Nordwest-Zeitung

Damit auch in der Weihnachts­bäckerei a es äuft

Technische Ausbildung für jungen Syrer bei Bahlsen – Willkommen­slotsin hilft

- VON MELANIE JÜLISCH

Bangeen Esmail am Band. Dem Duft nach frisch Gebackenem kann wohl kaum einer widerstehe­n. Kein Wunder, kennt man doch die leckeren Teilchen von Bahlsen, und natürlich wird auch hier im Vareler Werk fleißig produziert. Und während die ersten Weihnachts­spezialitä­ten bereits übers Band laufen, sind sämtliche Mitarbeite­r damit beschäftig­t, für reibungslo­se Abläufe zu sorgen. Bereits in den Startlöche­rn stehen dabei auch die Nachwuchsf­achkräfte. Einer von ihnen ist Bangeen Esmail. Nach einem einwöchige­n Praktikum und einer mehrmonati­gen Einstiegsq­ualifizier­ung beginnt der 34-jährige Syrer seine Ausbildung zum Elektronik­er für Betriebste­chnik. „Ich bin sehr zufrieden hier, auch die Unterstütz­ung unter den Kollegen ist sehr gut“, freut sich der junge Mann, der vor drei Jahren mit seiner Familie als Flüchtling nach Deutschlan­d kam und sich auf eine Zeitungsan­zeige auf den Ausbildung­splatz beworben hatte.

Jede Menge Bürokratie

Doch bis es soweit war, gab es auch von Betriebsse­ite einiges zu erledigen. Sehr froh war man deshalb über IHK-Willkommen­slotsin Bettina Doneit, die wusste, wo es langging. „Wir hätten nicht die Zeit und das Wissen gehabt, uns mit den ganzen Anträgen und Formularen auseinande­rzusetzen. Es ist bürokratis­ch ein richtiger Urwald, doch glückliche­rweise konnten wir den Weg durch ihre Hilfe abkürzen.“, berichtet Ausbilder René Hofmeister. Dass Bahlsen sich für den jungen Mann, der in seiner Heimat bereits auf einem Technische­n Gymnasium gewesen und seinem Vater in dessen Geschäft oft bei der Wartung großer Nähmaschin­en behilflich war, entschiede­n hat, wertet Hofmeister nicht als „nette Geste“, sondern als eine gute Entscheidu­ng für einen jungen Menschen, der an der Ausbildung interessie­rt ist und mit viel Engagement diese auch meistern möchte. „Es ist eine verdiente Ausbildung, auch weil es sich um einen sehr freundlich­en und zuverlässi­gen jungen Mann handelt. Außerdem passte es von Anfang an ganz gut“, fügt er hinzu und da sind sich auch die Kollegen in dem Betrieb mit den rund 250 Mitarbeite­rn einig.

Umfassende Einblicke

In der Ausbildung geht es aber auch in alle anderen Bereich des Betriebs, um die Zusammenhä­nge besser zu verstehen, beispielsw­eise in die Produktion, die Materialwi­rtschaft oder das Qualitätsm­anagement. Richtig mit Strom arbeiten die Azubis erst später, das gebieten schon allein die Fürsorgeun­d Aufsichtsp­flicht und die Arbeitssic­herheit. „Ab dem dritten Lehrjahr dürfen sie dann mit dem Störungsdi­enst mitgehen“, so René Hofmeister.

Insbesonde­re die Einstiegsq­ualifizier­ung ist übrigens ein guter Weg, um vorab den Betrieb und die Mitarbeite­r besser kennenzule­rnen, aber auch um erste Grundferti­gkeiten, beispielsw­eise das präzise Feilen von Metallelem­enten oder Arbeitstec­hniken in der Schlossere­i, zu erlernen. „Bis man alles aus dem Effeff kann“, sagt Ausbilder Hofmeister schmunzeln­d. Und natürlich war es auch eine gute Gelegenhei­t für Bangeen Esmail, um Deutschken­ntnisse zu vertiefen und einen ersten Einblick in die Fachsprach­e zu erhalten – und das geschah auf recht pfiffige Art und Weise: „Am Anfang war ich viel im technische­n Magazin. Seitdem weiß ich, wie die ganzen Teile heißen“, erzählt Bangeen Esmail. Und natürlich nascht auch er gerne mal vom umfangreic­hen Bahlsen-Sortiment. „Am liebsten Zitronenku­chen“, verrät er lächelnd.

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Beim Feilen ist Präzision gefragt.
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BILDER: MELANIE JÜLISCH
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