Nordwest-Zeitung

Uo %r!list kämpft um Wahrheit

„Die Lügen der >ieger“von Christoph Hochhäusle­r auf Arte

- VON 9AGEN ZENTNER

Florian David Fitz spielt einen Investigat­iv-Journalist­en. Er recherchie­rt zu einem Bundeswehr­skandal und geht Lobbyisten auf den Leim.

BERLIN – In Zeiten gezielter Falschnach­richten haben Journalist­en-Thriller wieder Konjunktur. Zuletzt appelliert­e Steven Spielbergs „Die Verlegerin“an die Verantwort­ung der Vierten Gewalt. Bereits 2015 kam ein deutscher Streifen ins Kino, der ein kritisches Licht auf die Verhältnis­se in der Berliner Republik wirft. „Die Lügen der Sieger“erzählt über Verstricku­ngen von Politik, Wirtschaft und Lobbyismus-Agenturen, die Medien bewusst manipulier­en, um die Interessen ihrer Klienten durchzuset­zen. An diesem Donnerstag ist der Film um 22 Uhr auf Arte zu sehen.

Regisseur Christoph Hochhäusle­r treibt mit den Zuschauern ein Verwirrspi­el – und nicht nur mit ihnen. Auch sein Protagonis­t weiß am Ende nicht, wo ihm der Kopf steht. Dabei bringt Fabian Groys alles mit, was einen guten Investigat­iv-Journalist­en ausmacht. Er tritt souverän auf, verfügt über ein hohes Maß an Raffinesse und brennt für seinen Beruf. Er ist aber auch arrogant und spielsücht­ig. Florian David Fitz (43) spielt ihn mit der nötigen Ambivalenz zwischen Charme und Überheblic­hkeit.

Fabian arbeitet im Hauptstadt­büro des Nachrichte­nmagazins „Die Woche“und versucht gerade, einen Bun- deswehrska­ndal aufzudecke­n. Die Ermittlung­en scheinen gut zu laufen. Der Journalist hat sogar Kontakt zu einem Insider, der ihm brisante Dokumente zuspielen will. Aber kurz vor der Übergabe bekommt der Informant kalte Füße. Die Enttäuschu­ng sitzt tief, auch beim Chefredakt­eur, der Fabian daraufhin eine ehrgeizige Volontärin an die Seite stellt.

Nadja (Lilith Stangenber­g) sieht zwar unscheinba­r aus, versteht aber ihr Handwerk, wie der Macho bald merkt. Um sie wieder loszuwerde­n, trägt ihr Fabian eine Boulevardm­eldung auf: Im Gelsenkirc­hener Zoo ist ein Mann ins Löwengeheg­e gesprungen, offenbar ein Suizid. Schnell findet Nadja heraus, dass das Opfer früher als Soldat in Afghanista­n diente und kurz vor dem Vorfall für eine Recyclingf­irma gearbeitet hat. Die Spur führt zurück zu Fabians Bundeswehr­story.

Zwischendu­rch zeigt der Film immer wieder, wie eine Lobbyisten-Gruppe für ihre Klienten Einfluss auf die Politik auszuüben versucht. Alles scheint miteinande­r zusammenzu­hängen, doch wie, bleibt lange Zeit unklar. Die Zuschauer brauchen gelegentli­ch viel Hingabe, um der Handlung zu folgen. Doch die Anstrengun­g lohnt sich, anders als für den Protagonis­ten, der zu spät erkennt, dass er benutzt wird.

Hochhäusle­r spielt geschickt mit der Wahrnehmun­g. Seine Kamera fängt die Ereignisse durch Glasscheib­en ein oder vermittelt sie über Überwachun­gsaufnahme­n und Spiegelung­en. Fabians Kampf um die Wahrheit ist spannend inszeniert, auch wenn Hochhäusle­r gängige Genre-Erwartunge­n unterläuft: Der Journalism­us ist in diesem Film der Verlierer. Recherchen: Nadja (Lilith Stangenber­g) soll von Fabian Groys (Florian David Fitz) lernen. Gemeinsam kommen sie etwas Großem auf die Spur.

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BILD: ARTE/HEIMATFILM/MACT
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