Wenn’s beim Sport gesellig wird
Matthias Schachtschneider schreibt über Entwicklung der „Vereinskultur“
Matthias Schachtschneiders legt ein neues Buch über ein Stück Stadtgeschichte vor. Es behandelt das Leben in den Turn- und Sportvereinen aus einem anderen Blickwinkel.
HAARENESCHVIERTEL – In dem neuen Buch von Matthias Schachtschneider über „Die Vereinskultur in den Turnund Sportvereinen Oldenburgs“geht es nicht so sehr um sportliche Themen, Wettkämpfe und Siege, sondern vielmehr um die anderen Aufgaben und Ziele von Turnund Sportvereinen. „Vor allen Dingen die Turnvereine, die sich von Anfang an demokratisch und eigenständig für den Sport engagiert, den Wettkampfgedanken aber erst später entwickelt haben“, schreibt die OTB-Vorstandsvorsitzende Dr. Beate Bollmann in ihrem Vorwort des Buches. „Matthias Schachtschneider ist ein ausgewiesener Kenner der Szene“, betont sie.
Schachtschneider sagt in seinem Buch, dass sich der satzungsgemäße Zweck eines Sportvereins im Laufe der zwei Jahrhunderte doch sehr gewandelt hat. Sprach man 1927 noch von der „Pflege des deutschen Volksbewusstseins
und vaterländischer Gesinnung“und auch 1948 noch von der „Pflege deutschen Volkstums, deutschen Volksbewusstseins und kameradschaftlicher Gesinnung, so fand man in den 1980er-Jahren schon Begrifflichkeiten „kulturelle Freizeitgestaltung“oder einfach auch nur „Hebung der Geselligkeit“.
Der Autor sagt ganz deutlich, dass ein reges Vereinsleben auch die Bezeichnung „Vereinskultur“verdient. Die Formen der vereinskulturellen Aktivitäten, insbesondere die große Palette von Veranstaltungen, die die Vereine für ihre Mitglieder aber auch für die Öffentlichkeit organisieren, seien vielfältig und reichhaltig, so Schachtschneider. „Die Vereine wecken den Sinn für die Kultur“, so der Verfasser des Buches.
Schachtschneider lobt den Herausgeber des Buches, der
OTB, besonders für das umfangreiche Archiv, aus dem er schöpfen konnte. „Deswegen überwiegen natürlich auch die Aktivitäten des OTB in diesem Buch“, so Schachtschneider. Julius Mosen (damaliges Mitglied im OTB) ist mit seinem Deutschen Turnerlied ebenso vertreten wie Ferdinand Möhring mit den Originalnoten. Binnen kürzester Zeit sollen Jung und Alt dieses Lied in den Straßen Oldenburgs gesungen haben. Die Herausgabe durch die OTB 1963 wird als ungewöhnliches und aufschlussreiches Beispiel für den hohen Stellenwert der Kultur in den Sportvereinen bezeichnet.
Auch die Volksbildung lag dem OTB sehr am Herzen. Ja, der Verein wollte Träger der Volksbildung sein. Georg Propping, seines Zeichens Oldenburger Bankier und Kommunalpolitiker, bestätigte dem Verein, dass er neben der körperlichen Pflege seiner Mitglieder auch die sittlichen und geistigen Eigenschaften fördere. Er war 56 Jahre (von 1863-1919) Sprecher des Vereins – so wurden bis 1979 die Vorsitzenden genannt. „Die Jubiläumsfestschriften aller Oldenburger Turn- und Sportvereine sind in der Summe ein besonderer Beitrag zur Erforschung der Oldenburger Sportgeschichte“, ist sich Schachtschneider sicher. 15 Titelblätter von allen Turnund Sportvereinen Oldenburgs sind in bunten Farben auf Seite 24 dargestellt.
„Wir sind dem Breitensport sehr verbunden. Das Buch ist ein vereinsübergreifendes Projekt“, so die Vertreter der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO), Olaf Meenen und Jörg Tönnießen. Das Projekt wird von der LzO wesentlich unterstützt. Frank Lemkemeyer vom Bürgerverlag in Edewecht ist sich sicher, dass sich das Buch (Preis: 14,90 Euro) gut verkaufen lässt.
Zum 80. Geburtstag von Matthias Schachtschneider hieß es am 7. April 2014 in der
: „Vielleicht schreibt er noch ein Buch über die Kultur in den Sportvereinen.“Der bekannte Sporthistoriker und Autor zahlreicher Chroniken hat es geschrieben und dieses Werk ist jetzt vollendet. Zahlreiche historische Dokumente und Fotos runden das Werk zu einer lesenswerten und lehrreichen Publikation ab.