Es geht schon w eder los
Roland Kaiser sang 1988: „Ich glaub’, es geht schon wieder los, das darf doch wohl nicht wahr sein.“Der Schlagerhit passt 30 Jahre später exakt zu den leidigen Diskussionen um den Videobeweis in Deutschlands höchster Fußball-Klasse.
Groß war die Hoffnung, dass die Schiedsrichter-Gilde des DFB aus den Fehlern der verkorksten Premieren-Saison gelernt hat und die Sache mit dem „Video Assistant Referee“(VAR) ähnlich geräuschlos über die Bühne gehen würde wie bei der WM in Russland. Typischer Fall von Denkste: Der erste Spieltag der neuen Spielzeit wurde garniert mit etlichen völlig unnötigen und noch dazu falschen Einmischungen der Video-Assistenten im „Kölner Keller“.
Es herrschte Chaos – ausgetragen vor allem auf dem Rücken der Unparteiischen, die versuchten, ihren Job auf dem Platz zu machen. Doch leider fanden sie in den Helfern vor den TV-Bildschirmen in Köln keine Unterstützer, sondern eher Behinderer und Beinsteller. Was sich am Samstag in der Bundesliga abspielte, war einer Eliteklasse, die für sich den Anspruch erhebt, zur Weltklasse zu zählen, unwürdig.
Es scheint, dass die VideoAssistenten im Bemühen, möglichst alles richtig machen zu wollen, kräftig übers Ziel hinausschießen. Wie beim Spiel zwischen Wolfsburg und Schalke aus richtigen Entscheidungen falsche zu machen, das muss man erst mal hinkriegen. Dabei hat die WM gezeigt, wie es laufen kann: Der Schiri muss auf dem Platz das Sagen haben. Die Assistenten vor den Bildschirmen sollen – wie es der Namen schon sagt – assistieren und nicht versuchen, Chef zu spielen.
Ab Oktober übernimmt Jochen Drees die Leitung des Videobeweis-Projekts beim DFB. Der frühere Spitzenschiedsrichter räumte ein, dass am Wochenende viel schiefgelaufen ist. Die Einsicht wird jedoch nicht genügen, es muss sich Grundlegendes ändern. Sonst verliert der Videobeweis auch seine letzten Befürworter.
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