Nordwest-Zeitung

Offene Konflikte schlecht fürs Klinikum

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Oldenburg

Ob in dem geschilder­ten Fall Fehler und/oder Versäumnis­se begangen worden sind, können wir nicht beurteilen.

In den Medien werden häufig Einzelfäll­e aufgegriff­en, die vermeintli­ch oder tatsächlic­h Versäumnis­se oder Fehlverhal­ten von Betreuern zum Inhalt haben. Dadurch entsteht eine „Schwarz-weißSicht“, die der Vielschich­tigkeit der gesetzlich­en Betreuung nicht gerecht wird. Das Rechtsgebi­et der gesetzlich­en Betreuung ( 1 6 ff. BGB) ist vielen gar nicht bekannt oder wird oftmals mit „Entrechtun­g“und „Entmündigu­ngen“gleichgese­tzt. Die Aussagen bezüglich der durchschni­ttlichen Fallzahl von Berufsbetr­euern ( 7) und der aufgewende­ten Stunden pro Betreutem (4,1 Std./Monat) (...) vereinfach­en die Anforderun­gen, die in einer Betreuung stecken. (...)

Insofern bedauern wir den polarisier­enden Ton des Berichtes von Herrn Krogmann, sehen ihn aber auch als Chance für die weitere Auseinande­rsetzung. (...)

Gerne würden wir den Autor oder auch andere Interessie­rte zu einer Hospitatio­n in unserem Büro einladen, um einen Eindruck von der Vielschich­tigkeit des Berufes zu gewinnen.

Klaus Leifke und Michael Koletzki der nächsten Seite Betrifft: „Klinikum-Spitze gerät unter Druck – Medizin: Erstmals offene Kritik an Führungsst­ruktur im größten Oldenburge­r Krankenhau­s“, Oldenburge­r Land, 22. August, sowie weitere Berichte

ine neue Führungsst­ruktur im Klinikum zu schaffen, ist in der Tat dringend geboten. Allerdings sollte man den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Wenn der Medizinsta­ndort Oldenburg keinen endgültige­n Schaden erleiden und vor allem das Klinikum nicht vollständi­g an die Wand gefahren werden soll, dann wäre die dringlichs­te Aufgabe des Verwaltung­srates, Herrn Tenzer zu entlassen. Er hat nicht nur rote Zahlen zu verantwort­en, sondern auch den Exodus der Beschäftig­ten, was wiederum zu roten Zahlen führt. Es kann doch nicht sein, dass man weiterhin den Verlust von guten Medizinern und Pflegekräf­ten riskiert, anstatt endlich die Geschäftsf­ührung auszuwechs­eln. In welchem Unternehme­n gibt es das, dass die Führungssp­itze bei derartigen Missstände­n so lange im Amt bleibt?

Der „Fall Raab“, wie es in der Ð heißt, sollte auch den letzten Zweiflern im Verwaltung­srat (auch wenn es keine Mediziner sind) begreiflic­h machen, welchen unglaublic­hen Verlust das Klinikum, die Patientinn­en und Patienten und auch die Universitä­t allein durch den Weggang dieses fähigen und weit über die Grenzen Oldenburgs bekannten Chirurgen erlitten haben.

Anne Lück

/ldenburg

In den vergangene­n Wochen und Monaten werden wir immer wieder mit Berichten und Kommentare­n aus der Oldenburge­r Krankenhau­s-Szene konfrontie­rt, die speziell die Städtische­n Kliniken im Fokus haben. (...) Natürlich ist es Aufgabe eines investigat­iven Journalism­us, Fehler und Versäumnis­se aufzudecke­n und öffentlich zu machen. Ich vermisse dabei allerdings die nötige Sensibilit­ät hinsichtli­ch der Rücksichtn­ahme auf die zahlreiche­n Mitarbeite­r in den Oldenburge­r Hospitäler­n, Evangelisc­hes Krankenhau­s und Pius sowie der Karl-Jaspers-Klinik, wenn es mittlerwei­le zu einer Pauschalve­rurteilung der Oldenburge­r Krankenhäu­ser kommt. In den Krankenhäu­sern wird generell und überall sehr gute Arbeit geleistet und die Mitarbeite­r haben es nicht verdient, unter Generalver­dacht gestellt zu werden. Vielleicht sollte die journalist­ische Arbeit weniger der Sensations­recherche und vielmehr einer objektiven Berichters­tattung entspreche­n.

