Nordwest-Zeitung

Strippenzi­eher sitzen oft im Ausland

Täter agieren internatio­nal und digital – So ist die Lage in Niedersach­sen

- =eN LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Polizei und Justiz arbeiten Hand in Hand gegen das organisier­te Verbrechen. Wesentlich­es Ziel ist es, die Strukturen zu durchleuch­ten und zu zerschlage­n.

HANNOVER – OK, das steht im Polizeijar­gon nicht etwa dafür, dass alles in Ordnung ist – ganz im Gegenteil: OK steht für Organisier­te Kriminalit­ät. Und die stand am Montagvorm­ittag im Mittelpunk­t einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz des niedersäch­sischen Innen- und des Justizmini­steriums in Hannover.

„Organisier­te Kriminalit­ät agiert internatio­nal und digital. Darauf müssen wir reagieren. Polizei und Justiz arbeiten deshalb in Niedersach­sen eng miteinande­r. Nur so können wir diese Form der Kriminalit­ät erfolgreic­h bekämpfen“, betonte Justizmini­sterin Barbara Havliza (CDU). Und ihr Kollege von der SPD, Innenminis­ter Boris Pistorius, bekräftigt­e: „Die Organisier­te Kriminalit­ät steht für ein hohes Schadens- und Bedrohungs­potenzial, dem wir uns auch in Zukunft offensiv stellen werden. Die OK-Bekämpfung ist darum ein Schwer- punkt der Zusammenar­beit von Polizei und Justiz.“

Hier einige Auszüge aus dem OK-Lagebild für 2017:

■ EIGENTUMSK­RIMINALITÄ­T

Die Anzahl der bearbeitet­en Verfahren im Bereich der Eigentumsk­riminalitä­t verringert­e sich im Jahr 2017 von zwölf auf neun Verfahren. Auch die Anzahl der Tatverdäch­tigen ist von 119 auf 75 zurückgega­ngen. Gerade im Bereich der Eigentumsk­riminalitä­t sind die Übergänge zwischen Organisier­ter Kriminalit­ät und der Straftaten­begehung durch mobile, organisier­te Banden („Mobile Organized Crime Groups“/ MOCG) mittlerwei­le allerdings fließend. In der Folge wird eine Vielzahl von Verfahren nicht der OK zugerechne­t, obwohl die Täter ähnlich organisier­t und strukturie­rt vorgehen. Dabei ist die Bandbreite der Delikte groß und reicht von organisier­ten Ladendiebs­tählen über Auto- und Ladungsdie­bstähle („Planenschl­itzen“) bis hin zu Wohnungsei­nbrüchen und Geldautoma­tensprengu­ngen.

■ CLANKRIMIN­ALITÄT

Das rechtswidr­ige Agieren kriminelle­r Clans ist geprägt von einem hohen Abschottun­gsgrad, einem hohen Mobilisier­ungspotenz­ial inner- halb der vorhandene­n Familienst­rukturen sowie einer Ablehnung deutscher Gesetze und Normen. Um diesen Phänomenen angemessen zu begegnen, wurde in Niedersach­sen zum 1. März 2018 eine „Landesrahm­enkonzepti­on zur Bekämpfung kriminelle­r Clanstrukt­uren“in Kraft gesetzt. Durch eine intensive Zusammenar­beit von Staatsanwa­ltschaft und Polizei sollen kriminelle Clanstrukt­uren erfolgreic­her und schon weit unterhalb der „OK-Schwelle“bekämpft werden. Im Jahr 2017 wurden acht OK-Komplexe gemeldet, bei denen die Tatverdäch­tigen in kriminelle Clanstrukt­uren eingebunde­n waren. Insgesamt wurde gegen 73 Tatverdäch­tige ermittelt. Diese agierten im Bereich der Rauschgift­kriminalit­ät (sechs Verfahren), der Eigentumsk­riminalitä­t (ein Verfahren) sowie der Wirtschaft­skriminali­tät (ein Verfahren).

■ INTERNATIO­NALISIERUN­G

Eine zunehmende Anzahl von Ermittlung­skomplexen der OK weist internatio­nale Bezüge auf. Häufig sind die höheren Hierarchie­ebenen organisier­ter kriminelle­r Strukturen im Ausland angesiedel­t. Ein wesentlich­es Ziel der OK-Bekämpfung ist es, diese Strukturen zu erkennen und möglichst zu zerschlage­n. Hierzu sind intensive Ermittlung­en im Ausland und Kooperatio­nen mit den Strafverfo­lgungsbehö­rden anderer Länder erforderli­ch. Um mit dem Trend einer zunehmende­n Internatio­nalisierun­g Schritt zu halten, werden sowohl im Bereich der Justiz als auch im Bereich der Polizei die Wege der internatio­nalen Zusammenar­beit stets weiter ausgebaut. Die Möglichkei­ten reichen hier von einem grenzübers­chreitende­n Austausch von Daten und vorhandene­n Erkenntnis­sen bis hin zu konkreter gemeinsame­r Ermittlung­sarbeit sowohl in polizeilic­her als auch in justiziell­er Hinsicht.

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BILD: DPA Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) der Polizei üben in einem leeren Gebäude in Hannover für den Ernstfall.

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