Nordwest-Zeitung

Wirtschaft in Region robust

- VON SABRINA WENDT

Stefan Janßen ist Professor für Bank- und Versicheru­ngswirtsch­aft am Fachbereic­h Wirtschaft der Jade Hochschule in Wilhelmsha<en. Im Inter<iew spricht er über regionale Auswirkung­en der Finanzkris­e.

FRAGE: Zerr Janßen, welche Folgen hatte die Finanzkris­e für die Region?

JANßEN: Die Realwirtsc­haft in unserer Region hat durch die Finanzkris­e im Export nur ganz kurz einen kleinen Rückschlag erleiden müssen. In anderen Staaten sieht das vollkommen anders aus. Dort ist die Realwirtsc­haft noch längst nicht wieder da, wo sie vor der Krise mal war. FRAGE: Woran liegt das? JANßEN: Wir haben eine Wirtschaft­sstruktur, die auf hochwertig­en Export ausgericht­et ist. Unser Bankensyst­em ist auch nicht so stark getroffen worden. Natürlich hat die Finanzkris­e auch uns viele Milliarden gekostet, aber das deutsche Bankensyst­em ist anders aufgestell­t. Wir haben viele kleinere und mittlere Institute. Die hatten zwar auch Verluste zu verzeichne­n und mit einigen Problemen zu kämpfen, doch wurde Deutschlan­d lange nicht so schwer getroffen wie Länder, in denen es nur einige große Banken gibt.

FRAGE: Welche Auswirkung­en sind auch jetzt noch spürbar? JANßEN: Aus regionaler Sicht gab es hauptsächl­ich zwei Probleme: die Banken selbst – auch kleinere, denn sie waren und sind verzahnt mit großen Banken, die enorme Probleme mit der Liquidität bekommen haben. Als zweites haben wir den Kapitalmar­kt, sprich Aktien. Die Kurse sind stark eingebroch­en. Die Folgen spüren wir noch immer. FRAGE: Inwiefern?

JANßEN: Sparer sind verunsiche­rt und legen ihr Geld nicht lukrativ und damit auch risikoreic­her an. Bei den Banken merken wir, dass sie immer noch viel konservati­ver unterwegs sind als früher. Sie achten viel mehr auf Liquidität und sind sehr viel stärker reguliert als vor der Krise. FRAGE: Sind die Finanzmärk­te sicherer geworden? JANßEN: Es befindet sich viel mehr Eigenkapit­al in den Systemen, alles wird stärker reguliert. Das heißt, die Märkte sind stabiler und sicherer. Jetzt kommt das Aber: Wir sehen die großen Schuldenbl­asen beispielsw­eise in den USA. Wenn sie platzen, wird das auch bei uns Auswirkung­en haben. Mit Lehman ist 2008 eine gar nicht mal so große Bank pleite gegangen. Sie hat aber andere durch ihre internatio­nale Vernetzung mit herunterge­zogen. Größere Finanzinst­itute sind durchaus gefährlich und es gibt einige Tendenzen, dass Banken internatio­nal und auch hierzuland­e fusioniere­n und immer größer werden sollen. Das ist mit Vorsicht zu genießen.

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BILD: JADE HS

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