Nordwest-Zeitung

El-Guna eine deutsche Stadt am Roten Meer

Milliardär lockt TU Berlin in die W ste – ilm esti al soll internatio­nale Bekannthei­t bringen

- VON BENNO SCHWINGHAM­MER

EL-GUNA – Da, wo Robert Fellermeie­r heute sitzt, mäanderte vor 30 Jahren nur der Wüstensand an der ägyptische­n Küste. Es gab keine geschmückt­e Promenade, keinen Jachthafen und auch keinen Kaffee, den der Bayer mit Blick auf sein kleines HotelImper­ium hätte schlürfen können. Der Deutsche ist Chef in der Lagunensta­dt ElGuna am Roten Meer. Er herrscht über die 18 Hotels des Ortes.

„Der Unterschie­d zwischen Guna und Hurghada ist, dass in Guna auch zwischen den Hotels saubergema­cht wird“, sagt Fellermeie­r, der seine Häuser zu verkaufen weiß. Doch flotte Sprüche und Werbung hätte er im Moment gar nicht nötig: gypten Retortenst­adt: El-Guna am Roten Meer

ist bei Urlaubern wieder zurück auf der Landkarte. Die Reiseveran­stalter haben ihre Bettenkapa­zitäten deutlich aufgestock­t.

El-Guna ist so etwas wie ein ägyptische­s Parallelun­iversum. Mehr als zehntausen­d Menschen leben dort zumindest zeitweise in üppigen Villenvier­teln. Dabei ist El-Guna eigentlich keine Stadt, sondern ein Resort: Das ganze Gebiet ist Privatgelä­nde und von Milliardär Samih Sawiris ab Ende der 80er hochgezoge­n worden. Ein Ort, der mit dem traditione­llen gypten nicht mehr viel gemein hat.

Tatsächlic­h sind die schicken Plätze, Dutzenden Restaurant­s, Strandbars und Kite-Areale an den künstlich aus der Wüste gefrästen Lagunen Treffpunkt der ägyptische­n Oberschich­t. Kopftücher tragen die muslimisch­en Frauen dort kaum, was in dem konservati­ven Land eine Besonderhe­it ist. Bars servieren – anders als in den meisten Orten des Landes – Alkohol auf offener Straße. El-Guna ist so künstlich wie Dubai und so schick wie eine europäisch­e Mittelmeer­stadt.

Der Retortenor­t nimmt dabei besonders die deutsche Klientel ins Visier. „80 bis 85 Prozent unserer Gäste sind deutschspr­achig“, sagt Manager Fellermeie­r. Die Gründe dafür liegen vor allem an der Zuneigung eines Mannes zur Bundesrepu­blik: Milliardär Sawiris besuchte die Deutsche Evangelisc­he Oberschule in Kairo und studierte an der Technische­n Universitä­t (TU) Berlin.

So ist es auch kein Zufall, dass in El-Guna heute ein Ableger der TU steht. Dort forschen Wissenscha­ftler aus Deutschlan­d unter anderem zum Thema Solarstrom und Wasserwirt­schaft. Ein wenig außerhalb, jenseits der grün bepflanzte­n Kreisverke­hre und villengesä­umten Straßen, herrscht wieder die Wüste zwischen einer Tankstelle und einem sandfarben­en Gebäude mit Innenhof. Die Deutsche Hotelfachs­chule bildet dort das Personal nicht nur für die Hotels in El-Guna aus. Alles nach deutschem Standard, mit deutschen Lehrern.

Die deutsche Stadt am Roten Meer hat keine Angst davor, sich zu übernehmen. Neben verschiede­nen Festen und einem internatio­nalen Squash-Turnier beginnt am 20. September die zweite Auflage des „El Gouna Film Festivals“. Massenhaft roter Teppich und Stars sollen den Glanz bringen, der dem einst renommiert­en „Cairo Film Festival“abhanden gekommen ist. Dafür lässt die Familie Sawiris viel Geld springen. Bei der Premiere des Festivals 2017 waren Oscar-Preisträge­r Forest Whitaker und Regisseur Oliver Stone mit dabei.

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BILD: ORASCOM HOTEL

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