spannungskurve hochhält. Ich glaube, an dieser Rolle kann er wachsen“, meinte Kohfeldt.
Derweil meisterte Kruse in Grassau die erste Medien-Runde als Kapitän und formulierte ganz seinem Naturell recht forsch das Saisonziel. „Wir müssen davon wegkommen, uns erstmal immer nur unten raushalten zu wollen. Wir haben uns verbessert und das sollte an der Tabelle dann schon auch ablesbar sein. Über die Meisterschaft brauchen wir natürlich nicht zu sprechen. Doch bei allem dahinter, da wollen wir dabei sein.“