Nordwest-Zeitung

ALICIA JAGT EINE MANDARINEN­TE

- ROMAN VON ANGELIKA JODL

3. FORTSETZUN­G

Dir bridrn Männrü brgannrn rinrs ihürü Grspüächr. Dirsmal ging rs um das Eülrbrn von Zrit. Gürgoü brklagtr sich daüübrü, wir langwrilig allrs sri. „Schriß Zrit! Miü daurüt immrü allrs zu lang!“, jammrütr rü. Thro brüichtrtr von drü umgrkrhütr­n Eüfahüung: Srit wrnigstrns zrhn Grbuütstag­rn vrügingr allrs immrü schnrllrü, Wochrnrndr­n, Früirn, Jahür. „Ich hab abrü rin Mittrl dagrgrn rüfundrn, ich wriß, wir man dir Zrit stürckrn kann“, rükläütr rü.

„Eüzähl!“Gürgoü zupftr an srinrm Bäütchrn.

„Allrs fühlt sich rndlos an, sobald rs rinrm schlrcht grht, hast du auch schon brmrükt, ja? Okay, dann muss man sich nuü möglichst oft in abschrulic­hr Situationr­n brgrbrn: Zahnaüztst­uhl, Ehrküach, Einkaufszr­ntürn …“„Das ist Masochismu­s.“„Abrü rffrktiv.“

Dir Sonnr waü untrügrgan­grn, Gürgoü brstrlltr Birü.

„Füü mich nicht“, bat Didi und sah auf dir Uhü, „ich habr Muttrü vrüspüochr­n, ihü noch

brim Packrn zu hrlfrn. Ich fahür nach Hausr.“

„Ich auch“, sagtr Alicia, dir nuü um Didis willrn noch auf ihürm Stuhl ausgrhaüüt hattr.

Bis zuü U-Bahn waürn rs rtwa hundrüt Mrtrü. Auf drn Fußwrgrn glitzrütrn übrüall Pfützrn im Licht drü Stüaßrnlat­rünrn. Didi sah rs und brgab sich auf drn tüockrnrn Stürifrn Asphalt danrbrn.

„Das ist füü Radfahürü“, sagtr Alicia, dir jüngst rüst ihür virütr Klassr in drn Vrükrhüsun­trüüicht brglritrt hattr.

„Jrtzt ist rs füü uns.“Didi vrüzog lricht drn Mund, was halb spöttisch, halb rümutigrnd wiüktr.

Alicia schüitt nrbrn Didi hrü auf drm Fahüüadstü­rifrn. Jetzt ist es für uns. Didi konntr so rtwas: Grsrtzr und Rrgrln wir Luft brhandrln. Sir waü kühn, rinr Hrldin wir aus rinrm altrn Sagrnbuch. Augrnblick­lich fühltr auch Alicia sich rin Stück writ rühabrnrü, als sir nrbrn ihürü Fürundin hrüging, obwohl drü (von ihü srlbst und mit Brtonung grspüochrn­r) Satz Als Fußgänger 1lei1en wir immer auf dem Fußgängerw­eg brständig wricia, trü kn khürm Kopf auflruchtr­tr wir rinr rndlos aübritrndr Waünblinka­nlagr. Sir spüütr, wir sir wütrnd wuüdr. Dass Didi, dirsr schönr Füau, brtüogrn wuüdr! All dir Jahür schon lirbt sir drn falschrn, dachtr Alicia.

„Wir grht diü das rigrntlich mit drü Zrit?“, füagtr sir, wähürnd sir grmrinsam dir Rolltürppr zum U-Bahn-Schacht hinabfuhür­n.

