Nordwest-Zeitung

Unternehme­r feiert

Egon Pollmann seit 50 Jahren im Geschäft – Weinhändle­r vorher Handelsver­treter

- DO< KARSTEN RÖHR

Der Oldenburge­r Unternehme­r Egon Pollmann ist vor 50 Jahren mit der Übernahme der Handelsver­tretung Knetemann gestartet. Er blickt auf eine lange Selbststän­digkeit zurück – denkt aber auch nicht ans Aufhören . . . . . . . . . . .

Pollmanns großer Bruder wusste, dass da ein enormes Talent war. Er finanziert­e den ?tart.

OLDENBURG – Wie schrieb die im Handel hoch angesehene Lebensmitt­elzeitung 1993 über den Oldenburge­r Egon Pollmann zum 25-jährigen Bestehen seiner Handelsver­tretung: „Man könnte ihn als typischen ,Selfmadema­n’ bezeichnen, wie er sonst nur noch in amerikanis­chen Mythen beschriebe­n wird.“Zu diesem Zeitpunkt macht Pollmann, der in der Garage seiner Eltern in Westersted­e gestartet ist, mit seinem kleinen Team bereits 70 Millionen DM Umsatz, die Lebensmitt­elzeitung spricht von „einer der führenden Handelsver­tretungen im norddeutsc­hen Raum“. Wenig später sollen es 100 Millionen werden.

Pollmann vertritt schon zu diesem Zeitpunkt zwölf Firmen und sieben Weingüter für den Gastronomi­ebereich: Unternehme­n wie Botterbloo­m, Capri-Sonne, Deinhard, Dickmann, Grafschaft­er Goldsaft, Pernod, Schinken Diers, Kattus und Paulaner. Er beliefert 750 Kunden im Lebensmitt­elhandel und rund 900 Kunden in der Fachgastro­nomie – von Norden bis Braunlage und von Rheine bis in den Osten Hamburgs.

Er hat auch schon früh eine eigene Visitenkar­te auf Russisch – als Lieferant und Ersteller der gesamten Weinkarte eines Moskauer Restaurant­s – auf Vermittlun­g des Oldenburge­r Wirtschaft­sprüfers Horst Klose. Pollmann liefert deutsche Rieslinge wie Oestricher Lenchen und Ayler Kupp, aber auch schon Chateau La Pointe Pomerol AC, Chateau Pindefleur­s Grand Cru und gute italienisc­he und spanischen Weine nach Russland. Auch das Moskauer Sechs-Tage-Rennen, damals unter Patrick Sercu, erhält seinen „Sprit“von Pollmann. 1979 trifft er sich mit dem größten Boxer aller Zeiten im Café Kranzler in Berlin: Denn Muhammad Ali ist das Testimonia­l von Capri-Sonne (Heidelberg) – und Egon Pollmann einer der erfolgreic­hsten Capri-Sonne-Handelsver­treter. Solch Buntes gab es noch häufiger in seiner Karriere – bis zum Job als Finanzchef des Orga-Teams um OB Dietmar Schütz und Helmut Fokkena, das – damals spektakulä­r – die Oldenburg-Kutsche von Bonn nach Berlin schickt.

Start in Augustfehn

Gelernt hat der umtriebige Händler, der jetzt 71 ist, sein Handwerk zuerst im kleinen Supermarkt von Josef Gurris in Augustfehn, als Lebensmitt­eleinzelhä­ndler. 1968, mit 21 Jahren, übernimmt er dann bereits die Handelsver­tretung von Walter Knetemann (Vater der bekannten Oldenburge­r Rolf und Ingo Knetemann), die Johannes Plöger 1924 gegründet hatte. Das Geld dafür leiht ihm sein Bruder, der zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Discount-Geschäfte betreibt. Unternehme­n wie Bünting, Edeka oder Realkauf nutzen seine Vermittlun­gsdienste. In seinem „Zielplan“, den er für die Pollmann-Handelsver­tretung 1990 formuliert, wird eins seiner Erfolgsrez­epte deutlich: „Die Provision, die seitens der vertretene­n Firmen gezahlt werden muß, ist zwar höher als bei vergleichb­aren Handelsver­tretungen, wird jedoch durch die bessere Leistung gerechtfer­tigt.“

Pollmann überzeugt seine Kunden mit seiner Arbeit – und steigt zur größten Handelsver­tretung in Weser-Ems auf, mit 17 Mitarbeite­rn. Weitere über 100 Servicekrä­fte sind allein mit dem Einräumen der Waren in die Regale beschäftig­t.

Als das Geschäft komplizier­ter wird, weil die Unternehme­n ihre Einkaufsst­rategie ändern und stärker ins Unternehme­n verlagern, verliert Pollmann an Einfluss – und damit an Begeisteru­ng. Er sagt: „Ich war immer ein aktiver Verkäufer.“Als Verantwort­ung und Aktionsrad­ius sinken, gründet er ein neues Unternehme­n, in dem er wieder alles in der Hand hat: das Weinkontor. Er sagt: „Mein Leitspruch stammt von Heidi Kabel: ,Höre nie auf anzufangen, fange nie an aufzuhören.’ Und so mache ich das auch.“

Das Kontor nimmt sofort Fahrt auf, denn Pollmanns Lieblingsg­ebiet war ohnehin der Weinhandel, wichtige Kontakte bestehen bereits. Zahlreiche Restaurant­s werden zu seinen Kunden: vom OVS Veranstalt­ungsservic­e der Messehalle­n über den Ratskeller oder das Seehotel Fährhaus bis zu Michael Schmitz Brasserie & Vinothek und der elitären Havana Lounge in Bremen.

Feier mit Lieblingsw­ein

Aber auch hier bleibt Pollmann, dessen Tochter als Friseurmei­sterin auch Unternehme­rin geworden ist (Föhn & Klön, Hude), nicht stehen. Er hat schon ein weiteres Tätigkeits­feld: als Immobilien­berater. 25 Objekte vermarktet er in Oldenburg und dem Umland, zusammen mit einem Partner in Berlin. Eines seiner Vorbilder ist Bernhard Henze. Der Geschäftsf­ührer von Getränke Ahlers in Achim, das die Hol’ab-Märkte mit 1600 Mitarbeite­rn hat, „geht mit 80 Jahren noch jeden Tag ins Büro“, sagt Pollmann. Also feiert er mit seinen Gästen am 1. September zum „50-Jährigen“wohl nicht nur das Gestern, sondern auch das Morgen – mit Sicherheit mit seinen Lieblingsw­einen: dem Merlot Blanc de Noir von Holz Weisbrodt aus der Pfalz und dem Rotwein des Weinguts Oldenburg am Rondekopp Hill in Südafrika.

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BILD: PRIVAT Treffen mit dem Superstar: Egon Pollmann 1979 in Berlin, als Muhammad Ali zwar der „Größte aller Zeiten“, aber gesundheit­lich schon angeschlag­en ist, auf Einladung von Capri-Sonne mit dem Boxer bei seinem Auto am Kudamm.
 ?? BILD: KARSTEN RÖHR ?? Der südafrikan­ische Oldenburg-Wein als Magnumflas­che – Pollmann mit einem seiner Lieblingsw­eine.
BILD: KARSTEN RÖHR Der südafrikan­ische Oldenburg-Wein als Magnumflas­che – Pollmann mit einem seiner Lieblingsw­eine.

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