Prinzip Hoffnung
S eit Dienstag gibt es sie nun auch offiziell: Sahra Wagenknechts Sammlungsbewegung „Aufstehen“soll künftig in Deutschland die linken Kräfte bündeln und die inhaltlichen Grundlagen für neue Mehrheiten und eine neue Politik schaffen. Die Linken-Ikone hat dabei mit zwei Problemen zu kämpfen: Das eine ist sie selbst. Ausgestattet mit einem Ego „so groß wie ein Öltanker“, wie es ein Oldenburger SPD-Politiker unlängst spöttisch formulierte, lässt sie kaum Platz für andere Köpfe, die die Bewegung dringend braucht. Das andere: Misstrauen und Widerstand bei weiten Teilen von SPD, Grünen und Linken sind (noch) ganz erheblich, sie fürchten, dass ihnen irgendwann eine neue Partei das Wasser abgraben könnte. Denn am Ende geht es immer um Macht und Mehrheiten. Die Furcht scheint daher nicht ganz unbegründet, auch wenn am Dienstag immer wieder betont wurde, dass es sich „nur“um eine inhaltliche und programmatische Bewegung handele, die „ganz Deutschland zu einem Parlament machen“soll.
In der Tat brauchte das Land rasch einen linken Gegenentwurf mit Lösungsansätzen, die die etablierten Parteien Mitte/links bisher nicht einmal andenken, geschweige denn wagen. Die Demokratie wird seit Jahrzehnten marktkonform gestaltet, neoliberale Kräfte brauchen kaum Widerstand zu fürchten. Wer heute links wählt, muss damit rechnen, dass seine Stimme einfach verpufft oder am Ende gar einer Koalition mit der Union dient. Insofern verdient Wagenknechts Initiative durchaus größere Aufmerksamkeit.
Die inhaltliche Führungsrolle müssten traditionell eigentlich SPD-Granden übernehmen, doch wer sollte das sein? Von einer Partei mit der Agenda 2010 und Hartz IV im Gepäck kann man da auch wohl nichts mehr erwarten. Ob aber eine linke populistische Bewegung die richtige Antwort auf den sehr erfolgreichen rechten Populismus ist? Seit Dienstag bietet „Aufstehen“wenigstens das Prinzip Hoffnung.
@ Den Autor erreichen Sie unter Haselier@infoautor.de