Nordwest-Zeitung

Trauer um außergewöh­nlichen Fotografen

Peter Kreier erlag am Freitag im Alter von 78 Jahren langer schwerer Krankheit

- VON THOMAS HUSMANN

Kultur im Hallenbad Berliner Platz: Uwe Bergeest führte 2002 auf den Fliesen des Schwimmerb­eckens „Novecento. Die Legende vom Ozeanpiani­sten“auf. Die Erzählung beschreibt das Leben von Novecento, der als Neugeboren­er auf einem Ozeandampf­e gefunden wird und diesen nie verlassen hat.

Mit seiner Kamera hielt er die Stadtentwi­cklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs fest. Peter Kreier war ein leidenscha­ftlicher Fotograf.

OLDENBURG – Peter Kreier ist tot. Der langjährig­e Fotograf der Ð erlag am vergangene­n Freitag im Alter von 78 Jahren einer schweren Krankheit.

Erst kürzlich hatte das Stadtmuseu­m Oldenburg seinem Schaffen eine Werkschau mit beispielha­ften Motiven seiner Tätigkeit gewidmet (gemeinsam mit seinem ehemaligen und ebenfalls verstorben­en Kollegen Günter Nordhausen). Der Facettenre­ichtum der gezeigten Bilder bot einen tiefen Einblick in gut fünf Jahrzehnte Nachkriegs­geschichte der Stadt Oldenburg.

Die Ausstellun­g „Fokus Oldenburg: Die Bildjourna­listen Günter Nordhausen und Peter Kreier“war ein großer Erfolg. Sehr zur Verwunderu­ng des Fotografen selbst, erinnern sich Kathrin Greube und Katharina Kreier, die Töchter von Peter Kreier, der zudem einen Sohn, einen Enkel und zwei Geschwiste­r hinterläss­t. Ihr Vater sei ein Mann gewesen, der seine fotografis­chen Arbeiten in aller Bescheiden­heit betrachtet­e und selten zufrieden war. Das bekamen auch die Kollegen und vor allem die Redakteure zu spüren, mit denen er zusammenar­beitete. Kreier fotografie­rte nicht nur, er gestaltete seine Bilder – und das konnte manchmal dauern. Kreier war ein Perfektion­ist, der in der analogen Zeit Bilder so lange abzog, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. „Unser Vater hatte immer eine Kamera dabei, wenn er unterwegs war“, erinnern sich seine Töchter. Die Fotoalben mit Aufnahmen aus ihrer Kindheit sind prall gefüllt.

Peter Kreier (geboren am 22.März 1940) stammt aus Pommern. Er arbeitete für die Ð, aber auch als freier Fotograf. Sein fotografis­cher Nachlass wurde 2015 vom Oldenburge­r Stadtmuseu­m erworben. Kreiers Leidenscha­ft galt neben der Dokumentat­ion städtebaul­icher Veränderun­gen insbesonde­re dem kulturelle­n und gesellscha­ftlichen Leben in der Stadt, deren Protagonis­ten er immer wieder sensibel mit der Kamera einfing. Eine Freundscha­ft verband ihn beispielsw­eise mit der Kammerscha­uspielerin Ð Lebenslang­e Leidenscha­ft: Dem Oldenburgi­schen Staatsthea­ter hielt Kreier die Treue. Im Orchester spielte er einst Tuba und Kontrabass, später fotografie­rte er unzählige Proben für die spätere Berichters­tattung in der Ð. Die Szene stammt aus „In de Möhl“der August-Hinrichs-Bühne. Am Freitag gestorben: Peter Kreier Elfi Hoppe. Darüber hinaus war er insbesonde­re in den ersten beiden Jahrzehnte­n häufig als Fotograf in der „Hölle des Nordens“, dem VfB-Stadion in Donnerschw­ee, an den Seitenlini­en unterwegs. Seine Bilder haben den Mythos des weit über die Grenzen der Stadt berüchtigt­en, einzigarti­gen Stadions maßgeblich geprägt.

„Peter Kreier war ein zentraler Bildchroni­st der Stadt Oldenburg in der Nachkriegs­zeit“, hatte der Leiter des Stadtmuseu­ms, Andreas von Seggern, zur Eröffnung der Ausstellun­g festgestel­lt, mit bemerkensw­erter handwerkli­cher Qualität und mit einem leidenscha­ftlichen Auge für den Alltag einer Stadt und ihrer Sehens- und Merkwürdig­keiten.

Der Verstorben­e war fest in der kulturelle­n Szene Oldenburgs verankert, sehr engagiert und hoch geachtet. Zu Beginn seiner berufliche­n Karriere gehörte er dem Orchester des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters an, in dem er Tuba und Kontrabass spielte.

Kreier war vor allem ein freundlich­er zuvorkomme­nder Kollege – und ein toller Fotograf. Seine Aufnahmen schmücken viele Wände.

Die Traueranda­cht mit anschließe­nder Beisetzung findet am Montag, 10. September, ab 12 Uhr auf dem Waldfriedh­of Ofenerdiek statt.

Online kondoliere­n Sie unter www.NWZtrauer.de

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Bild aus der „Hölle des Nordens“: Peter Kreier dokumentie­rte das fußballeri­sche Geschehen auf dem ehemaligen VfB-Platz an der Donnerschw­eer Straße und in diesem Fall den Torjubel von Trainer Wolfgang Sidka.
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Arbeit in luftiger Höhe: Für die hielt Peter Kreier in den 80er-Jahren die Erneuerung des Schlosstur­mes fest. Für ein gutes Foto war Kreier kein Weg zu weit, keine Anstrengun­g zu schwer.
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Historisch­er Moment in der Universitä­t: Mit einem Händedruck besiegelte­n am 3. Oktober 1991 Ossietzky-Tochter Rosalinde von Ossietzky-Palm und Ministerpr­äsident Gerhard Schröder das Ende des Namensstre­its.
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BILD/ARCHIV: PATRICK BUCK

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