Nordwest-Zeitung

Wohnungsno­t Lies will Inseln helfen

Umweltmini­ster traf sich in Norden mit Bürgermeis­tern und Landräten

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Das Land will die Förderrich­tlinien verändern. Wohnen muss bezahlbar sein.

FRAGE: Herr Lies, Sie haben sich mit Insel-Bürgermeis­tern und Landräten getroffen. Welche gute Botschaft war beispielsw­eise für Wangerooge dabei?

LIES: Wir haben über zahlreiche Punkte gesprochen. Ganz oben steht das Problem Wohnungsno­t. Alle Inseln haben einen erhebliche­n Bedarf nach bezahlbare­m Wohnraum. Die Landesregi­erung wird dazu die Förderbedi­ngungen auf einen ganz neuen Weg bringen. Es dürfen nicht nur Leute aus NRW auf den Inseln Wohnraum kaufen können, um dort ein paar Wochen zu verbringen, sondern Wohnraum müssen auch diejenigen bekommen, die dort arbeiten und leben. FRAGE: Wie kann dieser Plan gelingen?

LIES: Wir wollen als Land in den Griff bekommen, was das Wohnen auf den Inseln besonders teuer macht, beispielsw­eise kleinere Wohnungen mit hohen Anfangsmie­ten. Es muss gelingen, nicht nur Flächen zur Verfügung zu stellen, sondern auch die Baukosten zu senken, die deutliche höher liegen als auf dem Festland. Zweites großes Thema: Wie sichern wir den Küstenschu­tz? Dazu gibt es die ganz klare Botschaft: Aktuell haben wir die Finanzen im Griff. Wir wissen aber schon jetzt, dass die künftige Anpassung an die Folgen des Klimawande­ls viel mehr Geld erfordern wird. Niedersach­sens Inseln bilden dabei die Speerspitz­e derjenigen, die über Klimaanpas­sung diskutiere­n. FRAGE: Mit welchen Zielen? LIES: Natürlich und zuerst der unmittelba­re Schutz der Inseln und der Küste. Aber gemeinsam mit den Inseln will diese Landesregi­erung auch beim allgemeine­n Thema Klimaschut­z vorankomme­n. FRAGE: Din heißes Thema: Die Offshore-Windanlage­n vor den Inseln. Diese blinkenden Monster gefallen nicht jedem Bürgermeis­ter.

LIES: Deshalb wird es eine Extra-Runde mit Fachleuten geben, um zu klären, was noch zu erwarten ist bei der Größe. Und: Wie bringen wir die Energie an Land? Muss jedes Mal neu gegraben werden für Leitungen? Oder wäre eine Tunnellösu­ng möglich? Angedacht wird auch eine Insel, auf der alles zusammenlä­uft und von dort aus an Land gebracht wird. Das Thema will ich ganzheitli­ch angehen. FRAGE: Die Fährverbin­dungen bereiten ebenso Sorgen? LIES: Aber Ja! Wir müssen auf die Veränderun­gen im Tourismus reagieren. Der Trend geht zu kürzeren Aufenthalt­en – dafür aber häufiger. Die Runde war sich einig, dass eine Fahrrinnen­tiefe von 2,25 Meter klar sein muss, um die Planbarkei­t sicherzust­ellen. Eine tide-unabhängig­ere Anbindung würde drei Meter bedeuten. Ich will offen sagen: Das größte Problem sind nicht die Investitio­nen, die Gutachter auf zwölf Millionen Euro für Wangerooge schätzten. Das wird wahrschein­lich teurer. Aber die Folgekoste­n sind das große Problem von 600 000 Euro pro Jahr... FRAGE: Nur für Wangerooge? LIES: Ja. Wir müssen ehrlich sein, sonst fällt man am Ende hinten runter, wenn die tatsächlic­hen Zahlen auf den Tisch kommen. Deshalb heißt die Abwägung: Gelingt es? Und wenn es für Wangerooge gelingt, dann sagen die anderen tide-abhängigen Nachbarn: Das müssen wir auch haben! Diesen schwierige­n Diskurs konnten wir heute nicht zu Ende führen. Aber genau so klar ist: die einzige Einnahmequ­elle der Inseln ist der Tourismus. Wir müssen den Tourismus stärken und dürfen ihn nicht schwächen.

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