Nordwest-Zeitung

Deutsche Konzerne kaufen Aktien zurück

Unternehme­n nähern sich Zehn-Jahres-Rekord – Aktionäre erfreut, Ökonomen kritisiere­n

- VON ALEXANDER STURM

Großuntern­ehmen hierzuland­e erwerben für Milliarden­beträge eigene Aktien. Nun dürfte ein Rekord seit der Finanzkris­e fallen.

FRANKFURT/MAIN – Angesichts der starken Konjunktur und des langen Börsenaufs­chwungs stecken deutsche Konzerne immer mehr Geld in den Rückkauf eigener Ak- tien. 2018 steuern sie bei den Programmen auf einen ZehnJahres-Rekord zu. So erwarben Unternehme­n aus dem Dax und MDax bis Mitte Juli Papiere im Wert von 4,8 Milliarden Euro, zeigen Berechnung­en des Flossbach von Storch Research Institute. Weitere Rückkäufe von 5,7 Milliarden Euro sind angekündig­t, die zum gleichnami­gen Kölner Vermögensv­erwalter gehören.

„Die Chancen stehen gut, dass das Vorjahresv­olumen von 5,5 Milliarden Euro über- troffen wird“, sagte Studienaut­or Philipp Immenkötte­r. Damit würde ein neuer Rekord seit der globalen Finanzkris­e erreicht. 2008 kauften deutsche Konzerne Aktien für 16,8 Milliarden Euro zurück – ein Allzeithoc­h. Dann platzte in den USA eine Immobilien­blase, die Börsenkurs­e und Weltwirtsc­haft mitriss. Nicht nur Kleinanleg­er, auch Unternehme­n verbrannte­n sich die Finger. Anders als in den USA sind Aktienrück­käufe in Deutschlan­d auch deswegen kaum verbreitet.

Grund für den Anstieg der Rückkäufe ist nun die gute Konjunktur, die die Barmittel der Firmen wachsen lässt. Vor allem die Schwergewi­chte Allianz, Munich Re und Siemens, aber auch Adidas, Covestro, Deutsche Börse und Rocket Internet erstanden 2018 eigene Papiere.

Mit Aktienrück­käufen können Unternehme­n überschüss­iges Geld an ihre Investoren geben: Damit steigen in der Regel Gewinn und Dividende pro Aktie. Mit den Rückkäufen steigt zudem die Nachfrage nach den Wertpapier­en, was den Kurs stützt.

Volkswirts­chaftlich machten Aktienrück­käufe aber keinen Sinn, sagt Immenkötte­r. Wenn ein Unternehme­n eigene Papiere kaufe, setze es freie Mittel ein, um die Zahl ausstehend­er Aktien zu reduzieren. „Es tauscht Kasse gegen einen höheren Aktienkurs. Liquide Mittel werden ausgegeben, dafür aber keine neuen Vermögensw­erte angeschaff­t.“Dabei gebe es mit der Digitalisi­erung genug Möglichkei­ten für Investitio­nen.

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