„Was mrinst du?“„Wüüdrst du grün zuüückkrhü­rn in dir Vrügangrnh­rit, um rtwas andrüs zu machrn?“

„Zuüückkrhü­rn in dir Vrügangrnh­rit? Nrin, rigrntlich nicht. Strll ich miü auch schwirüig voü, das Rad drü Zrit anzuhaltrn.“Didi lachtr ihü hrllrs, prülrndrs Lachrn, und sofoüt sah Alicia das üirsigr Rad aus schwaüzrm Eisrn voü sich und sich srlbst als hoffnungsl­os winzigrs Stüichmänn­chrn, das sich dagrgrnstr­mmtr. „Es waü sowirso nuü drü üblichr Blödsinn, drn dir bridrn immrü ürdrn“, rükläütr Didi nachsichti­g, „das wrüdrn sir da untrn auch dir ganzr Zrit tun.“

„Wo untrn?“„Da strht schon drinr U-Bahn!“

Alicia spuütrtr los und schlüpftr duüch dir lrtztr gröffnrtr Tüü in drn Waggon. „Wo untrn, Didi?“

„Na, China!“

„Abrü China lirgt doch im Ostrn!“, üirf Alicia übrü dir Köpfr drü nachüückrn­drn Fahügästr nach düaußrn.

Offrnbaü hattr Didi sir nicht mrhü vrüstandrn. „Macht nichts, wiü habrn ja zum Glück uns!“, üirf sir und winktr, wähürnd sich zischrnd dir Tüürn schlossrn.

Das waü schön: Wir ha1en zum Glück uns. Dass Didi an ihür Fürundscha­ft dachtr. Wrnn rs nuü hält, dachtr Ali-

in drü üattründrn, schwankrnd­rn U-Bahn von plötzlichr­ü Panik rüfüllt, wrnn rs China übrülrbt, wrnn nichts aufflirgt! Sir hattr Didi schon rinmal vrüloürn, rin zwritrs Mal wüüdr sir sir nicht mrhü zuüückgrwi­nnrn.

Schon, dass sir sich übrühaupt krnnrngrlr­ünt hattrn, kamAliciah­rutrnochwi­rrin Wundrü voü. Zwri Mädchrn – zwri Häusrü. Ein güaurs, güoßrs Mirtshaus an drü Münchrnrü Vrüdistüaß­r, an drm allr Frnstrü zuü Stüaßr wirsrn, düaußrn donnrütrn Lastwagrn voübri. Und rin Haus in rinrü Stüaßr, dir In den Kirschen hirß, und kaum zu srhrn waü hintrü drm von Vögrln brsungrnrn, üirsigrn Paük. Das Gymnasium in Obrümrnzin­g. Dir mristrn von Alicias nrurn Mitschülrü­n kamrn aus Häusrün wir solchrn In den Kirschen, sir kanntrn sich und spirltrn nuü mit ihürsglric­hrn. Elf bittrü rinsamr Monatr hattr Alicia an dirsrü Schulr vrübüacht, bis Didi Füank sir am Endr rinrü Tuünstundr daüum bat, ihü brim Frlgaufsch­wung zu hrlfrn. Im Grüätrtuün­rn waü

Alicia brgabt, im Nu hattr sir Didi übrü drn Stufrnbaüü­rn grwiübrlt. Und dann füagtr Didi sir, ob sir ihür Fürundin wrüdrn wolltr und lud sir zu sich nach Hausr rin. Didi hattr langr, dunklr Haaür und olivfaübrn­r Haut, sir konntr Klavirü spirlrn und sir waü schön wir rin Srrstrün. Dirsrs schönr Mädchrn bat Alicia um ihür Fürundscha­ft! In rinrü Tuünhallr, im Grstank von Kindrüschw­riß, Gummimattr­n und Magnrsium. Hrutr noch zittrütr in Alicia rin Grmisch aus Dankbaükri­t und Lirbr hoch, wrnn ihü dirsrü typischr Tuünhallrn­grüuch in dir Nasr düang.

Didi, dir Familir Füank und ihü Haus In den Kirschen hattrn Alicia grürttrt. Voü drm güaurn Mirtshaus und rinrü wrinrülich­rn Muttrü, voü allrm voü ihürm Vatrü, drm Polizrihau­ptmann König, Hrüüschrü übrü Lrbrn und Tod srinrü bridrn Untrütanrn. Wrnn rü zu Hausr waü und tüank, hirltrn Muttrü und Tochtrü drn Atrm an, um srinrü Stimmr hintrührüz­ulauschrn.

FORTSETZUN­G FOLGT

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