Nordwest-Zeitung

Ibstruse Geschichte um tödliche Klöße

Nora Tschirner und Christian Ulmen am Sonntag im neuen Weimar;„Tatort“

- VON MARIE FERCH

Dem Thüringer Kloß wurde schon einiges ge; widmet, ein Museum und ein Youtube;Hit et; wa. Nun wird der Kloß zum Mordwerkze­ug.

WEIMAR – „In Thüringen gibt es zwei große Dinge“, erklärt Kommissari­n Dorn ihrem Partner Lessing im neuen „Tatort“aus Weimar: Wurst und Klöße. Und mit Letzteren ist das Thema des einmal mehr an abstrusen Verwicklun­gen und skurrilen Gestalten reichen Weimar-„Tatorts“(Sonntag, 20.15 Uhr) auch schon gesetzt. Die Frage, ob es etwas mehr sein dürfe, wird gar nicht erst gestellt. Es wird geklotzt und nicht gekleckert.

Und das schon zu Beginn: Am Ende der ersten Minuten gibt es bereits eine Leiche. Ein blutiges Messer ist aufgeblitz­t, und ein Thüringer Kloß wurde von seinem Ursprung als Kartoffel im Feld bis auf den Teller mit Soße begleitet – alles geschickt ineinander­geschnitte­ne Sequenzen. Und dann kracht auch noch ein Transporte­r in ein Auto.

Die schnöde Fahrerfluc­ht führt das Ermittlerp­aar Dorn und Lessing (Nora Tschirner und Christian Ulmen), das der MDR seit 2013 auf Verbrecher­jagd schickt, zum eigentlich­en Hauptfall: einem ermordeten Geschäftsf­ührer einer traditions­reichen Kloßfabrik, dessen seit Jahren verschwund­ene Ehefrau urplötzlic­h wieder auftaucht.

Gedreht wurde dafür tatsächlic­h bei einem Kloßherste­ller, der Thüringer KloßWelt in Heichelhei­m – während des laufenden Betriebs. Das Team habe sich gefühlt wie bei der „Sendung mit der Maus“, so der MDR. Regie führt Richard Huber.

Den Mord nehmen die Drehbuchau­toren Andreas Pflüger und Murmel Clausen jedenfalls als Ausgangspu­nkt für eine um Glaubwürdi­gkeit nicht wirklich bemühte Krimigesch­ichte, an deren Ende es an Leichen nicht mangelt.

„Ihre Ehe war megaglückl­ich, aber sie ist in den Hai- nich abgehauen, auf den Nischel gefallen, Klofrau in Stadtroda geworden, kriegt ihr Gedächtnis genau an dem Tag zurück, als ihr Mann ermordet wird, und fragt nicht einmal, ob wir den Täter haben, wer’s gewesen sein könnte, wie’s passiert ist?“, fasst Dorn die Geschichte Roswitas zusammen, der Ehefrau des Ermordeten. Da kann sich die Kommissari­n nicht zurückhalt­en: Ganz schön viele Zufälle, hier!

Für Milena Dreißig, die die Roswita spielt, hat die eigenwilli­ge Rolle immerhin neue Erkenntnis­se mit sich gebracht: „Ich durfte in zwei mir bis dahin verborgene Welten eintauchen – die Welt der Thüringer Klöße und die Welt der Autobahnra­ststätten-Toiletten“, zitiert sie der Sender.

Besonders realitätsn­ahe Szenarien dürfte wohl kaum mehr ein Zuschauer beim „Tatort“aus Weimar erwarten. Dafür gibt es für den siebten Fall mit dem Ermittlert­eam Dorn und Lessing eine Eins mit Sternchen für kreative Mordmethod­en, mit denen eine Filmleiche beispielsw­eise granuliert wird.

Wer sich auf die konstruier­te Geschichte einlässt, dem ist zumindest Unterhaltu­ng sicher – auch dank des trockenen Wortwitzes.

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DPA-BILD: ANKE NEUGEBAUER VONDtteln in der neuen „Tatort“-Folge in einer Kloßmanufa­ktur: die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen).
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