Ermittlungen in der rechten Szene
Brisanter „Polizeiruf 110“aus München – Kommissar legt sich mit Verfassungsschutz an
Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) sucht den Mörder eines 9yrers. Es ist sein vorletzter Fall.
MÜNCHEN – Ein Mädchen wird in einer Münchner Bahnhofsunterführung belästigt. Es ruft um Hilfe, eine Gruppe von vier Jugendlichen trennt die beiden schließlich. Wenig später ist der Angreifer, ein junger Syrer, tot. Unzählige Tritte in den Körper und auf seinen Kopf sind die Todesursache.
Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) hat Zweifel an dieser Version des Tathergangs; schließlich sind zwei der An- greifer als Anhänger der rechten Szene bekannt und wegen kleinerer Delikte vorbestraft. Der Beamte geht von einem Mord aus. So beginnt der hochpolitische „Polizeiruf 110“mit dem Titel „Das Gespenst der Freiheit“. Regie führte Jan Bonny, der auch den preisgekrönten Polizeiruf 110 „Der Tod macht Engel aus uns allen“inszenierte. Das Erste strahlt den Film am 19. August um 20.15 Uhr aus.
Gedreht wurde bereits im Frühjahr 2017. Die ARD hat den Film für einen Sendeplatz im Umfeld des Urteils im NSU-Prozess zurückgehalten, in dem am 11. Juli die Urteile gesprochen wurden. Bonnys Film ist als Warnung zu verstehen, dass eine ähnliche Gruppierung wieder entstehen könne, weil die Gefahr von Rechts einerseits nicht ernst genommen wird und der Verfassungsschutz darauf setzt, V-Männer in die Szene einzuschleusen, um die Gruppen zu kontrollieren und zu steuern. Welche Rolle Spitzel im NSU-Komplex und insbesondere bei einem der Morde spielten, ist bis heute nicht restlos aufgeklärt.
Die Ermittlungen von Hanns von Meuffels werden durch Verfassungsschutzmitarbeiter Röhl (Joachim Krol) behindert. Der skrupellose, zynische Biedermann sucht stets nach Informanten in der rechten Szene, die er mit Versprechungen lockt. Bei Farim (Jasper Engelhardt) hat er Erfolg. Der Halbiraner hatte sich zwei Jahre vergeblich um eine Lehrstelle bemüht; durch Röhls Vermittlung hat er endlich einen Job in einer Logistikfirma.
Röhl lechzt nach Insiderinformationen, und er ermutigt Farim, in der Szene zu bleiben. Er steckt Farim sogar eine Waffe zu. In der Gruppe ist er der gelittene Außenseiter, der ständig beweisen muss, dass er dazugehört.
Schnell spricht sich unter den Neonazis herum, dass ein neuer Spitzel eingeschleust wurde. Die Information stammt von einem Polizeibeamten. Auch diese unselige Verbindung ist Hanns von Meuffels bekannt.
Der Film spitzt das Duell der beiden Beamten bis zur Katastrophe zu; dramaturgisch stringent greifen die Handlungsstränge ineinander. Der „Polizeiruf 110“gibt einen Einblick in die rechte Szene, die von Spitzeln unterwandert ist, zeigt einen Verfassungsschutz, der eigene Fehler unter den Teppich kehrt, und gibt damit vielschichtige Denkanstöße. Es ist Matthais Brandts vorletzter Fall als Kommissar von Meuffels.