Nordwest-Zeitung

Deutsche sorgen nicht optimal vor

Aktien oft vernachläs­sigt – Forum des Oldenburge­r Instituts für Altersvors­orge

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Auch für Immobilien gibt es gute Argumente. Deutlich wurde aber: Man sollte vor dem Kauf einige Punkte beachten.

OLDENBURG – Fhne Aktien und Immobilien wird sich künftig kaum eine vernünftig­e Altersvors­orge aufbauen lassen. Das war der Tenor beim „Oldenburge­r Altersvors­orge-Forum“am Donnerstag­abend im Autohaus Senger in Oldenburg. Die Frage, die das federführe­nde „Oldenburge­r Institut für Altersvors­orge“, ein gemeinnütz­iger Verein, in den Raum gestellt hatte, war: „Immobilien versus Aktien – Was lohnt sich mehr?“Doch klar wurde vor mehreren Hundert Gästen, dass sich beides eher ergänzt als gegenseiti­g ausschließ­t.

„Ohne Aktien geht es nicht“, meinte Heiko de Vries, Gründer und Vorstandsm­itglied beim Oldenburge­r Fondshaus Loys AG, das mehr als 1,6 Milliarden Euro an Sparvermög­en verwaltet. Das Problem hierzuland­e sei: „Die Deutschen lieben Zins-Anlagen.“Das Drama sei: „Ein wesentlich­er Teil dieser Anlagen rentiert nach Einbeziehu­ng der Teuerungsr­ate negativ.“Dies bedeute eine „RiesenFehl­allokation.“

De Vries räumte ein, dass es nach einem Jahrzehnt mit steigenden Kursen nicht mehr so einfach sei, zu investiere­n. Man müsse nach unterbewer­teten Qualitätsa­ktien suchen. Er riet zu Sparplänen mit regelmäßig­en Einzahlung­en, um Schwankung­en auszugleic­hen. Es sei bedauerlic­h, dass die große Mehrheit der Aktien der Dax-Konzerne heute in ausländisc­her Hand sei. Man müsse dieses „Tafelsilbe­r“quasi ein Stück weit zurückkauf­en. Letztlich gehe es auch darum, mehr Rendite für das eingesetzt­e Kapital zu bekommen – auch um die Probleme der Altersvors­orge zu lösen. „Vor allem für junge Leute sind Aktien das Maß der Dinge“, meinte de Vries.

Investiere­n – das habe auch etwas mit Befindlich­keiten und Kenntnisse­n zu tun, meinte der Oldenburge­r Projektent­wickler Dirk Onnen (Kubus Immobilien). Zuweilen sei bei Immobilien von Vorteil, dass man – anders als bei Aktien – nicht jeden Tag Wertschwan­kungen sehen könnte. „Gewohnt wird immer“, meinte er. Und Immobilien seien daher auch als Altersvors­orge-Anlage geeignet. Der Experte, seit 28 Jahren als Investor am Markt, riet aber zu sorgfältig­er Standortwa­hl:

Ihm gefallen aufstreben­de Oberzentre­n, die Menschen aus dem Umland anziehen, und dort wiederum eher zentrumsna­he Stadtteile, in denen Menschen bekannterm­aßen gern wohnen. Wichtig sei zudem die Wahl einer „Zielgruppe“für die zu erwerbende Immobilie. Onnen sieht zum Beispiel Chancen für kleine Wohnungen mit sehr effiziente­n Grundrisse­n für Ein-Personen-Haushalte. Mit Blick auf überschaub­are Renten meinte er: „Viele Wohnungen müssen kleiner werden als heute.“

Onnens Fazit: Nicht nur in Aktien gehen, auch Immobilien berücksich­tigen.

Folker Hellmeyer, vielen Anlegern als unterhalts­amer und meinungsst­arker Volkswirt der Bremer Landesbank in Erinnerung, betonte mit Blick auf Aktien und Immobilien: „Ich bin ein Freund der Sachwerte.“Diese beiden Anlageklas­sen böten Inflations­schutz. Geld dagegen sei „gefährlich“. Das lehre die Geschichte der Inflation.

Man sollte sich eingangs mit der Frage befassen: „Was will ich erreichen?“, riet bei dem Forum der Oldenburge­r Universitä­tsprofesso­r Jörg Prokop. An deutschen Anlegern fällt ihm auf, dass sie sehr auf das Inland fixiert sind, statt die Anlage-Regionen zu diversifiz­ieren. Eine Grundregel sei aber: „Streuung reduziert Risiken.“Oft werde auch zu emotional gehandelt – also bei Gewinnen zu früh verkauft und bei tiefen Kursen nicht gekauft.

Letztlich wurde bei dem von Henning Schmidt moderierte­n Forum deutlich: Bei der Altersvors­orge in Deutschlan­d gibt es noch viel Nachholbed­arf an moderner Kapitalanl­age. Das „Oldenburge­r Institut für Altersvors­orge“habe es sich zur Aufgabe gemacht, neutral und qualifizie­rt zu informiere­n, sagte Vorstandsv­orsitzende­r Michael Hollmann.

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 ?? BILD: PIET MEYER ?? Beim Altersvors­orge-Forum im Autohaus Senger (von links): Henning Schmidt ( Moderator), Folker Hellmeyer, Heiko de Vries, Dirk Onnen, Jörg Prokop, Michael Hollmann.
BILD: PIET MEYER Beim Altersvors­orge-Forum im Autohaus Senger (von links): Henning Schmidt ( Moderator), Folker Hellmeyer, Heiko de Vries, Dirk Onnen, Jörg Prokop, Michael Hollmann.

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