Eine bescheidene Querdenkerin
Porträt der Kinderbuchillustratorin Nadia Budde – Vorschau auf Oldenburger Kibum
Die 44. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse (Kibum) findet diesmal vom 3. bis zum 13. November statt. Die Berlinerin Nadia Budde (51) hat das neue Plakat geschaffen.
OLDENBURG – Das Motto der diesjährigen 44. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum lautet „Kibum – total tierisch!“. Die renommierte Berliner Kinderbuchillustratorin und -autorin Nadia Budde schuf hierfür und geradezu prädestiniert das Plakat. Tiere sind seit 18 Jahren ihr ganz großes Thema, ihr Bilderbuch-Erstling „Eins zwei drei Tier“erhielt im Jahr 2000 den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis.
Klassiker verschlungen
Nadia Budde wuchs in Magdeburg und Ost-Berlin auf. Ihre DDR-Kinderjahre in den 60ern und 70ern changierten zwischen Land- und Stadtleben. Bücher spielten darin früh eine essenzielle Rolle: „Es gab zum Glück immer viele tolle Bücher in meiner Kindheit.“
Das Mädchen verschlang die übersetzten Klassiker der sowjetischen Kinderliteratur von Marschak und Tschukowski, liebte Jules Vernes Romane und die Märchen von Theodor Storm. „Schon immer“zeichnete Nadia Budde leidenschaftlich gern: „In den großen Ferien bei meinen Großeltern auf dem Land habe ich aus den Dorfgeschichten kleine Comics und Bücher gemacht.“
Jahrzehnte später sollte Nadia Budde ihre DDR-Kinderzeit in der ästhetisch spektakulären Graphic Novel „Such dir was aus, aber beeil dich“visualisieren und dafür 2009 – da bereits zum zweiten Mal – mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet werden.
Dabei war Nadia Budde kurz vor der Jahrtausendwen- de „fast zufällig“ans Bilderbuch-Illustrieren und -Schreiben geraten. Noch während ihres Kommunikationsdesign-Studiums gedieh ihr eine den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. „Ich muss gestehen, dass ich erst Jahre später deren Bedeutung erkannt habe. Heute bin ich sehr stolz darauf.“
Nadia Budde ist eine großartige Tuerdenkerin und dabei verblüffend unprätentiös. Zu Recht national wie international gefeiert, ist sie sich selbst „gar nicht so sicher, ob ich wirklich gut zeichnen kann“. Ihre Bescheidenheit spiegelt sich in der Wahl ihrer Arbeitswerkzeuge: Regina simple Bilderreihe zum Bilderbuch.
Ihr sensationelles Debüt „Eins zwei drei Tier“errang vor 18 Jahren zunächst den Deutschen Jugendliteraturpreis, dann wenig später auch Sie zeichnet am liebsten auf „billigem, dünnen Papier“, denn vor „teurem, dicken Papier“hat sie „Angst“. Ein einfacher schwarzer Filzstift, „gern schon ein wenig leergemalt“, ist Nadia Budde „am liebsten“. Dicke schwarze Konturen umreißen fast grob die von ihr bevorzugten TierFiguren, die sie mit Farbflächen digital koloriert. Sie besitzt kein Atelier, sondern arbeitet an ihrem Wohnzimmertisch in Berlin-Prenzlauer Berg.
Nadia Buddes stets kraftvolle, manchmal garstige Usthetik kommt schräg, voller Witz, doch durchaus liebevoll
daher. Ihre Illustrations- und Dichtkunst funktioniert phänomenal als Literatur für alle und bringt Kinder jeglichen Alters, Eltern wie Großeltern gemeinsam zum Kichern. Die Preisträgerin vom Jahr 2000 fühlt sich der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum eng verbunden. Seit nunmehr vier Jahren gehört sie selbst der Jury an.
Be49:h in Oldenburg
Nadia Budde ist enorm nachgefragt, ihre Arbeit überaus facettenreich. Sie bereist die halbe Welt, um Workshops und Vorträge zu geben. Viel Vergnügen bereitet ihr dabei die Arbeit mit Kindern: „Ich würde oft gern das Zeichnen für Bilderbücher an Kinder abgeben. Die können das viel besser.“
Im November wird Nadia Budde die Kibum in Oldenburg besuchen.