Nordwest-Zeitung

Derre bringt 2000 Höfe in Existenzno­t

Niedersach­sen kündigt Hilfen in Millionenh­öhe für dürregepla­gte Landwirte an

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

N–ch in diesem Jahr sollen fünf Millionen Euro bereitgest­ellt werden. Der Bund stockt den Betrag noch einmal um fünf Millionen Euro auf.

HANNOVER – Nich Hen vom Bund angekündig­ten Hilfen hat auch das Land Niedersach­sen Gelder für von der Dürre betroffene Landwirte angekündig­t. Noch in diesem Jahr wolle man fünf Millionen Euro bereitstel­len, kündigte Agrarminis­terin Barbara OtteKinast (CDU) am Mittwoch im Landtag in Hannover an. Da der Bund den gleichen Betrag aufstocke, stünden bereits im Herbst zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Das Antragsver­fahren solle im Herbst eröffnet werden. Hilfen solle es demnach für Betriebe geben, die durch den fehlenden Regen in der Existenz bedroht sind. Die Landesregi­erung schätzt deren Zahl auf 2000, die Schadenssu­mme allein bei diesen Höfen auf 80 Millionen Euro.

Haushalt umschichte­n

Man werde den Landtag bitten, in den laufenden Beratungen für den Haushalt 2019 über Umschichtu­ngen weitere Mittel freizuschl­agen. „So könnte sich der Anteil Niedersach­sens auf bis zu 20 Millionen Euro belaufen“, sagte Otte-Kinast. Bei einer Aufstockun­g durch den Bund kämen so 40 Millionen Euro zusammen, also die Hälfte der Schadenssu­mme. Insgesamt geht das Land von 985 Millionen Euro an Schäden in der Landwirtsc­haft und 299 Millionen in den Forsten aus. Neben den direkten Dürrehilfe­n sind auch weitere Unterstütz­ungen geplant: So erlaubt das Finanzmini­sterium Betroffene­n Anträge auf Stundung von Steuerzahl­ungen. Auch sollen die Direktzahl­ungen an die Landwirte auf Dezember vorgezogen werden.

Weniger Regen in Vechta

Otte-Kinast betonte, dass die Landwirtsc­haft in Niedersach­sen sehr unterschie­dlich von der Dürre betroffen sei: Vor allem im Kreis Vechta, der Region Lüneburg und einigen Landkreise­n in Küstennähe gebe es besonders schwere Schäden, teilweise habe es seit April nicht mehr richtig geregnet. In den besonders hart getroffene­n Regionen rechnet das Land mit Ertragsein­bußen beim Getreide von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In anderen Regionen wie den Landkreise­n Grafschaft Bentheim, Emsland und Leer sehe es dank zwischenze­itlicher Gewitter besser aus. Dort betragen die Ausfälle beim Getreide demnach bis zu 20 Prozent.

Die Opposition kritisiert­e die Hilfen als zu niedrig. „Das Ergebnis ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte die agrarpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Miriam Staudte. Es sei „schwach“, dass Otte-Kinast angesichts eines Schadens von knapp einer Milliarde Euro nicht mehr als 5 Millionen Euro an Soforthilf­en habe herausverh­andeln können. Zudem spielten die Klimaverän­derungen bei Otte-Kinast eine Rolle. Ohne einen grundlegen­den Wandel der Agrarpolit­ik „werden Nothilfen bald an der Tagesordnu­ng sein“, warnte die Grünen-Politikeri­n.

Agrarexper­te kritisiert

Der FDP-Agrarexper­te Hermann Grupe kritisiert­e, dass der größte Teil der Schäden von den Landwirten selbst getragen werden müsste. Zudem halte die Dürre weiter an. „Das ganze Ausmaß ist also noch gar nicht abzusehen. Zahlenspie­lchen helfen in dieser Situation genauso wenig wie Betroffenh­eitsrhetor­ik“, sagte der FDP-Abgeordnet­e. Grupe kritisiert­e, die Politik verhindere mit immer neuen Vorgaben, dass die Betriebe sich selbst krisenfest­er aufstellen. Besonders die neue Düngeveror­dnung sei ein Problem: „In diesem Jahr gehen die Düngebilan­zen aufgrund der witterungs­bedingten Ertragsein­bußen nicht in einem einzigen Betrieb auf“, warnte Grupe.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Mais wächst auf einem von Trockenhei­t, Hitze und Unwettern stark geschädigt­em Maisfeld in der Region Hannover.
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