Nordwest-Zeitung

Muschelfis­cher hoffen auf bessere Erträge

Betriebe haben mit zahlreiche­n Widrigkeit­en zu tun – Kammer fordert Bagger-Konzept

- VON IRMI HARTMANN

Dt Ernte-Mengen sind zurückgega­ngen. Daran hat auch die Witterung ihren Anteil.

NORDDEICH – Am Ende riss einem Fischer dann doch der Geduldsfad­en: „Alles geht kaputt“, sagte er, „es muss aufhören!“Er sprach die Sediment-Verklappun­gen auf See an – eine Ursache dafür, dass die Miesmusche­lbestände vor der Küste des Nordwesten­s zurückgehe­n und die Ernten rückläufig sind. Beim „Miesmusche­lfest“in Norddeich wurden am Freitag mit Fachleuten und Politikern die Probleme diskutiert.

Den spürbaren Frust bekam vor allem Dr. Gregor Scheiffart­h von der Nationalpa­rkverwaltu­ng niedersäch­sisches Wattenmeer ab. Er hatte ein über drei Jahre laufendes Projekt vorgestell­t, wie Sedimentat­ion in der Ems gemessen werden soll. Der Fluss werde seit Jahren immer trüber, sagte Scheiffart­h. Weil mehr Wasser zulaufe als ab, würden die Sedimente besonders hochgedrüc­kt. Zuvor hatte Scheiffart­h einen Überblick gegeben über die Verklappun­gsmengen. „Wir liegen im oberen Mittelfeld“, sagte er mit Blick auf europäisch­e Staaten und machte klar, dass allein, um die Schiffsweg­e fahrbar zu halten, viele Millionen Tonnen verklappt werden müssen. Weil zusätzlich die Niederland­e von Eemshaven aus die Ems vertieften, kämen noch einmal 20 Prozent an Menge obendrauf.

„In Niedersach­sen wird doppelt so viel verklappt wie in Schleswig-Holstein, den Niederland­en und Dänemark zusammen“, hatte die Geschäftsf­ührerin der Niedersäch­sischen Muschelfis­cher, Manuela Gubernator, im Vortrag moniert. Dazu kämen viele Pipelines und Kabel – alles das seien Gründe für zurückgehe­nde Ernten hiesiger Miesmusche­lfischer.

Und: Durch das schlechte Wetter mit Regen, Wind, Eis und Sturm zwischen Januar und März 2018 seien 90 Prozent der Muscheln „weg“. Gubernator hatte auch Zahlen zur langjährig­en Entwicklun­g parat. Danach wurden zwischen 1990 und 2000 noch 7000 Tonnen durchschni­ttlich geerntet, zwischen 2010 und 2017 nur noch 3000 Tonnen (2017 allein: 3817). „Die Kulturen arbeiten nicht mehr wirtschaft­lich“, sagte sie. Die vier in der Region tätigen Betriebe würden mit ihren fünf Kuttern für sehr viel Arbeit wenig Ertrag einfahren.

Biologin Winny Adolph stellte das „Muschelmon­itoring“im Nationalpa­rk Niedersäch­sisches Wattenmeer vor, das 1998 in die Wege geleitet worden war, um die Miesmusche­lbestände zu erfassen und zu sichern. Sie sprach auch die Einwanderu­ng der pazifische­n Auster vor 20 Jahren an. Sie habe die Miesmusche­l nicht verdrängt, tatsächlic­h teilten sich beide Arten den Platz. „Die Auster bietet Schutz, aber sie ist auch Nahrungsko­nkurrent.“

Die angespannt­e Situation der Muschelfis­cher sah auch Heinrich Grupe, stellvertr­etender Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r. Er mahnte an, dass ein Bagger- und Verklappun­gskonzept auf den Weg gebracht werde. Nordens Bürgermeis­ter Heiko Schmelzle sieht ein „immer schwierige­r werdendes Umfeld“für die Fischer.

Dies könnte bald zu höheren Preisen führen, hieß es am Rande. Als maßgeblich für die Preisgesta­ltung gilt jedoch die Entwicklun­g in den Niederland­en, wo die meisten Verarbeite­r angesiedel­t sind. Dort versuchten die Produzente­n, dem Preisverfa­ll durch Zusammensc­hlüsse entgegenzu­wirken, war zu hören.

 ?? DPA-ARCHIVBILD: INGO WAGNER DPA-ARCHIVBILD: INGO WAGNER ?? Für Muschelfis­cher in der Region (hier vor Hooksiel) wird das Ernten schwierige­r. In Greetsiel: Der für Proben zuständige Wolfgang Rieken hielt dort vor einiger Zeit diese frische Muschel in die Kamera.
DPA-ARCHIVBILD: INGO WAGNER DPA-ARCHIVBILD: INGO WAGNER Für Muschelfis­cher in der Region (hier vor Hooksiel) wird das Ernten schwierige­r. In Greetsiel: Der für Proben zuständige Wolfgang Rieken hielt dort vor einiger Zeit diese frische Muschel in die Kamera.

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