Nordwest-Zeitung

ERSTE HILFE KANN JEDER LEISTEN

4A2R8A|UW |UZ 0Ympetenz können im Notfall lebensrett­end sein

- VON KLAUS HILKMANN

Bei einem Notfall können wenige Minuten entscheide­nd sein. Die Überlebens­chancen des Betroffene­n hängen dann oft von der Kompetenz der Ersthelfer ab.

OLDENBURG – Das für geeignete Sofortmaßn­ahmen bei einem Herzinfark­t, Schlaganfa­ll oder einer schweren Verletzung unmittelba­r nach dem AkutVorfal­l benötigte Grundwisse­n kann man sich leicht bei einem Erste-Hilfe-Kurs aneignen. Entspreche­nde Kurse werden in Deutschlan­d flächendec­kend von verschiede­nen Hilfsorgan­isationen angeboten. Da sie zum Beispiel obligatori­sch für den Erwerb des Führersche­ins und für die Wahrnehmun­g zahlreiche­r ehrenamtli­cher Tätigkeite­n in Vereinen und Verbänden sind, haben die meisten Erwachsene­n zumindest einmal in ihrem Leben einen Erste Hilfe-Kurs besucht. In vielen Fällen bleibt es aber dabei, was zur Folge hat, dass die Kenntnisse früher oder später weitgehend verloren gehen.

Schnell Hilfe rufen

Wie wichtig das Wissen sein kann, wird oft verdrängt – auch, weil man nicht erwartet, selbst in einer Notfallsit­uation gefordert zu sein. Wer dann überrasche­nd als Ersthelfer gefragt ist, fühlt sich mitunter unsicher und überforder­t, weil das Gelernte lange Zeit zurück liegt.

Tatsächlic­h könne man ohne eine regelmäßig­e Auffrischu­ng zumeist nicht optimal helfen, berichtet Jörg Gellern, Ärztlicher Leiter des Rettungsdi­enstes der Stadt Oldenburg und Oberarzt an der Universitä­tsklinik für Anästhesio­logie/Intensiv-/Notfallmed­izin und Schmerzthe­rapie im Klinikum Oldenburg. „In Ländern wie Schweden, in denen die Kurse häufiger und in kürzeren Abständen wahrgenomm­en werden, ist die Überlebens­wahrschein­lichkeit nach einem lebensbedr­ohlichen Akut-Fall deutlich höher als in Deutschlan­d.“

Bei Erste-Hilfe-Kursen geht es nicht nur darum, anderen zu helfen. Jeder kann selbst in eine Notlage geraten und die Hilfe eines Ersthelfer­s benötigen. Wer als Betroffene­r oder Beteiligte­r einmal in einer solchen Situation war, kann gut nachvollzi­ehen, wie wichtig

ein möglichst qualifizie­rtes Engagement am Unglücksod­er Unfallort ist. „Am Schlimmste­n ist es, nichts zu tun. Das ist nicht nur verantwort­ungslos, sondern auch unterlasse­ne Hilfeleist­ung und somit strafbar“, betont Jörg Gellern. Auch wer körperlich zu schwach ist, ein schweres Notfallopf­er zu bewegen, könne sich zumindest per Handy oder durch lautes Rufen um Hilfe bemühen und dem Betroffene­n bis zum Eintreffen besser qualifizie­rter Helfer durch die Anwesenhei­t sowie mit einfachen Maßnahmen beistehen, die jeder leisten kann.

Die gesetzlich­e Regelung für die Organisati­on von Rettungsdi­ensten sieht vor, dass jeder Unfallort innerhalb von höchstens 15 Minuten nach der Meldung über die Notfallnum­mer 112 von einem Rettungsdi­enst erreicht werden muss. Aktuelle Untersuchu­n-

gen zeigen, dass die profession­ellen Kräfte in der Region Oldenburg fast immer deutlich schneller vor Ort sind. Dessen ungeachtet sind die Minuten unmittelba­r nach einem Notfall bei vielen Betroffene­n lebensents­cheidend. So dauert es etwa bei einem Herz-Kreislaufs­tillstand allenfalls drei Minuten, bis es zum unwiederbr­inglichen Absterben von Gehirnzell­en kommt. Da die Profis nur selten innerhalb derart kurzer Zeit am Notfallort sein können, kommt es in diesen Fällen besonders auf den oder die Ersthelfer an.

Sofort handeln

Wenn zum Beispiel der Verdacht auf einen HerzKreisl­aufstillst­and besteht, muss sofort mit einer Herzdruckm­assage gehandelt werden. Wie diese Massage funktionie­rt und auch von medizinisc­hen Laien effektivan­ge -

wendet werden kann, wird heute aus gutem Grund in jedem Erste-Hilfe-Kurs gründlich mit hoher Priorität eingeübt. So sind allein in der Stadt Oldenburg im Jahr 2017 mehr als 120 entspreche­nde Fälle registrier­t worden. Ohne das schnelle und effektive Handeln der Ersthelfer hätten viele Betroffene die Notaufnahm­e des Krankenhau­ses nicht mehr lebend erreicht.

Ersthelfer-Maßnahmen zur Reanimatio­n sind immer dann erforderli­ch, wenn der Notfall-Betroffene bewusstlos ist und keine Atem- und Herztätigk­eit feststellb­ar ist. Als Ersthelfer sollte man dann auf weitere Untersuchu­ngen wie etwa eine Pulsmessun­g verzichten und sofort mit einer Herzdruckm­assage beginnen, erklärt Jörg Gellern: „Mit anderen Maßnahmen würde mitunter wertvolle Zeit verloren gehen, die lebensents­cheidend sein kann.“

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