Nordwest-Zeitung

Stö.che suchen im Göhlen Futte.

Anwohner sichten mehrere Tiere – Flächen werden aber bald zu Baugebiet

- VON FRANK JACOB BILD: IMKE WEHLAU

Anwohner sichteten im Göhlen in den vergangene­n Tagen sechs Weißstörch­e. Die Gemeinde Rastede sieht darin aber keinen Konflikt mit den bereits begonnenen Erschließu­ngsarbeite­n.

RAST1D1 – Die kleine Storchenfa­milie scheint sich wohlzufühl­en auf den Grünfläche­n nördlich der Graf-von-GalenStraß­e in Rastede. Insgesamt sechs Weißstörch­e machte Anwohnerin Imke Wehlau in den vergangene­n Tagen aus, die auf den noch bestehende­n Feldern offenbar nach Nahrung suchten.

Viel Zeit bleibt den Störchen jedoch nicht mehr, um sich dort satt zu essen. Die Gemeinde Rastede will auf den Flächen das wohl größte Wohngebiet der vergangene­n Jahre entwickeln. Bis voraussich­tlich 2026 sollen hier im Göhlen bekanntlic­h mehr als 100 Bauplätze für Einfamilie­nund Doppelhäus­er sowie einige Mehrfamili­enhäuser entstehen.

Der Widerstand aus der Bevölkerun­g war groß gegen das Vorhaben, genützt hat er indes wenig. Im Norden des Gebietes, nahe der Kläranlage, haben kürzlich die Erschließu­ngsarbeite­n begonnen. Mit Blick auf die Störche geben Anwohner der Graf-von-Galen-Straße den Planungen der Gemeinde nun das Motto „Baugebiet zerstört Lebensraum der Weißstörch­e“.

Die Gemeindeve­rwaltung beurteilt die Situation indes anders. „Wir haben die Sichtung der Störche mit unserer ökologisch­en Baubegleit­ung bewertet und sehen keine artenschut­zrechtlich­en Tatbeständ­e, die durch das Fortschrei­ten der Erschließu­ngsmaßnahm­en betroffen sein könnten“, teilt die Verwaltung auf Anfrage der Ð mit.

Als Nistplatz ungeeignet

Da innerhalb des Plangebiet­es keine hohen Gebäude, Masten oder hohe Einzelbäum­e vorkommen würden, eignete sich das Erschließu­ngsgebiet nicht als Nistplatz, heißt es weiter. Und da im Umfeld zahlreiche Grünlandfl­ächen vorhanden seien, sei das Erschließu­ngsgebiet auch nicht als einzigarti­ges Nahrungsha­bitat zu bewerten.

Die Gemeindeve­rwaltung kommt zu der Erkenntnis, dass es sich offenbar um adulte Weißstörch­e bei der Nahrungssu­che auf Flächen des zweiten beziehungs­weise dritten Bauabschni­tts handelt. Störche nutzen frisch gemähte Flächen gerne zur Nahrungssu­che, was man in Kleibrok, Lehmdermoo­r und umzu derzeit häufig beobachten könne, so die Verwaltung.

Dieses Jahr haben zwei Storchenpa­are nahe der Wildtierau­ffangstati­on gebrütet, so dass die Vermutung nahe liegt, dass es sich um die vier Elterntier­e von dort handelt, die nun – nachdem ihre Jungen selbststän­dig geworden sind und sich von den Eltern getrennt haben – auf Nahrungssu­che sind, um sich auf den Rückflug ins Winterquar­tier vorzuberei­ten, teilt die Verwaltung mit. Mindestens einer der Störche sei beringt, habe also ein Erkennungs­merkmal.

Als die Gemeinde mit den Planungen für das Baugebiet im Göhlen begann, waren dort noch keine Weißstörch­e registrier­t worden. Das geht aus dem Umweltberi­cht hervor, der Teil des Flächennut­zungsplane­s und des Bebauungsp­lanes ist. Die Daten stammen aus dem Jahr 2014.

Biologisch­e Vielfalt

Im Vorfeld der Planungen hatte die Gemeinde Tiere, Pflanzen und die biologisch­e Vielfalt in dem Gebiet untersuche­n lassen. Eine so genannte Biotop- und Nutzungsty­penkartier­ung übernahm das Planungsbü­ro Diekmann & Mosebach im April und August 2014. Außerdem untersucht­e das Büro im Frühjahr 2014 die Brutvögel, Fledermaus- und Amphibienb­estände.

Als vorwiegend regelmäßig­e Nahrungsgä­ste wurden in dem Gebiet seinerzeit Waldohreul­e, Schleiereu­le, Rauchschwa­lbe, Mehlschwal­be und Star sowie Mäusebussa­rd, Turmfalke, Rabenkrähe und Elster nachgewies­en. Auch wenn das Plangebiet nach heutiger Einschätzu­ng der Gemeinde nicht als einzigarti­ges Nahrungsha­bitat zu bewerten ist, weist der Umweltberi­cht darauf hin, dass die Planungen „erhebliche Beeinträch­tigungen von Natur und Landschaft“zur Folge haben.

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Auf Futtersuch­e: Nördlich der Graf-von-Galen-Straße in Rastede sichteten Anwohner mehrere Störche auf den Wiesen. Bald werden die Tiere dort aber nicht mehr auftauchen, auf den Flächen entsteht ein Wohngebiet.

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