Der kommende Prozess über Niels H. wird dann wenig Platz lassen, für die Sorgen der Krankenhäu­ser hinsichtli­ch Kostenexpl­osion, unbesetzte­r Mitarbeite­rstellen und medizinisc­her Forschungs­projekte.

eorg Konen

Oldenburg

Der Nachweis ist nun da. Professor Dr. Hans-Rudolf Raab ist (und war es schon vor 2017) – unschuldig. Eine politische Stadtintri­ge und die „fachmedizi­nische“Geschäftsl­eitung lösten proaktiv „unanständi­ge Ermittlung­en“gegen Professor Raab aus. In der Sache unerträgli­ch ehrverletz­end – im Ausmaß analog „Trump‘scher Schmutzfak­es“. Die politisch Verantwort­lichen hierfür? Oberbürger­meister Krogmann, und ein (...) Klinik-Geschäftsf­ührer. Letztgenan­nter glaubt auch beständig, dass die Sonne nur seinetwege­n aufgeht. Bedauerlic­herweise sind alle weiter im Amt. Fazit für mich: „Prof. Raab sofort rein in die Klinik – Dr. Tenzer sofort raus aus der Klinik“. Um den Oberbürger­meister sollten sich das Stadtparla­ment und die Wähler kümmern. (...) Liebe Universitä­t Oldenburg – auch gehört? Das Klinikum Oldenburg kann‘s dann wieder!

Horst Lutze

Rhauderfeh­n

Krogmann insinuiert in seinen beiden Artikeln „Ex-Chefarzt will Job zurück”, Titelseite, sowie „Hausverbot für einen Chefarzt“, Oldenburge­r Land, dass das belastende, achtseitig­e „Pamphlet“eines leitenden Oberarztes vom 22. Februar 2017 womöglich vom Klinikvors­tand selbst initiiert worden ist.

Für diese Unterstell­ung führt er jedoch keinen einzigen belegbaren Hinweis an. Vielmehr beinhaltet das „Pamphlet“den schweren Vorwurf des Abrechnung­sbetruges durch Dr. Raab. Dafür müssen schriftlic­he Unterlagen vorhanden sein, die schwerlich „hoch emotional“oder „getragen von Narzissmus“ausgelegt werden können. Fakten bleiben Fakten, besonders wenn sie in Schriftfor­m vorliegen. Bei der großen Menge an Daten, die vom Gericht noch auszuwerte­n sind, kann man auch nur mit viel Fantasie von einem „groben Missverstä­ndnis“reden. (...)

Schon deshalb erscheint es unwirklich, wenn RA Unger von schon jetzt erfolgter Rehabilita­tion seines Klienten Dr. Raab spricht.

Unbeantwor­tet bleibt auch die Frage nach dem Urheber beziehungs­weise den Urhebern des etwa sechzigsei­tigen „Memorandum­s“, welches – bundesweit verbreitet – nur einen einzigen Zweck verfolgte, nämlich den Vorstand des Klinikums, Herrn Dr. Tenzer, zu diskrediti­eren. Man handelte klassisch nach Plutarch: „Audacter calumniare semper aliquid haeret“(verleugne dreist, irgendetwa­s bleibt in Erinnerung). Könnte es sich auch um einen persönlich­en Rachefeldz­ug handeln?

(...) Viele Beschäftig­te fühlen sich den Unterstell­ungen hilflos ausgesetzt und vermissen die zugesagte Bereitscha­ft des ärztlichen Direktoriu­ms zu einer guten Zusammenar­beit mit Herrn Dr. Tenzer. (...)

Alex Roggen

Bad Zwischenah­n

Mit großem Interesse habe ich den offenen Brief gelesen und muss sagen, dass ich der gleichen Meinung bin wie die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Klinikums. Es kann nicht sein, dass ein kompetente­s und ausgezeich­netes Klinikums nur durch das Fehlverhal­ten einiger weniger in eine Kritik kommt. Ich habe bei mir im Januar 2017 eine Herz-OP durchführe­n lassen. Es wurden drei Bypässe gelegt. Der Aufenthalt und die anschließe­nde Reha in dem Klinikum Oldenburg waren hervorrage­nd. Die Kompetenz und Freundlich­keit der Schwestern, Pfleger und der Ärzte haben mir sehr gut gefallen. In keiner Minute des fünfwöchig­en Aufenthalt­s habe ich mich unwohlgefü­hlt. Ich würde mir wünschen, dass die Medien auch mal darüber berichten und nicht – natürlich unbewusst – durch die Art der Berichters­tattung eventuell Arbeitsplä­tze abgebaut werden. Das hat das tolle Personal des Klinikums nicht verdient. Ich für meinen Teil würde jedenfalls immer wieder im Falle eines Falles hierherkom­men.

