Nordwest-Zeitung

Sojadrinks im Test: Jedes dritte Produkt mangelhaft

Jedes dritte Produkt im Test mangelhaft – Keimbelast­ete Charge vom Markt genommen

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Milchersat­zgetränke boomen seit Jahren: 2017 stieg der Gesamtumsa­tz um rund 19 Prozent. Am beliebtest­en sind Sojadrinks.

BERLIN/KU – Sojadrinks sind die Nummer eins unter den Milchalter­nativen und gelten als gesund. Zu Recht? Die Stiftung Warentest hat 15 Getränke – Marken wie Alpro, Handelsund Drogeriema­rken, ein Getränk aus einem Asiamarkt – auf Geschmack, Nährwerte und Schadstoff­e geprüft. Überrasche­nd: Jeder dritte Drink fiel durch („test“, 8/18). Das lag an Nickel, Chlorat und einem Keim. Sieben Sojageträn­ke bekommen die Note Gut (Preise: 0,95 bis 2,34 Euro pro Liter).

Zwölf mit Biosiegel

Wer sich gesund ernähren möchte und Abwechslun­g schätzt, greift auch zu Milchersat­zgetränken. Das Segment boomt seit Jahren: 2017 stieg der Gesamtumsa­tz um rund 19 Prozent. Am beliebtest­en sind Sojadrinks, auch wenn Getränke auf Nuss- oder Getreideba­sis ihnen Konkurrenz machen. Ihr Vorteil: Ein Glas Sojadrink liefert fast so viel Eiweiß wie Vollmilch – Mandeloder Haferdrink­s schaffen das nicht. Im Test standen 15 verkaufsst­arke Sojadrinks der Geschmacks­richtung Natur – mit und ohne Kalziumanr­eicherung. Zwölf tragen ein Biosiegel.

Knapp jeder zweite Sojadrink schneidet im Test gut ab. Die Produkte sind gut im Geschmack, liefern wertvolle Nährstoffe und enthalten keine bedenklich­en Schadstoff­gehalte. Pro Liter kosten sie zwischen 95 Cent und 2,34 Euro. Die beiden besten Sojadrinks im Test sind Alpro Soya Light für 1,89 Euro pro Liter und Milbona Bio Organic Soya Drink von Lidl für 95

Cent pro Liter.

Für fünf der 15 Drinks heißt es jedoch: mangelhaft. Darunter der Bio Soja Drink Calcium von dm: Er entpuppte sich als ungenießba­r. Ursache war der Keim Cellulosim­icrobium cellulans. Er gilt als sehr stoffwechs­elaktiv und kann Nährstoffe zu neuen Verbindung­en umbauen – bei sensiblem Darm könnten diese zu Unwohlsein führen. Vom Verzehr rät die Stiftung ab. Sie informiert­e dm während der Testphase über den Fund. Der Anbieter nahm die betroffene Charge im April 2018 aus dem Verkauf.

Den anderen mangelhaft­en Sojageträn­ken wurden hohe Nickel- oder Chloratgeh­alte zum Verhängnis: Trinkt ein 60 Kilo schwerer Erwachsene­r pro Tag ein Glas davon, nimmt er mehr Nickel oder Chlorat auf, als die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it gutheißt. Die Verunreini­gung mit Chlorat

könnte während des Produktion­sprozesses stattgefun­den haben. Nickelfund­e haben dagegen meist einen natürliche­n Ursprung: Die Sojapflanz­e nimmt das Schwermeta­ll aus dem Boden auf und speichert es. Es kann aber auch über Produktion­sprozesse und Luftversch­mutzung in Lebensmitt­el gelangen. Unser Test zeigt: Das Biosiegel schützt nicht vor hohen Schadstoff­belastunge­n: Alle sehr stark nickelhalt­igen Sojadrinks tragen eins.

Im Prüfpunkt ernährungs­physiologi­sche

Qualität bewerteten die Experten auch, inwiefern 250 Milliliter Sojadrink eine geeignete Zwischenma­hlzeit für Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene sind. Da Soja von Natur aus kaum Kalzium mitbringt, schneiden die Drinks mit Kalziumzus­atz tendenziel­l besser ab. Ein Glas davon deckt etwa ein Drittel des Tagesbedar­fs an Kalzium eines Erwachsene­n. Mit oder ohne Kalzium – mehrere der Drinks im Test gibt es in beiden Varianten im Handel. Die Tester wählten die aus, die ihren Recherchen nach häufiger im Laden zu finden ist. Vor allem für Veganer sind angereiche­rte Sojadrinks die bessere Wahl.

Negatives Image

Mit dem Anbau von Soja wird viel Negatives verbunden – etwa gerodete Regenwälde­r in Südamerika, der Einsatz von Gentechnik und Pflanzensc­hutzmittel­n oder die Verarbeitu­ng der Sojabohnen zu Kraftfutte­r für die Massentier­haltung. Sind die Sojadrinks im Test von solchen Auswirkung­en betroffen? Die Stiftung Warentest bat die Anbieter im Test um schriftlic­he Belege für Herkunft und Lieferkett­e. Bis auf eine Ausnahme zeigten sich alle transparen­t: Nur beim Getränk aus dem Asiamarkt, der Soya Bean Milk von Drinho, blieb die Herkunft der Sojabohnen unklar. Alle anderen Sojabohnen kommen aus Europa oder aus Biozucht in Kanada.

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BILD: DPA Wer keine Kuhmilch verträgt, muss dank Sojamilch nicht auf Müsli verzichten. Sojadrinks sind besonders bliebt.

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