Nordwest-Zeitung

&as tun gegen den 'ehrermange­l(

Gewerkscha­ftsv)rsitzende f)rdert Entlastung – Wie das Land jetzt v)rgehen s)llte

- VON STEFANIE WITTE

Lehrer werden in Nie( dersachsen dringend ge( sucht: Laura P))th, V)r( sitzende der Bildungsge( werkschaft der GEW, er( zählt, wie sie )hne Quali( fikati)n Französisc­h unterricht­en musste.

FRAGE: Hu Beginn des Schuljahre­s haben 245 Quereinste­iger als Lehrer in Niedersach­sen angefangen. Ist das sinnvoll?

POOTH: Wir haben unsere Meinung dazu in den vergangene­n Jahren deutlich geändert. Wir hatten befürchtet, dass die mangelnde pädagogisc­he Ausbildung den Lehrerberu­f abwerten könnte. In einer Notsituati­on wie dieser halten wir es für gut, wenn sie die Schulen bereichern. Allerdings stört es uns, dass die Quereinste­iger ins kalte Wasser geworfen werden. Sie müssen vor der ersten Unterricht­sstunde weitergebi­ldet werden und dann auch berufsbegl­eitend. Im Moment haben sie eine viel zu hohe Unterricht­sverpflich­tung. Die müsste deutlich reduziert werden. Gleichzeit­ig braucht es mehr Plätze an den Studiensem­inaren.

FRAGE: Sie kennen sich aus mit Unterricht, der nicht dem eigenen Studium entspricht. Haben Sie sich in fremden F)chern ausreichen­d qualifi+iert gef,hlt?

POOTH: Nein, überhaupt nicht. Ich habe Englisch und Deutsch studiert und später Hauswirtsc­haftslehre und Französisc­h unterricht­et. Das ist auch ein Grund, warum ich mich jetzt so sehr in der GEW engagiere. Ich finde es toll, dass es möglich ist, auch andere Fächer zu unterricht­en. Das kann eine Bereicheru­ng sein. Aber die Qualifizie­rungsund Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten fehlen ebenso wie die Zeit dafür. Es ist schwierig, sich das selbst beizubring­en. FRAGE: -ie haben Sie sich +ur Fran+.sischlehre­rin /eitergebil­det?

POOTH: Ich habe mir Bücher besorgt und versucht, mich einzulesen. Außerdem habe ich versucht, Sprachkurs­e zu besuchen. Aber ich habe das

nicht als qualitativ hochwertig empfunden. Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten hat man mir weder angeboten, noch habe ich etwas in der Richtung gefunden.

FRAGE: 0as -issenschaf­tsund 8ultusmini­sterium hat eine 7rbeitsgru­ppe gegr,ndet und eine bessere Bedarfspla­nung angek,ndigt. Ist das ein Schritt in die richtige 9ichtung?

POOTH: Ja. Das war bisher ein großes Problem – auch unter Rot-Grün –, dass die Ministerie­n sich gegenseiti­g den Schwarzen Peter zugeschobe­n haben und jedes Ministeriu­m behauptet hat, es hätte nicht die Zahlen des anderen. Insofern ist das genau der richtige Weg, sich jetzt anzusehen, wie viele Lehrer pensionier­t werden, wie viele auf dem Markt sind und wie viele ausgebilde­t werden müssen. Klar ist: Die Zahl der Studienplä­tze muss sofort erhöht werden. Wir fordern, sofort wieder Studienplä­tze für Grund-, Haupt- und Realschull­ehrer an den Universitä­ten in Göttingen und Hannover zu schaffen. Die wurden gestrichen, obwohl der Bedarf gerade in diesem Bereich extrem groß ist. FRAGE: 7uch daf,r demonstrie­rt die :2- am 0onnerstag vor dem Landtag in Hannover. 7ber auch gegen ;berstunden. 0a es so/ieso schon +u /enig Lehrer gibt1 -ie soll eine 2ntlastung aussehen?

POOTH: Das ist ein schwierige­s Feld. Durch die hohe Belastung und die vielen Überstunde­n steigt auch die Zahl der Krankheits­fälle. Die Landesregi­erung muss also allein schon für Entlastung sorgen, um den Krankensta­nd und die Zahl der Frühpensio­nierungen zu senken. Jetzt zu sagen, man könne nichts tun, verschärft das Problem. FRAGE: Bis 2324 /ill die Landesregi­erung Laptops und 5ablets als Lehrmittel +ulassen. -)re das nicht ein +eitgem)6er, guter 7nsat+?

POOTH: Nein, überhaupt nicht. Häufig fällt unter den Tisch, dass die Kinderarmu­t immer weiter wächst. Statt über Lehrmittel­freiheit zu sprechen, geht es jetzt um solche Geräte. Natürlich müssen wir uns Gedanken über die Digitalisi­erung machen. Aber die Lösung kann doch nicht sein, dass die Kinder eigene Geräte anschaffen sollen. Wir müssen erst mal darüber sprechen, wie Lernen mit digitalen Endgeräten überhaupt aussehen kann.

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