Klage über hohe Abtreibungszahl
Kassen bezahlen Gen-Tests bei Risikoschwangerschaft
Untersuchungen auf Gendefekte bei Ungeborenen werden zunehmend einfacher. Die Tests lösen eine ethische Debatte aus.
BERLIN – Wie weit darf man gehen bei der Untersuchung ungeborener Kinder auf Krankheiten und Behinderungen? Diese Frage könnte bald den Bundestag beschäftigen. Abgeordnete aller Fraktionen machen sich für eine solche Debatte stark und finden die Unterstützung der Fraktionsvorsitzenden von DU/ SU und Grünen, Volker Kauder ( DU) und Katrin GöringEckardt (Grüne).
Die Gen-Tests sind längst auf dem Markt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA), der über die Krankenkassen-Leistungen in Deutschland entscheidet, wird im kommenden Jahr voraussichtlich empfehlen, vorgeburtliche Gen-Tests auf das Down-Syndrom (Trisomie 21)
bei Risikoschwangerschaften in den Leistungskatalog aufzunehmen. Dafür müssen werdende Mütter nur noch eine Blutprobe abgeben. Sie tun das schon heute zehntausendfach aber bezahlen die Tests selbst.
Brisant daran: Mehr als die Hälfte der Ungeborenen, die mit einem Down-Syndrom auf die Welt kommen würden, werden vor ihrer Geburt abgetrieben: 68 Prozent, heißt es in einem Sachstandsbericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags allerdings auf Basis einer Studie mit geringen Fallzahlen. Die Lebenshilfe spricht sogar von insgesamt 90 Prozent. Eindeutige und stichhaltige Zahlen gibt es nicht.
Kirchen und Behindertenverbände und auch der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken, machen auf die ethischen Probleme aufmerksam
Bisher übernehmen die Krankenkassen bei Risikoschwangerschaften also vor allem bei älteren Schwangeren die Fruchtwasseruntersuchung oder eine Biopsie der Plazenta. Diese Untersuchungen sind mit einem Eingriff verbunden und führen in etwa einem Prozent aller Fälle zu Komplikationen, bis hin zu Fehlgeburten. ber den GenTest, der seit 2012 auf dem Markt ist, hat das Institut für ualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (I WiG) im Auftrag des G-BA ein Gutachten angefertigt. Es kommt zu dem Ergebnis, dass ein Down-Syndrom mit einem Bluttest genauso zuverlässig erkannt werden kann wie mit invasiven Methoden. Würde schwangeren Frauen mit einem erhöhten Risiko der Test angeboten, ließe sich vermutlich ein Teil der Fehlgeburten vermeiden, die die invasive Diagnostik auslösen könne, erklärte das Institut in seinem Abschlussbericht vom Juni dieses Jahres.
Bluttests auf das DownSyndrom werden unter anderem von der Konstanzer Firma Life ode unter dem Namen „PraenaTest“angeboten. Seit 2012 haben ihn nach Angaben des Unternehmens in Deutschland schon 50000 Schwangere machen lassen.
Der Test ist für viele Frauen bezahlbar geworden. Er kostet zwischen 199 und 299 Euro, e nachdem, auf wie viele Gendefekte untersucht wird. Bei seiner Markteinführung kostete der Test noch 1049 Euro.