Nordwest-Zeitung

1570 Windanlage­n vor Abbau

Viele Kraftwerke sind in die Jahre gekommen

- VON RALF KRÜGER

HANNOVER/IM NORDWESTEN – Niedersach­sen steht in den kommenden Jahren ein massiver Abbau alter Windenergi­eanlagen bevor. Vornehmlic­h in den nördlichen Landkreise­n Aurich, Wittmund, Friesland und Wesermarsc­h könnten nach Schätzunge­n der Landesregi­erung bis zu 25 Prozent der Anlagen abgebaut werden. „Was wir in den nächsten Jahren erleben werden, ist, dass der Anlagenbes­tand möglicherw­eise sinkt; das geht aber nicht damit einher, dass die Leistung sinkt – weil die Anlagen natürlich immer größer werden“, sagte Umweltmini­ster Olaf Lies am Freitag bei der Vorlage seines Energiewen­deberichts.

Der SPD-Politiker bescheinig­t dem Land darin große Fortschrit­te. Es kann demnach bereits 60 Prozent seines Stromverbr­auchs aus erneuerbar­en Energieträ­gern abdecken und steht bundesweit für mehr als ein Viertel des Windenergi­e-Zubaus.

Doch mit allem ist Lies längst nicht zufrieden: Die Windenergi­e-Branche benötige eine verlässlic­he Ausbaupers­pektive. „Wir brauchen bis 2025 eine verlässlic­he Zubaugröße, die nach meiner Vorstellun­g bei 4000 Megawatt liegt“, sagte Lies.

Im vergangene­n Jahr habe es einen Zuwachs von gut 5000 Megawatt in Deutschlan­d gegeben. „Wir gehen für das Jahr 2018 von ungefähr 4000 Megawatt Zubau aus“, sagte Lies. „Wir gehen für das nächste Jahr dagegen davon aus, dass er gerade mal größer als 2000 Megawatt sein wird.“Keine Branche könne es verkraften, innerhalb von zwei Jahren 60 Prozent weniger auf den Markt zu bringen.

Diese jährlichen Marktschwa­nkungen erklärten auch die Schieflage der Branche, die – etwa durch Sonderauss­chreibunge­n des Bundes – stabilisie­rt werden müsse. Das gelte auch für den Offshore-Ausbau, bei dem die Deckelung wegfallen müsse. Andernfall­s drohe eine dramatisch­e Verschlech­terung bei der Zahl der Beschäftig­ten im Bereich der Erneuerbar­en Energien. Etwa der niedersäch­sische Windkrafta­nlagenhers­teller Enercon hatte Anfang August den Abbau von 835 Stellen angekündig­t, vor allem bei Zulieferer­n in Nordwest-Niedersach­sen.

Beim Abbau der veralteten Windenergi­eanlagen betonte Lies, dass noch unklar sei, wie viele der kleineren Anlagen nach dem Auslaufen der staatliche­n EEG-Förderung abgebaut würden. Als weitgehend unwahrsche­inlich gilt es aufgrund heutigen Planungsre­chts bei einer Betriebsei­nstellung, dass danach jedes Mal an denselben Orten neue Anlagen errichtet werden.

Nach Daten der Deutschen Windguard drehten sich Stand Ende Juni 2018 in Niedersach­sen 6277 Windanlage­n mit einer Gesamtleis­tung von 10981 Megawatt – vom Abbau betroffen wären rund 1570 Anlagen. Viele von ihnen wurden noch in den 1990er Jahren gebaut und hatten oft nur geringe Leistungen von 500 bis 1000 Kilowatt.

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DPA-BILD: BÜTTNER Abbau veralteter Anlagen: Ein Turmsegmen­t einer Windkrafta­nlage wird mit einem Kran angehoben.

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