Poetische Pilgerreise !it "o#s
Gisa Kossel schickt in neuem Buch Koch und Hund auf den Jakobsweg
Mit Mord und Totschlag ging bekanntlich die Geschichte weiter, als der Mops in die Küche kam und dem Koch ein Ei stahl. In Gisa Kossels Versroman ist es anders: tiefsinnig und handfest.
NADORST – Manchmal fehlt nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Beim Koch in Gisa Kossels neuem Buch erledigt das der Mops, der ihm in der Küche ein Ei klaut. Das hat er zwar auch schon in einem früheren Buch der Oldenburgerin gemacht, in dem Kossel gereimte Varianten der Geschichte von 35 Autoren herausgebracht hatte. Nun aber schreibt die 74-Jährige die Geschichte selber fort.
Auch bei Kossel reagiert der Koch äußerst brutal auf den Diebstahl. Von ihr erfährt man jedoch, warum der mit Sternen für seine Kochkünste ausgezeichnete Workaholic
an einen Punkt gelangt ist, wo ihm nichts mehr gelingt. Die frühere Apothekerin schickt ihn auf den Jakobsweg. Widerwillig macht sich der Koch zusammen mit dem Mops auf „Die wundersame Reise nach Santiago de Compostela“– auf den 800 Kilometer langen Weg, auf dem die Menschen schon seit über 1000 Jahren versuchen, über sich und ihr
Leben Klarheit zu gewinnen.
In 33 Kapiteln erzählt der Versroman mit genauer Wegbeschreibung von handfesten wie spirituellen Erlebnissen diese Pilgerreise. Schon bald erscheint Hugonell, das sogenannte „Hühnerwunder von Santo Domingo de la Calzada“, ein junger Mann aus dem Mittelalter, den Jakobus vom Tod am Galgen errettet hatte. Der verspricht, das ungewöhnliche Paar, auf dem Weg zu begleiten und ihm zu helfen. Wundersame Dinge geschehen.
Selber gewandert ist Gisa Kossels schon oft – aber noch nicht auf dem Jakobsweg. „Ich wollte das immer. Doch dann ging es aus verschiedenen Gründen doch nicht“, erzählt sie im Gespräch mit der T. Intensiv hat die Oldenburgerin aber Bücher über den Jakobsweg studiert. „Wandernd etwas über sein Leben zu erfahren. Dieses Thema hat in mir gelebt“, sagt sie.
Anfang 2014 ging ihre literarische Pilgerreise schriftstellerisch los. Die „wandernde Melodie“des Liedes vom Mops, der in die Küche kam, habe viele Komponisten zu musikalischen Werken inspiriert, sie inspiriere auch zu literarischem Wandern, so Gisa Kossel.
„Sie hat sich intensiver mit dem Weg beschäftigt, als mancher, der ihn gegangen ist“, meint Florian Isensee, in dessen Verlag das Buch erschienen ist.