Banden ziehen durchs Land
Oldenburger Polizeipräsident kündigt harte Linie an
Innenminister Boris Pistorius setzt auf internationale Zusammenarbeit. Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme warnt vor Organisierter Kriminalität auch im Oldenburger Land.
HANNOVER/IM NORDWESTEN – Die Strafverfolgungsbehörden rüsten auf und sagen Verbrecherbanden, die durchs Land ziehen, den Kampf an. Kriminelle agieren heutzutage immer öfter nicht mehr nur allein, sondern schließen sich zusammen, planen ihre Ma- chenschaften über das Internet und werden häufig von Hintermännern aus dem Ausland gesteuert. „Darauf müssen wir reagieren und auf der Höhe der Zeit bleiben“, sagte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag bei der Vorstellung des Lagebildes zur Organisierten Kriminalität (OK) für das Jahr 2017.
Organisierte Kriminalität könne in Form von Cyberangriffen, Wohnungseinbrüchen oder Autodiebstählen jeden einzelnen Bürger treffen. „Wir kennen die Herausforderungen, die die OK-Bekämpfung mit sich bringt und begegnen ihnen auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen. Wir bauen die internationale Zusammenarbeit sehr effektiv und kontinuierlich aus“, versicherte Pistorius.
Besonders aktiv waren die organisierten Banden im Jahr 2017 beim Rauschgifthandel und Schmuggel von Drogen. So gab es laut Landespolizeipräsident Axel Brockmann 34 876 Fälle von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz – ein Rekordwert. Die Behörden beschlagnahmten 55 Kilogramm Kokain, 7,5 Kilogramm Heroin, rund eine halbe Tonne Marihuana sowie etwa 10 000 Cannabispflanzen.
Für den Bereich der Polizeidirektion Oldenburg sagte deren Präsident Johann Kühme, dass die Organisierte Kriminalität auch im Oldenburger Land eine nicht zu vernachlässigende Rolle spiele. Dabei gehe es gar nicht so sehr um die Anzahl der Fälle, sondern vielmehr um die weitreichenden Auswirkungen, da schon wenige Verfahrenskomplexe einen relativ hohen Schaden verursachten. Gleichzeitig bekräftigte der Oldenburger Polizeipräsident mit Blick auf kriminelle Familienclans: „Rechtsfreie Räume werden nicht geduldet.“
„Rechtsfreie Räume werden nicht geduldet“JOHANN KÜHME, OLDENBURGS POLIZEIPRÄSIDENT
Wie hat der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius es bei der Vorstellung der aktuelle Lage in Sachen Organisierter Kriminalität so schön bildhaft formuliert: „Es kann nicht angehen, dass wir auf dem Fahrrad einem Porsche hinterherjagen.“Und genau das trifft den Kern: Kriminelle Banden werden nicht nur immer dreister, sondern auch immer raffinierter und „dank“des Internets und der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung auch im Bereich der Verbrechensorganisation immer flinker.So schnell, wie sie auftauchen, tauchen sie auch wieder ab, begehen ihre Straftaten an einem Tag im Süden Deutschlands und tags darauf im Nordwesten der Republik.Tätergruppen haben sich vor allem im Bereich der Organisierten Kriminalität professionalisiert.S ie agieren zunehmend aus dem Ausland heraus und nutzen die vielfältigen Möglichkeiten des Internets beziehungsweise der Digitalisierung zur Abschottung und auch zur Verschleierung ihrer Taten.
Und auch wenn sich Organisierte Kriminalität im ersten Moment so anhört, als ginge es ausschließlich um Wirtschaftskriminalität, Cyber-Angriffe auf große Konzerne und dicke Drogen-Deals, so wird bei näherer Betrachtung schnell klar: Jeder von uns kann Opfer Organisierter Kriminalität werden.Wohnungse inbrüche, Autodiebstähle, ja, auch der Enkeltrick in all seinen Ausprägungen – hinter einer Vielzahl dieser Delikte stecken häufig keine „Hobbytäter“, sondern hochgradig clever agierende Verbrecherbanden.
So sollte es im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger sein, dass die Strafverfolgungsbehörden mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dem organisierten Verbrechen die Stirn bieten.D ie zentrale Herausforderung von Justiz und Polizei, die an dieser Stelle gar nicht eng genug zusammenarbeiten können, liegt darin, ständig auf der Höhe der Zeit zu bleiben.H ierzu gehören nicht nur die entsprechenden finanziellen Mittel und die Ausbildung von Experten in den eigenen Reihen.D ie Behörden tun gut daran, sich auch auf dem freien Markt nach Profis umzuschauen, die lieber im Porsche als auf dem Fahrrad unterwegs sind, um Verbrechern das Handwerk zu legen.