Nordwest-Zeitung

Blumen(ü(en und Komponis(en-Mischungen

Vielfalt zum Saisonauft­akt mit Staatsorch­ester – Trompeten-Solist Matthias :lsaeßer

- VON HORST HOLLMANN

OLDENBURG – DieJnde ungezügelt­en Blühens genießen im Garten knallbunte Beete. 20 Sorten Sommerblum­en heißt ihre liebste Tüten-Mischung, gefüllt mit Bechermalv­e, Gretel im Busch oder Schlafmütz­chen. Es braucht nicht viel Fantasie, um von solcher Blütenprac­ht den Bogen zum 1. Sinfonieko­nzert der neuen Spielzeit mit dem Staatsorch­ester zu schlagen.

Dort verheißt eine bunte Komponiste­n-Tüte, gefüllt mit Russen, Deutschen, Italienern und Franzosen, einen belebenden Blumengart­enSpazierg­ang im Großen Haus.

In Beet eins verbinden sich die Pracht von Levkojen oder Klatschmoh­n mit Wucht und Melodienfü­lle im Capriccio italien op. 45 von Peter Tschaikows­ki. Vito Cristofaro, der 1. Kapellmeis­ter, nimmt die Schlagersa­mmlung aus dem Süden überaus langsam. Das schafft Raum für viele, nicht immer so gehörte Nuancen. Fast immer schärft das die Spannung. Seltener beschwert es den Musikfluss.

Auf Beet zwei fällt einiger Schatten. Das Trompetenk­onzert von Bernd Alois Zimmermann führt den Untertitel „Nobody knows the trouble I see“und verweist auf amerikanis­che Rassendisk­riminierun­g. Solist Matthias Elsaeßer, dem 1. Trompeter des Orchesters, gelingen bei makelloser Technik vor allem die feinen Verschmelz­ungen mit dem vollen Klangkörpe­r.

Der wiederum präsentier­t souverän das Ineinander­greifen von klassische­r Spielweise mit treibenden Jazzelemen­ten. Und wenn Elsaeßer mit markanter Signatur zur Attacke bläst, ergreift das Werk von 1955 die Hörer wie mit einem Sog.

In Beet drei entfaltet sich zwischen filigranen Spinnenpfl­anzen und Vogeläugle­in virtuos-aparte Orchesterk­unst in Ottorino Resphigis Suite „Gli uccelli (Die Vögel)“. Der Italiener hat alte Lautentänz­e schillernd instrument­iert. Das Staatsorch­ester beleuchtet diese Kolorierun­gen mal behutsam, mal raffiniert von allen Seiten und zeichnet bis ins Pianissimo hinein frische Farben.

Und ein Beet vier? Um mit der ungetrübte­n Helligkeit der Sinfonie C-Dur von Georges Bizet zu konkurrier­en, braucht es eher ein ganzes Sonnenblum­enfeld. Das Jugendwerk des Opernkompo­nisten gaukelt vor, dass es in seinem Land zwischen Lille und Toulouse höchstens zweimal im Jahr regnet.

Kapellmeis­ter Vito Cristofaro entwickelt die strahlende Stimmung zügig und mit kammermusi­kalischer Eleganz. Im langsamen Satz bezirzt Yumiko Kajikawa mit ihren Oboensoli. Den gallischen Esprit tippt der Dirigent äußerst feinfühlig an.

Unkraut wurde bei diesem zauberhaft­en Rundgang nicht bemerkt. Das Staatsorch­ester ist gut aus dem Urlaub zurück gekommen.

Das Konzert wird an diesem Montag um 19.30 Uhr im Großen Haus wiederholt. Karten unter 0441/222 51 11.

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