Otte-Kinasts Plan gegen Verschwendung
Verantwortungsvollerer Umgang mit Lebensmitteln – <charfe Kritik von den Grünen
Barbara Otte-Kinast (CDU) hat angekündigt, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln. Die Grünen sprechen von einem „ideologischen Facelift=.
HANNOVER – Niedersachsens Agrarministerin Barbara OtteKinast hat eine Landesinitiative gegen Lebensmittelverschwendung angekündigt. „Wir werden einen Maßnahmenkatalog zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen entwickeln“, kündigte die CDUPolitikerin am Freitag in Hannover an. Anlass der Ankündigung war die Vorstellung des Verbraucherschutzberichts
2017. Demnach hatten Prüfer im vergangenen
Jahr bei der Hälfte ihrer 62223 Kontrollen in 40
300 Betrieben im
Land Verstöße festgestellt. Von 28559 Proben wurden 4547 beanstandet, 568 Bußgeldund 69 Strafverfahren eingeleitet sowie eine öffentliche Warnung ausgesprochen.
Obwohl die Zahlen einigermaßen stabil sind, sei die Gesundheitsgefahr aber gesunken, sagte Hubert Meyer vom zuständigen Landkreistag. Denn die Zahl der gefährlichen Verunreinigungen nahm ab. 2014 fielen noch 19 Prozent der Beanstandungen in die Kategorie gefährlich, so waren es 2017 noch zwölf Prozent. Stattdessen häufen sich Hygienemängel und Lebensmittelbetrug, so genanntes „Food Fraud“.
Davon spricht man, wenn in dem Lebensmittel nicht das drin ist, was es verspricht. So kontrollierte das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) 21 Rinderrouladen und Cordon-bleu-Schnitzel aus Kantinen: 14 davon wurden beanstandet, weil die Roulade nicht nur aus Rind und das Schnitzel nicht aus einem Stück waren.
Die Lebensmittelindustrie hat auch andere Tricks drauf: So kann man Thunfisch mit Rosmarinextrakt oder Kohlenmonoxid eine rote Farbe geben, die ihn fälschlicherweise frisch erscheinen lässt. Das Dumme: Beim unbemerkten Verderb bildet der Fisch giftige Histamine. Bei jedem fünften Thunfisch fand das Laves Tricksereien.
Auch bei Craftbieren ist nicht immer genau das drin, was auf der Flasche steht: Die Kontrolleure fanden bei mehreren Proben Abweichungen bei Stammwürze und Alkoholgehalt. In veganem Käseersatz wurde teilweise Sorbinsäure gefunden. In 47 Prozent der Geflügelfleischproben wiesen die Prüfer Campylobakter-Bakterien nach. Bei mangelnder Küchenhygiene oder unzureichendem Durchgaren können die zu Durchfall führen.
„Zum Glück hatte ich in meiner Amtszeit noch keine echte Gefahr“, sagte Otte-Kinast. Doch auch ohne seien die Prüfer „an der Grenze dessen, was zu leisten ist“, mahnte Hubert Meyer.
Die Grünen sehen einen „ideologischen Facelift“in dem ersten Bericht unter Otte-Kinast. So seien die Themen Tierschutz und Tiergesundheit kürzer ausgefallen und das Kapitel AntibiotikaReduzierung weggefallen. „Dafür befasst sich der Bericht mit Fragen wie, ob es die Bezeichnung Pflanzen-Käse geben darf“, sagte die Agrarpolitikerin der Fraktion, Miriam Staudte.