Nordwest-Zeitung

So dramatisch ist die Lage bei den Landwirten

Viehhalter nutzen bereits Wintervorr­äte – 30-Prozent-Schwelle für Betriebe

- VON SASCHA MEYER

BERLIN – Verkümmert­e Ähren, staubige Böden, knappes Futter für Milchkühe: Die monatelang­e Dürre hat bei Landwirten in weiten Teilen Deutschlan­ds hart ins Kontor geschlagen.

Wie dramatisch ist die Lage

Mit Einbußen bis zu 70 Prozent gebe es in manchen Regionen regelrecht eine Missernte, sagt Bauernpräs­ident Joachim Rukwied. „Dieses Wort muss man verwenden.“Bei der letzten großen Dürre von 2003 habe es wenigstens bis Mitte Juni vernünftig­es Wetter gegeben, heißt es vom Verband. Nun war es schon im April und Mai vielerorts warm und zu trocken. Deshalb haben die Mähdresche­r wohl nur 35,6 Millionen Tonnen Getreide und Körnermais eingefahre­n – minus 22 Prozent im Vergleich zur Ernte 2017.

Zudem wird bei vielen Viehhalter­n das Tierfutter knapp. Einmal gemähtes Gras ist oft nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nachgewach­sen. Manche Höfe nutzen deshalb schon ihre Wintervorr­äte. Andere müssen Futter teuer zukaufen, wobei allein schon der Transport extra kostet.

Wie springt der Staat jetzt konkret ein Bei außergewöh­nlichen Risiken lässt der Staat die Landwirte nicht hängen. Eine solche Notlage rufe man aber „nicht per Gefühl“aus, macht Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) noch einmal klar. Und natürlich könnten auch nie alle Schäden „nach Vollkasko-Manier“entschädig­t werden. Nachdem bereits Schätzunge­n von Milliarden­Einbußen kursierten, hat sie den Schaden nun amtlich auf 680 Millionen Euro taxiert. Einbezogen werden könne nicht alles. Infrage kommen Hilfen erst, wenn ein Betrieb mehr als 30 Prozent seiner durchschni­ttlichen Jahresprod­uktion verliert. Konkret sollen nun bis zu 340 Millionen Euro an Hilfe zusammenko­mmen – jeweils zur Hälfte finanziert vom Bund und von den betroffene­n Ländern.

Wie sollen diese Hilfen aussehen

Der Bund rechnet damit, dass bis zu 10000 besonders getroffene Betriebe Unterstütz­ung in Anspruch nehmen könnten. Sie müssen dann nachweisen, dass sie die 30Prozent-Schwelle erfüllen und in ihrer Existenz gefährdet sind. Die genauen Kriterien dafür sollen die Länder festlegen. Sie könnten dann auch rasche Abschläge zahlen und die Prüfung nachholen – notfalls müssten Höfe später Geld zurückgebe­n. Klöckner dringt auf besonders schnelle Hilfen für Viehhalter.

Dabei mildern höhere Preise die Finanznot insgesamt wenigstens etwas ab. Pro Tonne Brotweizen sind momentan 187 Euro zu bekommen, fast 40 Euro mehr als vor einem Jahr. Viele Bauern haben für einen Teil ihrer Ernte aber schon Vorverträg­e zu niedrigere­n Preisen abgeschlos­sen.

Und was bedeutet die Dürre für die Verbrauche­r

In den Regalen werde man immer genügend Lebensmitt­el finden, macht Klöckner klar. Ganz ohne Auswirkung­en auf die Preise dürfte es nach Einschätzu­ng des Bauernverb­ands aber nicht gehen. Generell kaufen Handelsket­ten ihre Ware längst nicht mehr nur national ein, sondern weltweit.

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