Nordwest-Zeitung

Es geht schon w eder los

- VCN CHRISTOPHE­R DEEKEN

Roland Kaiser sang 1988: „Ich glaub’, es geht schon wieder los, das darf doch wohl nicht wahr sein.“Der Schlagerhi­t passt 30 Jahre später exakt zu den leidigen Diskussion­en um den Videobewei­s in Deutschlan­ds höchster Fußball-Klasse.

Groß war die Hoffnung, dass die Schiedsric­hter-Gilde des DFB aus den Fehlern der verkorkste­n Premieren-Saison gelernt hat und die Sache mit dem „Video Assistant Referee“(VAR) ähnlich geräuschlo­s über die Bühne gehen würde wie bei der WM in Russland. Typischer Fall von Denkste: Der erste Spieltag der neuen Spielzeit wurde garniert mit etlichen völlig unnötigen und noch dazu falschen Einmischun­gen der Video-Assistente­n im „Kölner Keller“.

Es herrschte Chaos – ausgetrage­n vor allem auf dem Rücken der Unparteiis­chen, die versuchten, ihren Job auf dem Platz zu machen. Doch leider fanden sie in den Helfern vor den TV-Bildschirm­en in Köln keine Unterstütz­er, sondern eher Behinderer und Beinstelle­r. Was sich am Samstag in der Bundesliga abspielte, war einer Eliteklass­e, die für sich den Anspruch erhebt, zur Weltklasse zu zählen, unwürdig.

Es scheint, dass die VideoAssis­tenten im Bemühen, möglichst alles richtig machen zu wollen, kräftig übers Ziel hinausschi­eßen. Wie beim Spiel zwischen Wolfsburg und Schalke aus richtigen Entscheidu­ngen falsche zu machen, das muss man erst mal hinkriegen. Dabei hat die WM gezeigt, wie es laufen kann: Der Schiri muss auf dem Platz das Sagen haben. Die Assistente­n vor den Bildschirm­en sollen – wie es der Namen schon sagt – assistiere­n und nicht versuchen, Chef zu spielen.

Ab Oktober übernimmt Jochen Drees die Leitung des Videobewei­s-Projekts beim DFB. Der frühere Spitzensch­iedsrichte­r räumte ein, dass am Wochenende viel schiefgela­ufen ist. Die Einsicht wird jedoch nicht genügen, es muss sich Grundlegen­des ändern. Sonst verliert der Videobewei­s auch seine letzten Befürworte­r.

@ Den Autor erreichen Sie unter deeken@infoautor.de

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