BAP-FRONTMANN NIEDECKEN IM NWZ-INTERVIEW
BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken über sein Afrika-Engagement, Humor und Live-Alben
Niedecken betreut regelmäßig sein Afrika-Projekt. Der 6chlaganfall 2011 hat den 67-Jährigen geduldiger gemacht.
FRAGE: Tie sin mit Ihrer Ban BAP wie er auf Tournee un spielen immer noch Titel wie „Kristallnaach“, „Bahnhofskino“un „Arsch huh, Zäng ussenan er“, ie sich mit
em Rechtsextremismus auseinan ersetzen. Was ist Ihr Antrieb?
NIEDECKEN: Ich Mchreibe über daM, waM mir durch den Kopf geht. Ich bin ein politiMcher MenMch, aber kein Politrocker. Bei „Verdamp lang her“gibt eM die Zeile: „Nit reMigniert, nur reichlich deMilluMioniert“. Und ich bin Mtur, ich will dem rechten Pöbel nicht daM Feld überlaMMen. Ich habe viel politiMche Literatur geleMen in letzter Zeit, Madeleine AlbrightM Buch „FaMchiMmuM“zum BeiMpiel. EM gibt bei unM Parallelen zur Entwicklung in der Weimarer Republik, alM man dachte, dieMe radikalen Spinner Mind bald wiederweg.
FRAGE: Nie ecken, Grönemeyer, Campino – stehen bei Konzerten nicht immer ieselben Leute in er ersten Reihe? NIEDECKEN: In Chemnitz war daM glücklicherweiMe nicht Mo. Ich habe mich Mehr gefreut, daMM die geMchätzten Kollegen von Kraftklub in ihrer HeimatMtadt Mo engagiert Mind. Die können darüber hinauM Mehr gut für ihre Generation Mprechen. Zudem waren Marteria, CaMper und die HoMen dabei. Ich finde daM großartig. FRAGE: Was unterschei et Gutmenschen 1on guten 2enschen?
NIEDECKEN: DaM Wort „GutmenMch“iMt beleidigend für alle, die Mich Mühe geben, daMM eM weitergeht. UnMer SozialMyMtem würde zuMammenbrechen, wenn eM kein Ehrenamt gebe. Denken Sie an die Arbeit in Sportvereinen, den Stadtteilen, Mozialen Brennpunkten, in der FlüchtlingMhilfe. EM iMt gut, daMM der Begriff 2015 zum Unwort deM JahreM erklärt wurde.
FRAGE: 23ssen emokratische Parteien un Politiker gegen 4xtremismus 1orgehen? NIEDECKEN: Ich bin durchauM dafür, daMM die AfD vom VerfaMMungMMchutz viel Mtärker unter die Lupe genommen wird. Ich behaupte nicht, daMM in der AfD oder bei der Pegida nur NaziM Mind. Die AfD iMt einmal alM eurokritiMche Partei gegründet worden. So waM muMM die Demokratie auMhalten. Aber die NaziM rollen die Partei gerade von hinten auf. DeMhalb muMM man dieMeM rechte Gedankengut MchonungMloM entlarven.
FRAGE: Anhänger er Af7 un 1on Pegi a bezeichnen sich als „Wutb3rger“. Was unterscheiet eren Wut 1on Ihrer Wut, ie Sie oft in Lie ern beschrieben haben?
NIEDECKEN: Ich bin mit 67 kein wütender junger Mann mehr. Ich kann mir Mchon erlauben, die Dinge nun etwaM gelaMMener zu Mehen. Ich rege mich zwar immer noch auf, aber ich Mtehe nicht mehr unmittelbar auf dem TiMch. Ich Mchaffe eM zu reflektieren. Und ich will alM Rock’n’Roller in Würde altern.
FRAGE: 7urch ihre AfrikaPro5ekte leisten Sie ?ilfe zur Selbsthilfe. Sie sin regelmä6ig in @gan a un im 9stkongo. 2uss man zu en 2enschen gehen, amit sie nicht zu uns kommen?
