Willkommen ein
Ein Besuch in der Jugendhilfe: Die Tür geht auf. Sieben Mädchen begrüßen uns.
Vor uns ein Frühstückstisch mit Kaffee, Tee, Brötchen, Aufschnitt und Obst. Wir setzen uns.
Man geht höflich miteinander um: Kaffee wird angeboten, Brötchen, Butter und Aufschnitt.
Keiner beginnt, bis alle versorgt sind.
Die Mädchen erzählen: Ihr Leben im neuen Gebäude, das sie im Frühjahr erst bezogen haben, und von der Aufwertung, die sie durch das neue Haus erfahren. „Es macht mehr Spaß, ein schönes Badezimmer zu putzen, als ein altes Verwarztes“.
Ich war beeindruckt. Wie war aus der früher so wilden Mädchengruppe eine so freundliche Gemeinschaft geworden?
„Das eine sind die Regeln, viel wichtiger aber“, so sagen die Erzieher, „ist die Haltung. Wir geben den Mädchen das Gefühl, dass sie willkommen sind.“
Ich frage nach einemBeispiel.
„Also, wenn jemand zu spät kommt, sagen wir: Schön, dass Du da bist, aber an Deiner Pünktlichkeit müssen wir noch arbeiten.‘“
Ein einfacher Satz, in dem viel liegt: Herzliches Willkommen und das Versprechen, dass man einen gemeinsamen Weg vor sich hat.
„So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.“
Auch hier gibt es Regeln. Der Gott, der lehrt, was uns hilft, ist der Gott der Zehn Gebote.
Das ist das eine.
Zum anderen werden die Gebote in den Rahmen einer Haltung gestellt: Gott ist unser Erlöser, er will unser Heil.
Ich wünsche mir, dass ich dieses grundsätzliche Ja über meinem Leben nicht vergesse, und dass ich stets bedenke, dass dieses Ja auch über dem Leben meiner Mitmenschen steht.
Dies kann der Weg zu einer guten Gemeinschaft sein – nicht nur in einer Wohngruppe in der Jugendhilfe.
Thomas Feld ist Theologischer Vorstand; Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.