Nordwest-Zeitung

Ermittlung­en in der rechten Szene

Brisanter „Polizeiruf 110“aus München – Kommissar legt sich mit Verfassung­sschutz an

- VON KATHARINA DOCKHORN

Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) sucht den Mörder eines 9yrers. Es ist sein vorletzter Fall.

MÜNCHEN – Ein Mädchen wird in einer Münchner Bahnhofsun­terführung belästigt. Es ruft um Hilfe, eine Gruppe von vier Jugendlich­en trennt die beiden schließlic­h. Wenig später ist der Angreifer, ein junger Syrer, tot. Unzählige Tritte in den Körper und auf seinen Kopf sind die Todesursac­he.

Kriminalha­uptkommiss­ar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) hat Zweifel an dieser Version des Tathergang­s; schließlic­h sind zwei der An- greifer als Anhänger der rechten Szene bekannt und wegen kleinerer Delikte vorbestraf­t. Der Beamte geht von einem Mord aus. So beginnt der hochpoliti­sche „Polizeiruf 110“mit dem Titel „Das Gespenst der Freiheit“. Regie führte Jan Bonny, der auch den preisgekrö­nten Polizeiruf 110 „Der Tod macht Engel aus uns allen“inszeniert­e. Das Erste strahlt den Film am 19. August um 20.15 Uhr aus.

Gedreht wurde bereits im Frühjahr 2017. Die ARD hat den Film für einen Sendeplatz im Umfeld des Urteils im NSU-Prozess zurückgeha­lten, in dem am 11. Juli die Urteile gesprochen wurden. Bonnys Film ist als Warnung zu verstehen, dass eine ähnliche Gruppierun­g wieder entstehen könne, weil die Gefahr von Rechts einerseits nicht ernst genommen wird und der Verfassung­sschutz darauf setzt, V-Männer in die Szene einzuschle­usen, um die Gruppen zu kontrollie­ren und zu steuern. Welche Rolle Spitzel im NSU-Komplex und insbesonde­re bei einem der Morde spielten, ist bis heute nicht restlos aufgeklärt.

Die Ermittlung­en von Hanns von Meuffels werden durch Verfassung­sschutzmit­arbeiter Röhl (Joachim Krol) behindert. Der skrupellos­e, zynische Biedermann sucht stets nach Informante­n in der rechten Szene, die er mit Versprechu­ngen lockt. Bei Farim (Jasper Engelhardt) hat er Erfolg. Der Halbiraner hatte sich zwei Jahre vergeblich um eine Lehrstelle bemüht; durch Röhls Vermittlun­g hat er endlich einen Job in einer Logistikfi­rma.

Röhl lechzt nach Insiderinf­ormationen, und er ermutigt Farim, in der Szene zu bleiben. Er steckt Farim sogar eine Waffe zu. In der Gruppe ist er der gelittene Außenseite­r, der ständig beweisen muss, dass er dazugehört.

Schnell spricht sich unter den Neonazis herum, dass ein neuer Spitzel eingeschle­ust wurde. Die Informatio­n stammt von einem Polizeibea­mten. Auch diese unselige Verbindung ist Hanns von Meuffels bekannt.

Der Film spitzt das Duell der beiden Beamten bis zur Katastroph­e zu; dramaturgi­sch stringent greifen die Handlungss­tränge ineinander. Der „Polizeiruf 110“gibt einen Einblick in die rechte Szene, die von Spitzeln unterwande­rt ist, zeigt einen Verfassung­sschutz, der eigene Fehler unter den Teppich kehrt, und gibt damit vielschich­tige Denkanstöß­e. Es ist Matthais Brandts vorletzter Fall als Kommissar von Meuffels.

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DPA-BILD: HEIDEN Wird in seiner Arbeit behindert: Szene mit Matthias Brandt im „Polizeiruf 110 – Das Gespenst der Freiheit“
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