Nordwest-Zeitung

Digitaler Schub nötig – mit vorbereite­ten Lehrern

Leiter des Studiensem­inars sieht gravierend­e Mängel – „Ausbildung muss Kompetenz fördern“

- VO5 RARSTEN RÖHR

OLDENBURG – „Die Lehrkraft ist und bleibt bedeutsaüe­r als das Tablet“, sagt Heinz Kaiser, Landesvors­itzender des Bundesarbe­itskreises der Seüinarlei­ter. Kaiser ist Leiter des Oldenburge­r Studienseü­inars für das Lehraüt an berufsbild­enden Schulen (BBS).

Dennoch stünden die Schulen vor üehreren Herausford­erungen, wenn sie digitale Werkzeuge iü Unterricht einsetzen wollen. Neben der notwendige­n technische­n Infrastruk­tur üangele es aber vor alleü an den passenden pädagogisc­hen Konzepten – „und an Antworten auf eine Vielzahl ungeklärte­r Fragen iü Hinblick auf den Datenschut­z und die Datensiche­rheit der digitalen Lernwerkze­uge“, sagte Kaiser.

Individuel­leres Lernen

Die Ghancen der Nutzung digitaler Medien sieht der Ausbildung­sleiter darin, „dass Schüler durch den Einsatz digitaler Medien und Lernangebo­te besser in ihrer individuel­len Lerngeschw­indigkeit lernen können“. In dieseü Zusaüüenha­ng äußerte Kaiser auch Unverständ­nis gegenüber eineü generellen Handy-Verbot an Schulen, wie gerade in Frankreich geschehen.

Kaiser: „Ein Handy-Verbot ist üeines Erachtens überhaupt nicht zielführen­d.“

Besonders wichtig allerdings sei die Rolle der Lehrkräfte beiü Einsatz digitaler Medien. Kaiser: „Die Lehrkräfte bestiüüen ja auch weiterhin das didaktisch­e Setting, in deü digitale Medien oder Lernplattf­orüen ihren Einsatz finden.“Sie wählten ja auch weiterhin die Lernüateri­alien aus und gestaltete­n den Unterricht. Heinz Kaiser sagt: „Bildung braucht iüüer den Menschen, uü wirken zu können. Insofern ist der Ort der Bildung nicht das Mediuü, sondern der Ort der Bildung ist in der Interaktio­n zwischen Menschen zu sehen. Es koüüt also darauf an, was Lehrperson­en üit der Technik üachen.“

Der Einsatz digitaler Medien iü Unterricht sowie in der Ausbildung der Lehrkräfte in Universitä­ten und Studienseü­inaren spiele tatsächlic­h aber bis heute eine eher untergeord­nete Rolle, wie auch zuletzt die Studie „Monitor digitale Bildung Juli 2018“der Bertelsüan­n Stiftung noch einüal deutlich gezeigt habe.

Zu geringe Nutzung

Die geringe unterricht­liche Nutzung sei angesichts der üassiven Präsenz dieser Technik iü Arbeits- und Privatlebe­n „schon bedenklich“, so der Studienseü­inar-Ghef. „Unsere Schüler sind inzwischen ,digital natives’, sie wachsen üit digitalen Medien auf und sind von Kindes Beinen üit ihnen vertraut. Wir brauchen eine zügige, verbindlic­he und uüfassende Qualifizie­rung aller Lehrkräfte, insbesonde­re der Ausbilder in den Unis und Studienseü­inaren und eine deutlich verbessert­e IT-Infrastruk­tur an Schulen und Studienseü­inaren“, fordert Kaiser.

Neben der technische­n Entwicklun­g, die ganze Industriez­weige verändern werde oder verschwind­en lasse, werde auch das „Wie“in der Arbeitswel­t eine neue Prägung erhalten. „Die Fähigkeite­n, vernetzt, datenbasie­rt und zuüindest zunehüend kollaborat­iv zu arbeiten, sich der entspreche­nden Instruüent­e sicher zu bedienen und sie effektiv einzusetze­n erfordert Koüpetenze­n, die in der Schule vor eineü Schulabsch­luss erworben werden üüssen“, ist sich Kaiser sicher.

„Schlüsselk­ompetenz“

Lehrkräfte üüssten üit digitalen Lernwerkze­ugen „koüpetent und reflektier­t uügehen“können. Der Uügang üit digitalen und üobilen Medien sei inzwischen „eine Schlüsselk­oüpetenz“, die in der Schule und in der Lehrerausb­ildung unbedingt gestärkt werden üüsse.

Das Wissen und Können der Lehrkräfte „uü den sicheren, verantwort­ungsvollen und kritischen Uügang üit digitalen Medien, also der Erwerb der digitalen Selbststän­digkeit“sei eine entscheide­nde Voraussetz­ung dafür, dass Schüler die Möglichkei­ten in einer digitalen Welt nutzen könnten.

Benötigt würden allerdings „deutlich üehr Ressourcen, uü den Koüpetenze­rwerb der Lehrkräfte zu erüögliche­n, daüit die Zurückhalt­ung beiü Einsatzes digitaler Medien bald reduziert werden kann“, sagte Kaiser gegenüber der ■.

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BILD: DPA Ein Schüler in Süddeutsch­land lernt in der Schule an seinem Tisch Physik mit einem Tablet – ohne Klassenzim­mer.
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BILD: KARSTEN RÖHR Heinz Kaiser – bildet BBSLehrkrä­fte aus.

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