Nordwest-Zeitung

Poetische Pilgerreis­e !it "o#s

Gisa Kossel schickt in neuem Buch Koch und Hund auf den Jakobsweg

- VON SUSANNE GLOGER

Mit Mord und Totschlag ging bekanntlic­h die Geschichte weiter, als der Mops in die Küche kam und dem Koch ein Ei stahl. In Gisa Kossels Versroman ist es anders: tiefsinnig und handfest.

NADORST – Manchmal fehlt nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Beim Koch in Gisa Kossels neuem Buch erledigt das der Mops, der ihm in der Küche ein Ei klaut. Das hat er zwar auch schon in einem früheren Buch der Oldenburge­rin gemacht, in dem Kossel gereimte Varianten der Geschichte von 35 Autoren herausgebr­acht hatte. Nun aber schreibt die 74-Jährige die Geschichte selber fort.

Auch bei Kossel reagiert der Koch äußerst brutal auf den Diebstahl. Von ihr erfährt man jedoch, warum der mit Sternen für seine Kochkünste ausgezeich­nete Workaholic

an einen Punkt gelangt ist, wo ihm nichts mehr gelingt. Die frühere Apothekeri­n schickt ihn auf den Jakobsweg. Widerwilli­g macht sich der Koch zusammen mit dem Mops auf „Die wundersame Reise nach Santiago de Compostela“– auf den 800 Kilometer langen Weg, auf dem die Menschen schon seit über 1000 Jahren versuchen, über sich und ihr

Leben Klarheit zu gewinnen.

In 33 Kapiteln erzählt der Versroman mit genauer Wegbeschre­ibung von handfesten wie spirituell­en Erlebnisse­n diese Pilgerreis­e. Schon bald erscheint Hugonell, das sogenannte „Hühnerwund­er von Santo Domingo de la Calzada“, ein junger Mann aus dem Mittelalte­r, den Jakobus vom Tod am Galgen errettet hatte. Der verspricht, das ungewöhnli­che Paar, auf dem Weg zu begleiten und ihm zu helfen. Wundersame Dinge geschehen.

Selber gewandert ist Gisa Kossels schon oft – aber noch nicht auf dem Jakobsweg. „Ich wollte das immer. Doch dann ging es aus verschiede­nen Gründen doch nicht“, erzählt sie im Gespräch mit der T. Intensiv hat die Oldenburge­rin aber Bücher über den Jakobsweg studiert. „Wandernd etwas über sein Leben zu erfahren. Dieses Thema hat in mir gelebt“, sagt sie.

Anfang 2014 ging ihre literarisc­he Pilgerreis­e schriftste­llerisch los. Die „wandernde Melodie“des Liedes vom Mops, der in die Küche kam, habe viele Komponiste­n zu musikalisc­hen Werken inspiriert, sie inspiriere auch zu literarisc­hem Wandern, so Gisa Kossel.

„Sie hat sich intensiver mit dem Weg beschäftig­t, als mancher, der ihn gegangen ist“, meint Florian Isensee, in dessen Verlag das Buch erschienen ist.

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BILDER: GREGOR FISCHER (DPA)/ SUSANNE GLOGER Auf geht’s: Der Mops verlässt diesmal zusammen mit dem Koch die Küche. Autorin Gisa Kossel beschreibt deren wundersame Pilgerreis­e nach Santiago de Compostela in Versen.

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