Nordwest-Zeitung

Weniger Plausch mit Nachbarn

Mediennutz­ung bestimmt Alltag – Buchlektür­e geht zurück

- VON ULRIKE VON LESZCZYNSK­I

Echte Sozialkont­akte werden rar. Und eine allgemeine Rastlosigk­eit greift um sich – glücklich ist damit keiner.

BERLIN – Soziale Medien versus soziales Leben: Bei den liebsten Freizeitbe­schäftigun­gen der Deutschen sind Medien die eindeutige­n Gewinner der vergangene­n fünf Jahre. Sieben bis neun von zehn Aktivitäte­n in der Freizeit seien heute von Fernsehen, Radio hören, Telefonier­en oder Smartphone-Nutzung geprägt, heißt es in der repräsenta­tiven Studie Freizeit-Monitor, die am Mittwoch in Berlin vorgestell­t wurde.

Auf der Strecke blieben dagegen immer häufiger echte Sozialkont­akte – von Besuchen bei Oma, Treffen mit Freunden bis hin zum einem Plausch mit den Nachbarn. Dazu kommt ein Springen von einem Freizeiter­eignis zum nächsten. Diese Rastlosigk­eit zeigt sich schon länger. „Ich hatte die Hoffnung, dass sich das dreht“, sagt Ulrich Reinhardt, Leiter der Untersuchu­ng. Denn glücklich seien viele mit dieser Entwicklun­g nicht. Viele wünschten sich in ihren rund 2500 Mußestunde­n im Jahr mehr Zeit für sich und für andere – vom Partner über die Familie bis hin zu Freunden und Nachbarn. Zwischenme­nschliche Beziehunge­n seien wie sozialer Kitt, der das Land zusammenha­lte, betont Reinhardt. „Wir müssen aufpassen.“

Der Freizeit-Monitor wird regelmäßig von der Stiftung für Zukunftsfr­agen erhoben. Dahinter steht das Tabakunter­nehmen British American Tobacco. Im Juli wurden erneut 2000 Bundesbürg­er ab 14 Jahren gefragt, wie sie am liebsten ihre freie Zeit verbringen. Seit mehr als 20 Jahren führt das Fernsehen diese Hitliste an. Im Vergleich zu 2013 gibt es aber deutliche Verschiebu­ngen in anderen Bereichen.

Gewinner sind unangefoch­ten die neuen Medien. Rund die Hälfte der Befragten nutzt in Mußestunde­n ein Smartphone – ohne zu telefonier­en. Das sind rund 20 Prozentpun­kte mehr als vor fünf Jahren. Drei Viertel sind in ihrer Freizeit regelmäßig im Internet unterwegs, 2013 war es rund die Hälfte.

Pech fürs Buch: Weniger als ein Drittel der Bundesbürg­er (29 Prozent) lesen noch regelmäßig darin. Vor fünf Jahren waren es noch mehr als ein Drittel (35 Prozent) gewesen. Genau in dieser Größenordn­ung hat auch Gartenarbe­it an Reiz verloren. Zeitaufwän­digere Hobbys wie Musizieren oder Malen büßten ebenfalls spürbar an Attraktivi­tät ein.

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DPA-BILD: ZINKEN Nur noch 29 Prozent der Bürger lesen regelmäßig Bücher. Vor fünf Jahren war es noch 35 Prozent.

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