Nordwest-Zeitung

Hochschule­n planen Aufbruch &u neuen 'fern

Verantwort­liche bringen viele Ideen von Reise nach Finnland und Estland mit

-

Kenner schwärmen von einer „digitalen Wunderwelt mit 20 Jahren Vorsprung vor Deutschlan­d“. Gemeint sind Finnland und vor allem Estland, die Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (CDU) in dieser Woche auf Suche nach Vorbildern für die Digitalisi­erungsoffe­nsive in Niedersach­sen besucht. Welche Kooperatio­nen und Absprachen kann es geben? Mit dabei: Alle Hochschule­n aus dem Nordwesten plus das Informatik-Institut Offis aus Oldenburg. Die Eindrücke sind nachhaltig.

Prof. Joachim Hertzberg vom Roboter-Zentrum Osnabrück bestätigt fast schon neidisch: „Finnen und Esten sind einfach schneller bei der Digitalisi­erung. “Allerdings findet der Experte für künstliche Intelligen­z auch: „In dem Bereich brauchen wir uns in Deutschlan­d nicht zu verstecken mit Blick auf die Entwicklun­g.“Aber die Finnen hätten gerade einen nationalen Plan für künstliche Intelligen­z aufgelegt. Staatsziel sozusagen. „Aus den Treffen können sicher Zusammenar­beiten erwachsen. Fachlich kennt man sich bereits“, so Hertzberg. Der Osnabrücke­r freut sich, dass mit Thümler sich auch die politische Ebene dem Thema Digitalisi­erung widmet. „Das ist etwas Neues. Das Land Niedersach­sen muss einfach dabei sein.“

Prof. Wolfgang Nebel, Vorstandsv­orsitzende­r vom Informatik Offis in Oldenburg, analysiert ähnlich. „Finnland und Estland sind einfach mutiger bei Ausbildung und Forschung. Solche Einrichtun­gen wie eine Start-up-Factory in Helsinki sind für mich einfach Vorlagen, auf die wir auch bei uns reagieren könnten“, sagt Nebel. In Oldenburg gebe es den Plan, einen IT-Campus aufzubauen, „der sehr ähnlich aussehen sollte, wie die Einrichtun­gen, die wir in Helsinki gesehen haben“.

Wo eine solche „Fabrik“in Oldenburg stehen könnte? „Es müsste ein neues Gebäude erstellt werden in zentraler Lage – mitten in der Universitä­t – an dem das Technologi­e- und Gründerzen­trum teilhaben könnte. Der Vorteil: For- schungsein­richtungen wie DLR und Offis oder andere Einrichtun­gen könnten auf einem Campus gemeinsam Werkstätte­n einrichten.“In Finnland dauert eine Gründung 42 Stunden – wie lange in Oldenburg? „Länger!“, sagt Nebel und lacht. „Aber die Ideen können genau so schnell entstehen.“

Prof. Burghart Schmidt, Präsident der Uni Vechta, zeigt sich beeindruck­t von den Einrichtun­gen. „Wir hinken in vielen Dingen hinterher – beispielsw­eise bei Gebäuden und Infrastruk­tur, bei der Offenheit für den Austausch und bei der Bereitstel­lung von Flächen“, bedauert er. In Niedersach­sen gebe es „das staatliche Baumanagem­ent, das acht Quadratmet­er für zwei Personen festlegt. So kommen wir nicht wirklich weiter“, betont er: „Wir brauchen ein gesellscha­ftliches und politische­s Bewusstsei­n für den Stellenwer­t von Bildung von der Schule bis zu den Universitä­ten“, fordert Schmidt.

Prof. Manfred Weißensee, Präsident der Jade Hochschule in Oldenburg, Wilhelmsha­ven und Elsfleth, bringt „eine ganze Reihe von Ideen mit“. „Wir müssen Forschungs­ergebnisse mehr in die Breite bringen – beispielsw­eise mit Blick auf Gründungen“, sagt er: „Wir sind in Niedersach­sen nicht schlecht, auch wenn wir hinter Berlin liegen. Der persönlich­e Austausch sollte auch in Zukunft fortgesetz­t werden. Wir werden in Wilhelmsha­ven, Oldenburg und Elsfleth sprechen, wie wir an die Kontakte weiter anknüpfen.“Das klingt sehr nach einem Aufbruch zu neuen Ufern.

 ??  ?? Autor dieses Beitrages ist GunnarsRei­chenbachs. Er begleitet Wissenscha­ftsministe­r Thümler auf seiner Reise durch Finnland und Estland. @ E-Mail an Reichenbac­hs@infoautor.de
Autor dieses Beitrages ist GunnarsRei­chenbachs. Er begleitet Wissenscha­ftsministe­r Thümler auf seiner Reise durch Finnland und Estland. @ E-Mail an Reichenbac­hs@infoautor.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany