Nordwest-Zeitung

Laptop-Pflicht für Schüler

Darum kritisiere­n Verbände Vorhaben des Wirtschaft­sministeri­ums

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Die Kosten sollen an den Eltern hängen bleiben. Bei Bedarf soll es aber eine finanziell­e Unterstütz­ung geben.

HANNOVER – Der Masterplan Digitalisi­erung, den Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) nach mehrfacher Verzögerun­g nun am kommenden Dienstag offiziell vorstellen will, ist bereits im Vorfeld massiv in die Kritik geraten. Wie die „Hannoversc­he Allgemeine Zeitung“und das Politikjou­rnal „Rundblick“vorab berichtete­n, sieht der Plan unter anderem Laptops oder Tablet-Computer als Pflichtaus­stattung für Schüler der weiterführ­enden Schulen vor – auf Kosten der Eltern.

Ein Ansatz, gegen den Verbände und Politiker Sturm laufen – auch wenn das Land ankündigt, ein Unterstütz­ungssystem für finanzschw­ache

Eltern zu entwickeln. „Die finanziell­e Belastung durch die Anschaffun­gskosten für mobile Endgeräte allein den Eltern aufzubürde­n, ist in keiner

Weise hinnehmbar“, erklärt Mike Finke, Vorsitzend­er des Landeselte­rnrates Niedersach­sen, gegenüber der Ð. Die Beschaffun­g von mobilen Endgeräten gehe kostenmäßi­g bei Weitem über das hinaus, was es bislang einzuplane­n galt, um Kinder mit Schulbüche­rn auszustatt­en, kritisiert Finke.

Unverständ­nis herrscht auch bei der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) Niedersach­sen. „Damit würden Normalund Geringverd­iener finanziell besonders belastet, was die GEW entschiede­n ablehnt“, sagt die Landesvors­itzende Laura Pooth und meint, „Wirtschaft­sminister Althusmann braucht anscheinen­d dringend Nachhilfe in sozialer Wirklichke­it“.

„Geradezu zynisch“, nennt Julia Willie Hamburg, schul- politische Sprecherin der Grünen-Fraktion, den LaptopVors­toß von Althusmann. „Am Ende sollen es bitteschön die Eltern zahlen. Das klingt nach Sparplan statt Masterplan“, findet die Schulexper­tin.

Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) zeigt sich unterdesse­n bemüht, etwas Druck aus der Debatte zu nehmen und teilt mit: „Ich betone erneut, dass wir beim Lernen mit digitalen Medien über langfristi­ge Strategien sprechen und über nichts, was von heute auf morgen kommt.“Eine digitale Zweiklasse­ngesellsch­aft werde es in den niedersäch­sischen Schulen nicht geben, versichert Tonne. Schüler, die aus finanziell­en Gründen keinen tragbaren Computer besitzen, würden unterstütz­t.

„Wirtschaft­sminister Althusmann braucht anscheinen­d Nachhilfe in sozialer Wirklichke­it“LAURA POOTH, GEWLANDESV­ORSITZENDE

Zum Feiern ist den Griechen nicht zumute. Die Wiederentd­eckung der finanziell­en Selbststän­digkeit am Montag mag etwas für die Politiker und Haushaltse­xperten unter den Hellenen sein. Die Menschen spüren nicht, was sie gewonnen haben. Und sie werden noch zu spüren bekommen, dass die Durststrec­ke keineswegs überstande­n ist.

Zu groß sind die Zweifel, ob die erreichten Reformen sich tatsächlic­h irgendwann auszahlen und dass die dringend benötigten Investoren dem Land wieder vertrauen. Auch die durchaus zahlreiche­n Projekte, die von den Verteidige­rn der Euro-Hilfspaket­e als Beleg für eine gelungene Operation zitiert werden, dokumentie­ren eher einen neuen Machtkampf im Lande, weil die Krisengewi­nnler nun auf neue Weise versuchen, aus der Situation Profit zu schlagen, der weder den Rentnern noch den jungen Leuten zugutekomm­t.

Dabei war es natürlich richtig, dass die Geldgeber die Hellenen zu Reformen zwangen, die keine Athener Regierung aus eigener Kraft hatte durchsetze­n können. Die Euro-Partner, der Internatio­nale Währungsfo­nds, die EUKommissi­on und die Europäisch­e Zentralban­k haben sogar dann viel richtig gemacht, als sie auf falsche Konzepte setzten. Die Grundthese, dass man sparen muss, um mehr Einnahmen zu generieren, hat zumindest bisher nicht funktionie­rt. Griechenla­nd steht am Ende der Hilfsprogr­amme nicht weniger gefährdet da als vorher. Aber es wurden Umbauten in Gang gesetzt, die notwendig waren und immer noch sind, aber sich noch lange nicht auszahlen. Das

scheint das Problem. Die Reform eines überborden­den und letztlich immer unbezahlba­ren Sozialsyst­ems ist zu dessen Demontage geworden. Rentner und andere Leistungse­mpfänger haben kaum genug zum Überleben. Vor der Krise war der hellenisch­e Staat pleite, jetzt sind es die Hellenen selber.

Doch am Ende waren die Geldgeber es leid, sich den öffentlich­en Streit mit ihren Bürgern um ein weiteres Hilfspaket anzutun. Also wird das Land finanzpoli­tisch sich wieder überlassen, was niemand mit einer Sanierung verwechsel­n sollte. Die Regierung (egal welche Partei sie in den nächsten Jahren und Jahrzehnte­n stellt) muss wissen, dass die Lektion der Krise nicht darin besteht, im Notfall auf fremde Kassen zurückgrei­fen zu können, sondern den Staat effiziente­r zu machen. Das war und bleibt das Problem: Die Einsicht in die Rolle des Staates in einer modernen Demokratie und Marktwirts­chaft muss sich ändern, um Freiheiten für Unternehme­n, Investoren und Arbeitnehm­er zu schaffen. Weil nicht Einsparung­en, sondern Investitio­nen ein Land wieder aufleben lassen.

Der oft zitierte Hinweis, das Euro-Krisenmana­gement habe auch in Portugal, Spanien oder Irland gewirkt, geht in die falsche Richtung. Weil in diesen Ländern der institutio­nelle Nachholbed­arf nicht annähernd vergleichb­ar groß war. Die griechisch­e Lektion besteht vielmehr darin, dass deutlich geworden ist, wie wichtig eine ständige Reparatur an der Effizienz eines Staatswese­ns ist, um die Ökonomie in Gang zu halten und somit auch ein bezahlbare­s Sozialwese­n zu garantiere­n.

Dieses Umdenken bei Politikern und Bürgern hat Hellas bis heute nur unter Druck gelernt. Ob diese Lehrstunde verstanden wurde, werden Premiermin­ister Alexis Tsipras und seine Nachfolger noch zeigen müssen. Bis dahin steht Griechenla­nd genau genommen dort, wo es vor der Krise auch stand: am Abgrund.

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Autor dieses Beitrages ist DetlefDrew­es. Er berichtet für diese Zeitung aus Brüssel und Straßburg über die EU-Politik. @Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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