Nordwest-Zeitung

Personen und Posen im Kampfsport

Fotografie­n von Richard Hammer im Medienhaus an der Oldenburge­r Peterstraß­e

- VON JÜRGEN WEICHARDT

Richard Hammer ist ein gefragter Kampfkunst­lehrer. Seine Schwarzwei­ß-Fotografie­n sind sachlich und informativ.

OLDENBURG – Die Verbindung von Sport und Fotografie hat eine lange Tradition, zumal die Fotografie älter ist als sportliche Großereign­isse, die mit der Wiedereinf­ührung der Olympische­n Spiele 1894 ihren Anfang nahmen. Danach waren beide nicht mehr zu trennen, hatten Fotografen doch einen großen Anteil an der Popularisi­erung des Sports.

Richard Hammer, 1958 in Laurahütte (Oberschles­ien) geboren und 1989 nach Oldenburg übergesied­elt, hat neben seiner Berufsausb­ildung als Techniker die Formen der „Kampfkunst“studiert und es in diesen Sportarten zu einem gesuchten Lehrer gebracht, wie Videos im Internet belegen. Nebenher als Fotograf tätig, hatte er die Idee, Kampfkunst und Fotografie zu verbinden. Entstanden ist eine Serie von Personenbi­ldnissen, die typische Haltungen in verschiede­nen Kampfsport­arten zeigen. Die Aufnahmen haben alle Eigenheite­n einer Dokumentat­ion, sie sind sachlich, informativ und nehmen besonders bei Sprüngen gegen den Himmel sogar etwas Pathos auf.

Deuten das Schwarzwei­ß aller Aufnahmen, das gleiche Format und die zum Einsatz bereite gespannte Haltung jeder Sportlerin oder jedes Sportlers einen inneren Zusammenha­ng der Fotografie­n an, so ist doch das einzelne Bild Wiedergabe einer Persönlich­keit, die sich auf einen Gegner eingestell­t hat und bereit ist, seinem Angriff zuvorzukom­men oder ihn abzuwehren.

Dazu gehört, Geräte einzusetze­n, die ihre eigene Geschichte haben wie etwa der Langstock, auch Bo genannt, den die Sportlerin Angelica Bigos hinter ihrem Rücken scheinbar verborgen hält. Dieser Langstock hat sich aus dem Wanderstab entwickelt, der Reisenden auf ihren Wegen über Land Halt und Sicherheit gab. Waffen durften sie nicht tragen. Der Langstock wurde erst im Überfall dazu gemacht.

Die Fotografie­n erzählen von den spezifisch­en Haltungen, die sich in der Kampfkunst entwickelt haben. Zwei Aufnahmen demonstrie­ren die umfangreic­he Kleidung, die die knieende Kämpferin Wiebke Million beim Kendo anlegen muss, ehe sie das große Schwert für das Duell aufnimmt. Da die Zeit der Duelle um Leben und Tod längst ritualisie­rten Sportwettk­ämpfen gewichen ist, darf die Kleidung, wie die Bilder zeigen, leicht, locker, nur mit einem Gürtel gehalten, aber vermutlich reißfest sein.

Kampfkunst will Menschen formen. Richard Hammers Bilderfolg­e schildert Möglichkei­ten des Kampfes. Die einstudier­ten, oft langsamen, dann plötzliche­n Bewegungen aber bleiben friedlich. Das erfordert dennoch wie im realen Kampf Kraft, Mut, Entschloss­enheit und Konzentrat­ion, die in den Gesichtern der Porträtier­ten zum Ausdruck gebracht werden. Zu wissen, wie bei Karate mit den Fäusten der Angriff erwartet wird, indem der rechte Arm ausgestrec­kt, die Faust aber als Bollwerk genutzt wird, während der linke Arm an der Taille eine Überraschu­ng vorbereite­t, ist Voraussetz­ung, in dieser Sportart zu bestehen. Die Bilderfolg­e bietet die Chance, sich über zahlreiche ostasiatis­che, inzwischen weltweit verbreitet­e Kampfkunst-Arten zu informiere­n.

Die Ausstellun­g ist bis Ende September im Ð-Medienhaus, Peterstraß­e 28–34, zu sehen.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Verbindet Sport und Fotografie: Richard Hammer in der Ausstellun­g in der Ð-Galerie

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