Stö.che suchen im Göhlen Futte.
Anwohner sichten mehrere Tiere – Flächen werden aber bald zu Baugebiet
Anwohner sichteten im Göhlen in den vergangenen Tagen sechs Weißstörche. Die Gemeinde Rastede sieht darin aber keinen Konflikt mit den bereits begonnenen Erschließungsarbeiten.
RAST1D1 – Die kleine Storchenfamilie scheint sich wohlzufühlen auf den Grünflächen nördlich der Graf-von-GalenStraße in Rastede. Insgesamt sechs Weißstörche machte Anwohnerin Imke Wehlau in den vergangenen Tagen aus, die auf den noch bestehenden Feldern offenbar nach Nahrung suchten.
Viel Zeit bleibt den Störchen jedoch nicht mehr, um sich dort satt zu essen. Die Gemeinde Rastede will auf den Flächen das wohl größte Wohngebiet der vergangenen Jahre entwickeln. Bis voraussichtlich 2026 sollen hier im Göhlen bekanntlich mehr als 100 Bauplätze für Einfamilienund Doppelhäuser sowie einige Mehrfamilienhäuser entstehen.
Der Widerstand aus der Bevölkerung war groß gegen das Vorhaben, genützt hat er indes wenig. Im Norden des Gebietes, nahe der Kläranlage, haben kürzlich die Erschließungsarbeiten begonnen. Mit Blick auf die Störche geben Anwohner der Graf-von-Galen-Straße den Planungen der Gemeinde nun das Motto „Baugebiet zerstört Lebensraum der Weißstörche“.
Die Gemeindeverwaltung beurteilt die Situation indes anders. „Wir haben die Sichtung der Störche mit unserer ökologischen Baubegleitung bewertet und sehen keine artenschutzrechtlichen Tatbestände, die durch das Fortschreiten der Erschließungsmaßnahmen betroffen sein könnten“, teilt die Verwaltung auf Anfrage der Ð mit.
Als Nistplatz ungeeignet
Da innerhalb des Plangebietes keine hohen Gebäude, Masten oder hohe Einzelbäume vorkommen würden, eignete sich das Erschließungsgebiet nicht als Nistplatz, heißt es weiter. Und da im Umfeld zahlreiche Grünlandflächen vorhanden seien, sei das Erschließungsgebiet auch nicht als einzigartiges Nahrungshabitat zu bewerten.
Die Gemeindeverwaltung kommt zu der Erkenntnis, dass es sich offenbar um adulte Weißstörche bei der Nahrungssuche auf Flächen des zweiten beziehungsweise dritten Bauabschnitts handelt. Störche nutzen frisch gemähte Flächen gerne zur Nahrungssuche, was man in Kleibrok, Lehmdermoor und umzu derzeit häufig beobachten könne, so die Verwaltung.
Dieses Jahr haben zwei Storchenpaare nahe der Wildtierauffangstation gebrütet, so dass die Vermutung nahe liegt, dass es sich um die vier Elterntiere von dort handelt, die nun – nachdem ihre Jungen selbstständig geworden sind und sich von den Eltern getrennt haben – auf Nahrungssuche sind, um sich auf den Rückflug ins Winterquartier vorzubereiten, teilt die Verwaltung mit. Mindestens einer der Störche sei beringt, habe also ein Erkennungsmerkmal.
Als die Gemeinde mit den Planungen für das Baugebiet im Göhlen begann, waren dort noch keine Weißstörche registriert worden. Das geht aus dem Umweltbericht hervor, der Teil des Flächennutzungsplanes und des Bebauungsplanes ist. Die Daten stammen aus dem Jahr 2014.
Biologische Vielfalt
Im Vorfeld der Planungen hatte die Gemeinde Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt in dem Gebiet untersuchen lassen. Eine so genannte Biotop- und Nutzungstypenkartierung übernahm das Planungsbüro Diekmann & Mosebach im April und August 2014. Außerdem untersuchte das Büro im Frühjahr 2014 die Brutvögel, Fledermaus- und Amphibienbestände.
Als vorwiegend regelmäßige Nahrungsgäste wurden in dem Gebiet seinerzeit Waldohreule, Schleiereule, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe und Star sowie Mäusebussard, Turmfalke, Rabenkrähe und Elster nachgewiesen. Auch wenn das Plangebiet nach heutiger Einschätzung der Gemeinde nicht als einzigartiges Nahrungshabitat zu bewerten ist, weist der Umweltbericht darauf hin, dass die Planungen „erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft“zur Folge haben.