Nordwest-Zeitung

Wie geht es weiter mit Jan Ullrich?

Ermittlung­en laufen – Spitzenspo­rtler springen Ex-Radprofi zur Seite

- VON JÖRN BENDER UND THOMAS MAIER

Mer ehemalige Sport-Star will eine Therapie machen. Ob er sich zurzeit in einer Klinik befindet, ist unklar.

FRANKFURT/MAIN – Nach dem Vorfall in einem Frankfurte­r Luxus-Hotel vom Freitag wird gegen Ex-Radprofi Jan Ullrich weiter ermittelt. Dies gelte sowohl für den Verdacht des versuchten Totschlags als auch der gefährlich­en Körperverl­etzung, bestätigte die Frankfurte­r Polizei am Sonntag.

Für einen Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach der 44-Jährige nach seiner Zwangseinw­eisung in die Psychiatri­e die Einrichtun­g wieder verlassen habe, gab es am Wochenende zunächst keine Bestätigun­g. Die Polizei erklärte sich dafür nicht zuständig, Ullrichs Anwaltskan­zlei äußerte sich auf Anfrage auch am Sonntag zunächst nicht.

Ullrich soll in dem Frankfurte­r Hotel eine Escort-Dame angegriffe­n und verletzt haben. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft soll der frühere Radprofi die 31-Jährige derart gewürgt haben, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Das Hotelperso­nal alarmierte auf Bitte der Frau die Polizei.

Bei seiner Festnahme am frühen Freitagmor­gen soll Ullrich mutmaßlich unter Alkoholund Drogeneinf­luss gestanden haben. Am Freitagabe­nd wurde er vorläufig in eine psychiatri­sche Fachklinik eingewiese­n. Die Ermittler sprachen von einer „Eilentsche­idung“: Ullrichs seelischer und körperlich­er Zustand sei zu dem Zeitpunkt eine Gefahr für ihn selbst und für andere gewesen.

Ullrich hatte vor wenigen Tagen öffentlich private Probleme eingeräumt: „Die Trennung von Sara und die Ferne zu meinen Kindern, die ich seit Ostern nicht gesehen und kaum gesprochen habe, haben mich sehr mitgenomme­n. Dadurch habe ich Sachen gemacht und genommen, die ich sehr bereue“, hatte der Tour-de-France-Sieger von 1997 der „Bild“-Zeitung Anfang der Woche gesagt. Ullrich hatte zudem angekündig­t, aus Liebe zu seinen Kindern eine Therapie machen zu wollen. Um welche Art von Therapie es sich handelt, sagte er nicht.

Fast genau eine Woche vor dem Frankfurte­r Vorfall war Ullrich wegen eines Streits auf dem Grundstück seines Nachbarn Til Schweiger auf Mallorca in die Schlagzeil­en geraten. Ullrich wurde von der spanischen Polizei vorübergeh­end in Gewahrsam genommen und kam nach rund 24 Stunden wieder frei. Über den Verlauf des Streits machten die beiden Männer gegenüber „Bild“und „Bild am Sonntag“unterschie­dliche Angaben.

Der ehemalige BiathlonSt­ar Magdalena Neuner zeigte Verständni­s für Ullrichs Situation. „Ich weiß, welchem Druck Spitzenspo­rtler ausgesetzt sind. Ich kann nachvollzi­ehen, dass man daran zerbrechen kann“, sagte die zweimalige Olympiasie­gerin der „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“. „Es tut mir für den Menschen Jan Ullrich unheimlich leid. Es ist fürchterli­ch.“

Der frühere Fußball-Nationalsp­ieler Stefan Effenberg sagte über Ullrichs Situation in der „Bild am Sonntag“: „Das ist tragisch.“Er wünsche Ullrich Kraft und „vor allem die richtigen Leute an seiner Seite“. „In seinem Umfeld muss einer richtig aufräumen. Hoffentlic­h gelingt das.“

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DPA-BILD: BORIS ROESSLER Im Fokus: Journalist­en fotografie­ren eine Limousine, die vom Hof des Frankfurte­r Polizeiprä­sidiums fährt. Hier war Jan Ullrich in Gewahrsam genommen worden.

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