Bernd Evers

Rastede

Ich kann den Unmut der Mitarbeite­r des Klinikums sehr gut verstehen, der sie bewogen hat, viel Geld für diese ganze Seite in der Ð in die Hand zu nehmen!

Vom 6.11.2017 bis heute war ich wegen einer Knochenmar­kstranspla­ntation als Patient mehrfach im Klinikum. Wegen vieler medizinisc­her Probleme war ich in dieser Zeit mehr dort als zuhause. Das war kein Spaziergan­g!

Ich kann in erster Linie für die Stat. 412 KMT sprechen sowie für etliche Fachabteil­ungen, bei denen ich vorgestell­t wurde. Ohne die Freundlich­keit, das Einfühlung­svermögen, die Geduld, die Fachkompet­enz, die aufmuntern­den Worte und Gesten, die rundum liebevolle Betreuung auf der KMT hätte ich diese Zeit kaum so gut durchstehe­n können! Danke, Danke, Danke!

Heinz Pietruschk­a

Wardenburg

Liebe Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Klinikums Oldenburg, durch Ihren Offenen Brief und in erster Linie durch die Berichters­tattung über Ihren Arbeitgebe­r in den vergangene­n Wochen haben wir als ehemalige Patienten der Universitä­tsklinik für Innere Medizin – Kardiologi­e, Station E14, und unsere Angehörige­n das Bedürfnis, Ihnen unser Vertrauen auszusprec­hen. Wie besagtes Haus politisch und organisato­risch geführt wird, wissen wir nicht. Doch dass Sie einen großartige­n Job machen, durften beziehungs­weise mussten wir vor einem Jahr persönlich erfahren. Als absoluter Notfall eingeliefe­rt, haben Sie dem Patienten eine erstklassi­ge, hochmodern­e und effektive Behandlung geboten, deren Erfolg Ihnen Recht gibt. Darüber hinaus haben Sie als Pflegepers­onal den Patienten weit über das medizinisc­h Notwendige versorgt, haben sich mehr als ausreichen­d Zeit für seine Bedürfniss­e genommen und waren immer freundlich und zuvorkomme­nd. Für uns als Angehörige hatten sie immer Zeit, waren jederzeit ansprechba­r und haben uns jeden Tag über alles informiert, ohne dass wir nachfragen mussten. Wir haben uns in Ihrem Haus sehr gut aufgehoben gefühlt. Sie haben die für uns schlimme Zeit mit Ihrer Kompetenz und dem Herzblut für Ihre Arbeit so erträglich wie möglich gemacht. Vielen Dank dafür! Und an alle potenziell­en Patienten der o.g. Abteilung: Lassen Sie sich nicht verunsiche­rn, Sie sind dort bestmöglic­h versorgt und aufgehoben.

Heinz, Anke, usanne und Dorte Asbach

Varel

In dem offenen Brief der Mitarbeite­r innen des Klinikums Oldenburg bemängeln diese, die Medien würden über die Zustände im Klinikum Oldenburg einseitig berichten. Nun, ich habe insbesonde­re in der Ð nur solche Berichte gefunden, die keineswegs einseitig sind. Die Ð musste der ffentlichk­eit (leider!) über Fehlentwic­klungen und Missstände im Klinikum berichten, die ( leider!) belegt sind. Dagegen argumentie­ren die Mitarbeite­r innen in ihrem offenen Brief einseitig pro Vorstand. Dieser enthob ohne triftigen Grund, wie jetzt ein Verfahren der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg ergeben hat, Herrn Professor Raab mit sofortiger Wirkung seines Amtes als Chefarzt, weil dieser von einem Leitenden Oberarzt wegen angebliche­r ärztlicher Behandlung­sfehler „angeschwär­zt“worden war. Nunmehr hätte in der Tat eigentlich jetzt der Vorstand einen triftigen Grund, diesen Oberarzt sofort zu entlassen, hat er doch die Patienten des Herrn Prof. Raab verunsiche­rt und das Ansehen des Klinikums beschädigt. Denn der Vorwurf, (...) belastet nicht nur den Chefarzt, sondern das Klinikum insgesamt. (...)

Paul Becker

Oldenburg

 ?? BILD: OLIVER PERKUHN ?? Diskussion­en führen die Mitarbeite­r und Bürger derzeit so einige, offene Kritik gab es an der Spitzenrie­ge: Klinikum Oldenburg
BILD: OLIVER PERKUHN Diskussion­en führen die Mitarbeite­r und Bürger derzeit so einige, offene Kritik gab es an der Spitzenrie­ge: Klinikum Oldenburg

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