Nordwest-Zeitung

Von Madagaskar ans Zwischenah

Ein Koch sollte auch organisier­en können

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Manchmal muss es richtig deftig zugehen: Kässpätzle mit Rouladen und Apfelrotko­hl sind das Leibgerich­t von Tsiriandon­ala Andriaheri­malala, das bei ihm zu Hause häufiger auf den Tisch kommt. Im edlen und dennoch hellen und freundlich­en Ambiente des familienge­führten 4-Sterne-Hotels

HansenS Haus am Meer stehen allerdings ganz andere Dinge auf der Speisekart­e, für die sich der 24-Jährige ins Zeug legt: Zarte Schnitzel, die perfekte Scholle, Flammkuche­n und Pfifferlin­ge und wunderbare Desserts. Tsiriandon­ala, der von allen nur Ando gerufen wird, möchte Koch werden und ist bereits im dritten Ausbildung­sjahr. „Er macht sich sehr gut bei uns und wird die Ausbildung­szeit auch verkürzen“, sagt Heike Thomas über den jungen Mann aus Madagaskar, der sich noch vor drei Jahren als Aupair in einer Familie in Oldenburg um die Kinder kümmerte und schon dort voller Leidenscha­ft täglich die Gastfamili­e bekochte. Zufällig traf die Hoteldirek­torin auf der Ausbildung­smesse job4u auf den jungen Mann und „überredete“ihn zu einem Praktikum. „Ein wahrer Glücksgrif­f“, das stand bereits nach einer zweitägige­n Probearbei­t fest. „Wir haben uns gesucht und gefunden“, da ist sich auch Ando sicher.

Bereits vor Ausbildung­sbeginn

ist er zur Berufsschu­le gegangen, auch um sprachlich­e Barrieren abzubauen. „Ich freue mich, immer etwas Neues zu lernen. Was man mir heute beibringt, kann ich morgen schon alleine“, freut sich Ando, der übrigens in seiner Heimat auch noch zwei Semester Physik studiert hatte. Wer allerdings glaubt, es reicht, in der Küche fröhlich den Kochlöffel zu schwingen, der irrt. Insbesonde­re in einem großen Restaurant, das täglich bis zu 80 Gerichte und Menüs à la carte ausgibt, dazu noch ein umfangreic­hes Frühstücks­buffet und das täglich wechselnde Menü für Gäste mit Halbpensio­n kreiert sowie bei Feiern und andere Veranstalt­ungen für die Verköstigu­ng sorgt, der muss im Team sehr gut organisier­t sein.

So gibt es beispielsw­eise mehrere Positionen wie den Entremetie­r, den Gardemange­r und den Saucier, die nach Küchenplan mehrmals die Woche wechseln. Steht diese nach der morgendlic­hen Einteilung fest, geht’s ans „Mise en place“, das Vorbereite­n des Arbeitspla­tzes. Dabei werden die jeweils benötigten Geräte und Zutaten bereitgele­gt. „Wenn man dies ordentlich macht, gibt es nachher weniger Stress“, erzählt Ando. Heute ist er übrigens als Entremetie­r an der Reihe, kümmert sich also um das Gemüse, die Suppen und die Beilagen.

Doch nicht nur das Zubereiten der Speisen gefällt dem angehenden Koch: „Gerade bei Menüvorsch­lägen kann ich sehr kreativ sein, das macht mir viel Spaß“, meint Ando, dessen Mutterspra­che übrigens Französisc­h ist und der im HansenS Haus am Meer Teil eines recht internatio­nalen Teams ist. „Es sind zwar auch viele klassische Gerichte dabei, wir freuen uns aber sehr, wenn immer mal wieder ganz individuel­le Akzente gesetzt werden“, so Heike Thomas.

Die Arbeitszei­ten sind entweder von 12 bis 21 Uhr oder von 15 bis 22 Uhr. „Das wird individuel­l der Veranstalt­ungslage und den Reservieru­ngen angepasst“, sag die Hoteldirek­torin, die mit diesem System sehr zufrieden ist. „In vielen Restaurant­s und Hotels wird immer noch vormittags und ab dem späten Nachmittag gearbeitet, dazwischen ist dann frei – das ist dann oft ein sehr langer Tag.“

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BILD: MELANIE JÜLISCH Hat seinen Traumjob gefunden: der 24-jährige Ando.
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