Land erhöht den Druck auf Enercon
Auricher Windenergieanlagenhersteller verweigert sich Gesprächen
A– geht um den drohenden Wegfall von 835 Arbeitsplätzen. Erstmals hat sich nun auch Ministerpräsident 8tephan Weil zu Wort gemeldet.
HANNOVER/IM NORDWESTEN – Die Blockadehaltung der Enercon-Spitze beim geplanten Arbeitsplatzabbau des Auricher Windenergieanlagenherstellers ist im Niedersächsischen Landtag auf großes Unverständnis gestoßen. Nachdem die Konzernleitung sich Gesprächsangeboten sowohl von Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) als auch von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verweigert hatte, äußerte sich Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwoch erstmals öffentlich zum Enercon-Gebaren.
Nach einem gut 20-minütigen Gespräch mit Arbeitnehmervertretern und Funktionären der Gewerkschaft IG Metall erklärte der Regierungschef: „Es ist überall in Deutschland üblich, dass ein Konzern einsteht für seine Mitarbeiter. Wir werden in geeigneter Weise sehr deutlich machen, dass Enercon an dieser Stelle gut beraten ist, wieder zu den normalen Umgangsformen in Deutschland zurückzukehren.“
Meinhard Geiken, Bezirks- leiter Küste der IG Metall, ergänzte: „Wir erwarten von der Geschäftsleitung, dass sie sich mit uns und den Betriebsräten an einen Tisch setzt, um über Alternativen zu den angedrohten Kündigungen zu verhandeln.“Auch André Goldenstein, Vorsitzender der Jusos im Bezirk Weser-Ems, findet: „Ein erheblicher Anteil an Steuergeldern fließt in Subventionen für Unternehmen wie Enercon. Da sollte es eine Selbstverständlichkeit für diese Unternehmen sein, sich ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden.“
Enercon hatte Anfang August angekündigt, dass bei Zulieferbetrieben, die exklusiv für das Unternehmen produzieren, 835 Stellen gestrichen werden sollen, darunter in Westerstede, Haren, Emden und Aurich. Die angedrohte Kündigungswelle war am Vormittag auch Thema einer Aktuellen Stunde im Landtag. „Lassen Sie sich in Hannover und Berlin nicht länger von der Enercon-Geschäftsführung vorführen. Fordern Sie den Dialog ein, und arbeiten Sie an Alternativen zum Stellenabbau“, richtete die Landtagsvizepräsidentin Meta Janssen-Kucz (Grüne/Leer) deutliche Worte ans Plenum. Und während FDP-Fraktionschef Stefan Birkner Wirtschaftsminister Althusmann vorwarf, nicht mehr als „Betroffenheitsrhetorik“zu liefern, betonte Althusmann, dass er der Konzernspitze bereits ein weiteres Gesprächsangebot gemacht habe und erwarte, dass sie sich mit der Landesregierung an einen Tisch setze.
Stefan Wirtz von der AfD stellte unterdessen heraus, dass kaum eine andere Branche in den Genuss so vieler Vorteile komme wie die Windenergie. CDU-Fraktionsvize Ulf Thiele (Leer) kommentierte den AfD-Beitrag knapp mit den Worten: „Den Kollegen der AfD-Fraktion sind die Mitarbeiter von Enercon erkennbar völlig egal.“