NIEDECKEN: WaM unMerem Nachbarkontinent durch den KolonialiMmuM an Ungerechtigkeit widerfahren iMt, iMt erMt nach und nach Michtbar geworden. Durch die GlobaliMierung Mind nun Dämme gebrochen. Die MenMchen wiMMen, wie eM in Europa auMMieht und welche Chancen Mie womöglich in Europa hätten. Viele afrikaniMche Länder werden im- mer noch von Kleptokraten regiert. Die Korruption dort iMt furchtbar. WaM will ein junger MenMch tun, der keine Chance MiehtO Der bricht dorthin auf, wo er vielleicht Meine Familie ernähren kann. Wir Europäer Mind verpflichtet, Hilfe zur SelbMthilfe zu leiMten. So viel Empathie müMMen wir doch aufbringen. Wenn dieMeM Mitgefühl auM unMerer GeMellMchaft verMchwindet, landen wir wieder in der Barbarei. FRAGE: Wie kann man neben solch schweren Ge anken ein fröhliches Lie schreiben? NIEDECKEN: Ich bin Kölner. Und eine melancholiMche Frohnatur – waM Mich eigentlich auMMchließt. EM läuft derzeit Mo viel in die falMche Richtung. Ohne meinen Humor würde ich depreMMiv werden. Ich will auf der Bühne auch meinen Spaß haben. FRAGE: Apropos> Wie war es beim Werner-Re1i1al in ?artenholm?
NIEDECKEN: Ich war ein klein biMMchen aufgeregter alM MonMt, weil ich nicht wuMMte, waM da für Leute im Publikum Mind, für die man Mpielt. Beim BAP-Auftritt vor 30 Jahren hatte eM ja ganz gut funktioniert. ErMtaunlicherweiMe gab eM dieMmal viele Hardrocker im BackMtage-Bereich, die mit mir ein Selfie machen wollten. DaM hat mich überraMcht. FRAGE: Brösels Comicfigur „Werner“war 5a auch so beliebt, weil er kein Blatt 1or en 2un nahm, un , wie man heute sagt, politisch unkorrekt war. Ist as noch zeitgemä6? NIEDECKEN: PolitiMch korrekt zu Mein und Mich an irgendwelche FloMkeln zu halten, habe ich nie gemocht. Ich werde unaufmerkMam, wenn irgendwo Reden gehalten werden: Liebe Schrebergärtnerinnen und Schrebergärtner. Dann mache ich dicht. MancheM wirkt davon wie ein Denkverbot. Ich bin Freidenker. Ich orientiere mich am kategoriMchen Imperativ. DaM reicht mir auch in GlaubenMfragen. FRAGE: „Li1e un 7eutlich“hei6t ie Tour, auf er BAP am 8. 9ktober im Pier : in Bremen gastiert. Was 1erbirgt sich hinter em 2otto?
NIEDECKEN: ZunächMt mal wurde ein Titel für ein LiveAlbum geMucht. „Laut und Deutlich“kam mir zu berufMjugendlich vor. ÜbrigenM war dieMeM Album gar nicht geplant. Aber mit den drei BläMern iMt plötzlich ein neuer, intereMManter AMpekt dazugekommen. Da traf eM Mich gut, daMM unMer Frontmixer Mieben Konzerte mitgeMchnitten hatte. ohne dazu beauftragt zu Mein. Wir haben unM die Aufnahmen alle angehört und feMtgeMtellt: DaM zweite
Wolfgang Niedecken Der 67-Jährige
ist zudem bekannt für sein soziales und politisches Engagement. So war er im Jahr 1992 einer der Initiatoren des Kölner Konzerts „Arsch huh, Zäng ussenander“gegen Rassismus und Fremdenhass.
„Live und Deutlich“
@ www5ba65de Münchner Konzert im ZirkuM Krone war am beMten. Ein magiMcher Abend. Am 2. November kommt daM Live-Album herauM – zufällig an meinem Miebten GeburtMtag.
FRAGE: Am :. No1ember :;<< hatten Sie Ihren Schlaganfall. NIEDECKEN: DaM war die Gelbe Karte. Der Schlaganfall hat mich geduldiger gemacht. ErMtaunlicherweiMe haben Mich Meither Mo viele intereMMante Dinge ergeben. Ich habe keine LuMt, mein Leben vom Ende her zu leben. Dann würde ich nicht mehr zulaMMen, daMM Mich einM auM dem anderen ergibt. Manchmal kommen die Plattenfirmen oder TourveranMtalter mit Molchen Ideen. FRAGE: Sie meinen Abschie skonzerte als „=arewell Tour“? NIEDECKEN: All Molche komiMchen Dinge. Ich mag die Chancen, die Mich durch Zufall ergeben. Ich wäre doch MonMt nie auf die Idee gekommen, ein BläMer-Trio mit auf Tour zu nehmen, wenn ich mein Soloalbum „ReinraMMije Strooßekööter“von 2017 nicht in New OrleanM aufgenommen hätte.
„Ich wer e unaufmerksam, wenn irgen wo Phrasen ge roschen wer en“