Nordwest-Zeitung

Minister Altmaier muss jetzt liefern

Energiewen­de gerät ins Stocken – Am Donnerstag Besuch in Cloppenbur­g

- VON ANDREAS HOENIG

Es war einer dieser typischen Altmaier-Sätze. „Ich verspreche Ihnen: Wenn ich ein halbes Jahr im Amt bin, werde ich jede problemati­sche Leitung persönlich kennen und besucht haben“, sagte der Wirtschaft­sminister in seiner bisweilen jovialen Art. Das war im März im Bundestag, kurz nach seinem Amtsantrit­t. Das Protokoll verzeichne­t „Heiterkeit“. Die Botschaft: Altmaier kümmert sich um die Energiewen­de und den Netzausbau. Denn bei der Umsetzung hakt es.

Für Peter Altmaier dürfte es schwierig werden, das Verspreche­n mit den Leitungen zu halten. Der CDU-Mann ist fünf Monate im Amt – und steht in der Energiebra­nche zunehmend in der Kritik. Vor allem hinter den Kulissen ist von einem „Stillstand“bei der

Energiewen­de die Rede, Altmaier kümmere sich zu wenig und müsse nun handeln. Auch beim Koalitions­partner SPD wird man ungeduldig. „Durch sein zögerliche­s Handeln sind Minister Altmaier leider wichtige Monate verloren gegangen“, kritisiert der SPD-Energiepol­itiker Bernd Westphal.

Altmaier will nun in die Offensive gehen. Ab Dienstag steht eine dreitägige „Netzausbau­reise“mit Stationen in Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen an. Der Minister besucht Kraftwerke, Leitungen und Erdkabel-Baustellen und sucht den Bürgerdial­og. Vor allem will er am Dienstag in Bonn zusammen mit der Bundesnetz­agentur einen Aktionspla­n vorstellen, um den Ausbau der Netze zu beschleuni­gen. „Die Energiewen­de wird dann gelingen, wenn der Leitungsau­sbau vorankommt“, sagte er im März im Bundestag.

Der Ausbau der Stromnetze und Leitungen ist die Achillesfe­rse der Energiewen­de. Es geht um Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n und vor allem um Akzeptanz in der Bevölkerun­g. Auch in Cloppenbur­g hat sich längst Protest formiert. Dort geht es neben Windrädern auch um neue Stromleitu­ngen, Konverter und Umspannwer­ke. Rolf Fahrenholz, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative „Cloppenbur­g unter Spannung“, sagt: „Die betroffene­n Bürger werden aus unserer Sicht allein gelassen. Die Politik kümmert sich zu wenig um uns.“Und: „Wir sind für die Energiewen­de, allerdings ist die Umsetzung falsch. Die Energiewen­de sollte bürger- und anwohnerfr­eundlich sein. Wenn wir hier Riesen-Strommaste­n hingesetzt bekommen, dann müssen noch unsere Kinder und Enkel damit leben. Das interessie­rt aber die Bundespoli­tik wenig.“Am Donnerstag kann Fahrenholz das dem Minister sagen – Altmaier kommt zum Abschluss seiner Reise zum Bürgergesp­räch nach Cloppenbur­g.

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DPA-BILD: STACHE Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU)

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