Deutsche Konzerne kaufen Aktien zurück
Unternehmen nähern sich Zehn-Jahres-Rekord – Aktionäre erfreut, Ökonomen kritisieren
Großunternehmen hierzulande erwerben für Milliardenbeträge eigene Aktien. Nun dürfte ein Rekord seit der Finanzkrise fallen.
FRANKFURT/MAIN – Angesichts der starken Konjunktur und des langen Börsenaufschwungs stecken deutsche Konzerne immer mehr Geld in den Rückkauf eigener Ak- tien. 2018 steuern sie bei den Programmen auf einen ZehnJahres-Rekord zu. So erwarben Unternehmen aus dem Dax und MDax bis Mitte Juli Papiere im Wert von 4,8 Milliarden Euro, zeigen Berechnungen des Flossbach von Storch Research Institute. Weitere Rückkäufe von 5,7 Milliarden Euro sind angekündigt, die zum gleichnamigen Kölner Vermögensverwalter gehören.
„Die Chancen stehen gut, dass das Vorjahresvolumen von 5,5 Milliarden Euro über- troffen wird“, sagte Studienautor Philipp Immenkötter. Damit würde ein neuer Rekord seit der globalen Finanzkrise erreicht. 2008 kauften deutsche Konzerne Aktien für 16,8 Milliarden Euro zurück – ein Allzeithoch. Dann platzte in den USA eine Immobilienblase, die Börsenkurse und Weltwirtschaft mitriss. Nicht nur Kleinanleger, auch Unternehmen verbrannten sich die Finger. Anders als in den USA sind Aktienrückkäufe in Deutschland auch deswegen kaum verbreitet.
Grund für den Anstieg der Rückkäufe ist nun die gute Konjunktur, die die Barmittel der Firmen wachsen lässt. Vor allem die Schwergewichte Allianz, Munich Re und Siemens, aber auch Adidas, Covestro, Deutsche Börse und Rocket Internet erstanden 2018 eigene Papiere.
Mit Aktienrückkäufen können Unternehmen überschüssiges Geld an ihre Investoren geben: Damit steigen in der Regel Gewinn und Dividende pro Aktie. Mit den Rückkäufen steigt zudem die Nachfrage nach den Wertpapieren, was den Kurs stützt.
Volkswirtschaftlich machten Aktienrückkäufe aber keinen Sinn, sagt Immenkötter. Wenn ein Unternehmen eigene Papiere kaufe, setze es freie Mittel ein, um die Zahl ausstehender Aktien zu reduzieren. „Es tauscht Kasse gegen einen höheren Aktienkurs. Liquide Mittel werden ausgegeben, dafür aber keine neuen Vermögenswerte angeschafft.“Dabei gebe es mit der Digitalisierung genug Möglichkeiten für Investitionen.