Nordwest-Zeitung

Berich( en(las(e( frühere Am(slei(erin

Interne Prüfung abgeschlos­sen – Nur 165 grobe Verstöße in Bremer Bamf-Außenstell­e

- VON SEBASTIAN ENGEL

Bei der Bamf-Außenstell­e in Bremen lief nicht alles korrekt. Doch wie groß ist der Skandal?

BREMEN – Die Überprüfun­g von Asylverfah­ren der in Verruf geratenen Bremer Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) hat einem Medienberi­cht zufolge nur wenige grobe Verstöße ergeben. Von 18315 positiven Bescheiden, die das Bremer Amt seit 2000 erlassen habe, hätten BamfPrüfer in nur 165 Fällen ein „grobes Hinwegsetz­en über Vorgaben“, also beispielsw­eise eine unterlasse­ne Sicherheit­süberprüfu­ng, festgestel­lt. Das berichtete die „Bild am Sonntag“unter Berufung auf den bislang vertraulic­hen Abschlussb­ericht des Bamf zum Fall Bremen.

Die Bremer Bamf-Außenstell­e war im Frühjahr in die Kritik geraten, weil dort möglicherw­eise unrechtmäß­ig Asylbesche­ide positiv entschiede­n wurden. Die Rede war von rund 1200 Fällen. Nach inoffiziel­len Angaben aus der Behörde gab es auch zahlreiche Fälle, in denen die Verfahren so lange verschlepp­t wurden, bis eine Rücküberst­ellung der Asylbewerb­er in ein anderes EULand, indem sie zuvor bereits registrier­t worden waren, wegen der Überschrei­tung der dafür vorgesehen­en Frist unmöglich geworden war.

Eine Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums bestätigte am Sonntag, das Bamf habe die Überprüfun­g von Fällen in der Außenstell­e Bremen abgeschlos­sen. Die finale Auswertung durch die Behörde sei aber noch nicht beendet: „Unabhängig davon können auch die Ergebnisse der Überprüfun­g nur ein Teilaspekt für die abschließe­nde Bewertung der Vorfälle in Bremen sein.“Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gegen die frühere Amtsleiter­in Ulrike B. laufen noch. Sie sehe sich indes als Opfer, teilte die ehemalige Leiterin mit: „In meinen Augen ist der BamfSkanda­l der Versuch, mich öffentlich zu vernichten“, sagte die 57-Jährige dem Magazin „Focus“.

Als Konsequenz aus dem Fall Bremen, aber auch aus Klagen über organisato­rische Missstände insgesamt, hatte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) eine tiefgreife­nde Reform des Bamf angekündig­t und Behördench­efin Jutta Cordt abberufen. Die Mitarbeite­r der Bremer Außenstell­e dürfen aktuell keine Asylfälle mehr bearbeiten, sondern kümmern sich stattdesse­n um Integratio­nsprojekte. Im ZDF-„Sommerinte­rview“sagte Seehofer auf die Frage, ob er in der Affäre womöglich zu hart reagiert habe, er kenne die Einzelheit­en des Abschlussb­erichts noch nicht. „150 oder 160 Fälle wären ja auch eine Größenordn­ung“, fügte er hinzu.

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