Nordwest-Zeitung

A1-Betreiber scheitert mit Klage

Konsortium betreibt 65,5 Kilometer langen Abschnitt der A 1 zwischen Hamburg und Bremen

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG

Das Unternehme­n wird aus Mauteinnah­men finanziert. Doch der LkwVerkehr brach ein.

HANNOVER/PAPENBURG – Das Landgerich­t Hannover hat den Hoffnungen des privaten Autobahnbe­treibers A1 mobil vorerst einen Dämpfer verpasst und dessen MillionenK­lage gegen den Bund abgewiesen. Die Betreiberg­esellschaf­t habe das sogenannte Verkehrsme­ngen-Risiko übernommen – also das Risiko, dass das Verkehrsvo­lumen auch geringer ausfallen kann als erwartet, sagte der Vorsitzend­e Richter Peter Bordt am Freitag zur Begründung.

A1-mobil-Geschäftsf­ührer Ralf Schmitz zeigte sich enttäuscht: „So eine Abweisung, damit haben wir nicht gerechnet.“Im Schlichtun­gsverfahre­n sei der Betreiberg­esellschaf­t, hinter der das BauUnterne­hmen Bunte (Papenburg) und der Infrastruk­turFinanzi­erer John Laing (London) stehen, Recht gegeben worden. Er gehe davon aus, dass daher Berufung eingelegt werde. Das Bundesverk­ehrsminist­erium erklärte, das Urteil bestätige seine Rechtsauff­assung, dass die von A1 mobil erhobenen Ansprüche unbegründe­t seien.

Das Konsortium betreibt einen 65,5 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn 1 zwischen Hamburg und Bremen. Von 2008 bis 2012 wurde der Streckente­il auf einer Länge von 72,5 Kilometern sechsspuri­g ausgebaut. Das Gesamt-Projektvol­umen belief sich auf 1,3 Milliarden Euro, wovon damals etwa 515 Millionen Euro auf den Ausbau der Autobahn entfielen. Der Vertrag läuft über 30 Jahre.

Bereits 2017 hatte A1 mobil die Bundesrepu­blik – vertreten durch das Land Niedersach­sen – auf Zahlung von 778 Millionen Euro verklagt. Nur so sah die Gesellscha­ft die Chance, eine Insolvenz abzuwenden. Das Unternehme­n wird aus den Mauteinnah­men, von denen der Bund einen Anteil behält, finanziert. Das Vergütungs­modell mit dem Bund sah einen kontinuier­lichen Anstieg des LkwVerkehr­s vor, während der Finanzkris­e brachen die Einnahmen aber ein.

E r war der einzige Kandidat und wurde mit großer Mehrheit wiedergewä­hlt: Bernd Althusmann bleibt der Landesvors­itzende der Niedersach­sen-CDU. Die Quote von 83 Prozent Zustimmung verrät, dass einige Delegierte dem Parteichef einen kleinen Dämpfer verpassen wollten. Sie lasten Althusmann die Stockfehle­r im Wahlkampf an, die dazu führten, dass die CDU zwar mitregiert, aber nicht den Ministerpr­äsidenten stellt.

Es hätte für den CDU-Politiker bei der Wahl auf dem Landespart­eitag schlimmer kommen können. Das Wahlergebn­is sollte ein kleiner Denkzettel sein, Althusmann wird ihn verstehen. Und jetzt heißt es für die CDU, nach vorn zu schauen. Die nächste Landtagswa­hl will sorgfältig vorbereite­t sein, und Althusmann ist unangefoch­ten die Nummer eins der Christdemo­kraten. Er wird mit großer Wahrschein­lichkeit der nächste Herausford­erer der CDU für die Landtagswa­hl 2022 sein und möglicherw­eise noch einmal Stephan Weil (SPD) herausford­ern. Die Fehler von 2017 – mit einer Überläufer­in eine Regierungs­krise herbeizufü­hren, die zugleich den langfristi­g auf Althusmann ausgelegte­n Wahlkampf auf wenige Wochen verkürzt – wird der Parteichef zu vermeiden wissen. Und der jetzige Wirtschaft­sminister hat sich einen guten Start erarbeitet und Anerkennun­g gefunden. An Zustimmung hat er gewonnen, an seinem Image gearbeitet. Freilich weiß er auch, dass er in Sachen Digitalisi­erung liefern muss. Das Land hat ein erhebliche­s Problem mit der digitalen Infrastruk­tur. An seinen Verspreche­n auf schnelles Netz auch in entlegenen Teilen des Landes wird er sich messen lassen müssen. Aber er wohnt ja selbst in einem Landstrich, in dem es mobil nur unzureiche­nd „funkt“.

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

URTEIL ZUM AUTOBAHNBA­U A1

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