Es gibt nur Ver ierer
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann steht vor einem Scherbenhaufen. Bei der Besetzung der Spitzen im Sozial- beziehungsweise Baudezernat macht der Verwaltungschef gelinde gesagt keine gute Figur.
Seine Kandidatin fürs Sozialdezernat, Dagmar Sachse, erreichte bei ihrer angestrebten Wiederwahl nicht die erforderliche Mehrheit. Anfang der Woche kündigte der OB an, die bei vielen sehr angesehene Baudezernentin Gabriele Nießen nicht wieder vorzuschlagen. Das alleinige Recht dazu hat der Oberbürgermeister, keine Frage. Im Stadtrat muss sich für einen Nachfolger aber eine Mehrheit finden. Und das wird dem OB im Fall Nießen schwer fallen. Denn: Einen geeigneten Nachfolger angesichts der boomenden Wirtschaft zu präsentieren und dann auch mehrheitsfähig zu machen, wird schwierig.
Fachlich ist der amtierenden Baudezernentin kaum etwas vorzuwerfen. Bis auf die SPD, die notgedrungen ihrem OB Rückendeckung geben musste, um ihn öffentlich nicht zu demontieren, hat sich keine Ratsfraktion gegen ihren Verbleib ausgesprochen – im Gegenteil.
Die Gründe Krogmanns sind im persönlichen Bereich zu suchen – und zu finden. Nießen vertritt offensiv und selbstbewusst ihre Meinung und versucht, ihre Pläne durchzusetzen, auch gegen den Willen des OB. Deutlich wurde das, als sie einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem OB zur Vorstellung der Machbarkeitsstudie für den Neubau eines Fußballstadions fernblieb. Kein feiner Zug der Dezernentin, der es wohl schwerfällt, Anweisungen zu befolgen. Das wurde ihr nun zum Verhängnis, zumal der Oberbürgermeister sich bei seinen Entscheidungen auch stark von Emotionen leiten lässt. Nießens Ausscheiden ist in vielerlei Hinsicht ein schmerzlicher Verlust – vor allem für die Mitarbeiter in den Ämtern. Schmerzlich vielleicht auch für die Steuerzahler. Nach Ende ihres Vertrags stehen Nießen monatliche Zahlungen in Höhe von rund 3500 Euro pro Monat zu, falls sie arbeitslos wird. Und dem OB droht dasselbe Schicksal wie seinen Vorgängern – die wurden nicht wieder-, sondern abgewählt.