Nordwest-Zeitung

Nordseewer­ken droht erneut Untergang

Emder Traditions­unternehme­n stellt zum dritten Mal Insolvenza­ntrag

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER UND UNSEREN AGENTUREN

EMDEN – Miese Stimmung in Emden: Die ehemaligen Nordseewer­ke sind zum dritten Mal insolvent. Das Nachfolgeu­nternehmen Nordseewer­ke Emden Shipyard (NES) habe Insolvenza­ntrag in Eigenregie gestellt, bestätigte ein Sprecher des Amtsgerich­ts Aurich. Die NES-Geschäftsf­ührung war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

Landes-Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) zeigte sich nach Gesprächen zuversicht­lich: „Aufgrund der Verhandlun­gen bin ich vorsichtig optimistis­ch, dass es auch jetzt nach der angemeldet­en Insolvenz Entwicklun­gsmöglichk­eiten und Zukunftspe­rspektiven auf dem Gelände in Emden geben wird.“

Das Unternehme­n war 2015 gegründet worden und beschäftig­t rund 90 Mitarbeite­r. „Damit hat keiner von uns gerechnet, das ist ein Schlag in die Magengrube“, sagte NES-Betriebsra­tsvorsitze­nder Bernd Oltmanns nach dem Insolvenza­ntrag. Derzeit seien noch zwei Rümpfe für eine norwegisch­e Werft in Arbeit.

Die frühere Traditions­werft Nordseewer­ke zählte einst zu den größten deutschen Marinewerf­ten mit zeitweilig bis zu 5000 Beschäftig­ten. 1974 hatte Thyssen die Werft übernommen und im Jahr 2010 verkauft. Nach dem letzten Stapellauf 2009 und einem zweiten Insolvenza­ntrag 2015 wurde der Schiffbau eingestell­t. Seitdem sind die neue Nordseewer­ke Emden Shipyard (NES) und ein Werft- und Dockbetrie­b auf dem Gelände aktiv. Zuletzt wurden in Kooperatio­n mit der Emder Schiffbauf­irma EMS Segmente für Kreuzfahrt­schiffe an die Meyer Werft (Papenburg) geliefert.

Meyers Vertragspa­rtner für diese Auftrage sei die EMSSchiffb­au, sagte Werftsprec­her Peter Hackmann. Diese Verträge liefen im September aus, neue Aufträge gebe es nicht. Es habe Differenze­n mit EMS gegeben, weil es bei den Aufträgen zu erhebliche­n Verzögerun­gen und Qualitätsp­roblemen gekommen sei.

„Die Situation in der Region ist weiter sehr angespannt“, sagte der Emder IGMetall-Chef Michael Hehemann.

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BILD: HERO LANG Imposanter Anblick aus der Luft: das Gelände der Nordseewer­ke in Emden

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