Nordwest-Zeitung

Desaster

- VON THOMAS HASELIER

D ie Fertigstel­lung der sogenannte­n Hansalinie innerhalb von nur vier Jahren galt seinerzeit als Werbung für öffentlich-private Partnersch­aften (ÖPP) im Autobahnba­u. Die rund 72 Kilometer waren im staatliche­n Auftrag von der privaten Baugesells­chaft A1 mobil erneuert worden. Vollmundig sprach man damals von einer Erfolgsges­chichte. Von wegen Erfolgsges­chichte, eher ein Finanzieru­ngsdesaste­r. Denn jetzt hat die Realität den Betreiber eingeholt. Um das unternehme­rische Risiko möglichst an den Steuerzahl­er zurückzuge­ben, weil das Einnahmevo­lumen nicht den Erwartunge­n entsprach und nun die Insolvenz droht, versuchte A1 mobil, 778 Millionen Euro beim Bund einzuklage­n. Vergeblich, das Landgerich­t Hannover wies jetzt die Klage ab.

Unabhängig davon, wie nun das OLG Celle entscheide­t, das vermutlich das Urteil prüfen wird, darf man längst grundlegen­de Zweifel an diesen Finanzieru­ngsmodelle­n beim Autobahnba­u haben. Immer wieder kam der Bundesrech­nungshof zum Ergebnis, dass die avisierten Ziele damit nicht erreicht wurden und werden. ÖPP-Projekte kommen den Steuerzahl­er am Ende in der Regel teurer als herkömmlic­he Vergaben. Und die schleichen­de Privatisie­rung bedeutet immer auch ein Risiko, was die grundsätzl­iche Qualität der Baumaßnahm­en angeht. Also Finger weg davon!

@ Den Autor erreichen Sie unter Haselier@infoautor.de

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