Kriegsheld und aufrechter Parteirebell
An verstorbenem US-Senator John McCain ha4teten viele Etiketten
Es ist eine Szene aus dem US-Senat, die immer wieder im Fernsehen gezeigt wird, auch im Ausland. Es geht um die Abschaffung von „Obamacare“, und diesmal scheinen die Republikaner nahe am Ziel. Alles hängt nun an einem Mann. Langsam geht John McCain ins Zentrum des Rampenlichts, dann dreht er den Daumen nach unten. Es ist das Ende für das Gesetzesvorhaben seiner Parteifreunde.
Er hatte es wieder getan: Courage gezeigt, sich widersetzt, ganz der „Maverick“, der Querdenker, die Idealfigur des Unangepassten – ein Image, das sich John McCain in den Jahren seiner politischen Karriere aufgebaut und sorgsam gepflegt hat. Er machte Trump einen Strich
durch die Rechnung bei dessen Herzensanliegen, die verhasste Krankenversicherung seines Vorgängers abzuschaffen. Erst kurz zuvor hatten Ärzte da bei McCain einen Gehirntumor entdeckt. Das war im Sommer 2017.
Nun, ein Jahr später, hat dieser Mann seinen letzten Kampf verloren – und Amerika mit ihm einen der wichtigsten Politiker der Gegenwart, einen aus der schwindenden Zahl jener, die sich im Laufe der Jahre große Achtung über Parteigrenzen hinweg erworben haben. McCain starb am Samstag um 16.28 Uhr im Kreise seiner Familie, wie sein Büro mitteilte.
Mehr als einmal hat McCain seinen eigenen konservativen Kollegen in die Suppe gespuckt, sich auf die andere Seite geschlagen. Er war milder in Immigrationsfragen als seine Parteifreunde, strikt gegen Folter, für Transgender im Militär. Und: Seit dem Amtsantritt von Donald Trump entwickelte er sich zu einem der schärfsten Kritiker des Präsidenten unter den Republikanern, oft mit knüppelharten Attacken. Sicherheitspolitisch war McCain stets ein ausgesprochener Hardliner. Trumps seltsame Hinwendung zu Russland war ihm stets ein Dorn im Auge.
John Sidney McCain III kam am 29. August 1936 auf einer Marinebasis in Panama zur Welt. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren Admiräle. Nach der High School besuchte er die Marineakademie in Annapolis, diente von 1958 bis 1981 in der Navy.
1967 wurde er über Nordvietnam abgeschossen, brach sich beide Arme und ein Bein. Fünfeinhalb Jahre verbrachte er in Kriegsgefangenschaft in Hanoi, mit Folter und Einzelhaft. Er lehnte eine vorzeitige Freilassung ab, seien doch Kameraden länger in Haft als er.
Seine politische Karriere startete McCain 1977. Im Jahr 2000 versuchte er sich als Präsidentschaftsbewerber, 2008 ein zweites Mal und wurde Kandidat seiner Partei.